Zwei Topteams fehlen beim A1GP-Saisonauftakt

A1GP-Serie in der Krise: Nach der Absage des Auftaktrennens in Mugello fehlen in Zandvoort die Teams aus Deutschland und Großbritannien

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hätte die A1GP-Serie schon Mitte September in Mugello in ihre vierte Saison starten sollen, doch aufgrund von Verzögerungen beim Bau des neuen Chassis - der Crashtests war erst Mitte August nach einem schweren Unfall von Patrick Friesacher bei Testfahrten bestanden worden - musste der Auftakt um zwei Wochen verschoben werden.

Titel-Bild zur News: A1GP-Logo

Powered by Ferrari: Am Wochenende startet die neue A1GP-Saison

Am kommenden Wochenende geht es in Zandvoort endlich los, doch zwei Topteams der vergangenen Jahre werden fehlen: Deutschland und Großbritannien. Die Briten wurden mit den Vorbereitungen des neuen Chassis nicht rechtzeitig fertig und zeigen sich darüber "sehr enttäuscht", werden aber später in die Saison einsteigen. Teamchefin Katie Clements, kämpferisch: "Das ändert nichts an unserem Ziel, diesmal Meister zu werden!"#w1#

Weber hat genug von der A1GP-Serie

Die deutsche Absage kam schon vor einigen Wochen. Teamchef Willi Weber wurde von der A1GP-Führung wochenlang im Dunkeln stehen gelassen, wartet auch immer noch auf das Preisgeld für den Meistertitel in der Saison 2006/07 mit Nico Hülkenberg. Weber hält 50 Prozent an der deutschen Franchisinglizenz, will diese aber angesichts des Fiaskos lieber heute als morgen verkaufen. Die andere Hälfte der Anteile gehört Tony Teixeira.

Hinter vorgehaltener Hand hört man, dass der sportlich ambitionierte Ferrari-Deal zumindest marktwirtschaftlich gesehen nicht der erhoffte Segen war. Alle A1GP-Autos sind bekanntlich ab dieser Saison mit Ferrari-Motoren ausgestattet, außerdem stand Rory Byrne bei der Chassisentwicklung beratend zur Seite. Aber aufpassen: Das Chassis wurde nicht von Ferrari gebaut, sondern von A1GP-Technikchef John Travis, dem ehemaligen Designer der Penske-IndyCars!

"Unsere Situation ist unglücklich", muss A1GP-Geschäftsführer Pete da Silva eingestehen. "Einige Teams werden leider nicht in Zandvoort sein." Da Silva bedankte sich auch bei allen geduldigen Zulieferern, Partnern und Sponsoren, "die weiter zu uns stehen. Wir haben viele von ihnen um sehr viel gebeten - und sie haben geliefert." Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte die gesamte A1GP-Saison 2008/09 platzen können.

Ein Jahr danach: Ernüchterung

Willi Weber

Schön war's, vorbei ist's: Willi Weber hat genug von der A1GP-Serie Zoom

Aus Neuseeland hört man indes, dass es wohl "etwas zu ambitioniert" war, zu erwarten, 25 neue Autos in nur elf Monaten fertig zu bekommen. "Ferrari wird unsere Marke noch wertvoller machen", hatte die A1GP-Führungsetage bei der offiziellen Bekanntgabe des Ferrari-Deals am 11. Oktober 2008 verlauten lassen. Ein Jahr später sieht es anders aus: Offensichtlich hat sich die A1GP-Serie mit der Ferrari-Kooperation etwas übernommen.

Dass am kommenden Wochenende überhaupt gefahren werden kann, ist aber als Anzeichen für den ausgeprägten Überlebenswillen der Nationenmeisterschaft zu werten. Um die Auswirkungen der Verzögerungen auf den Sport zu minimieren, hat man sich auch kurzerhand eine Gegenmaßnahme einfallen lassen: Streichresultate! Wer also in Zandvoort noch nicht mit von der Partie ist, verliert deswegen nicht unbedingt Boden in der Gesamtwertung.

A1GP und die Finanzkrise

Übrigens: Im Gegensatz zur Formel 1 ist die A1GP-Serie auch direkt von der weltweiten Finanzkrise betroffen, denn seit Ende 2006 hält die Hedgefondsgesellschaft RAB Capital 52 Prozent am selbsternannten "World Cup of Motorsport". Der Aktienkurs von RAB Capital ist seither um etwa 80 Prozent eingebrochen! Außerdem ist die A1GP-Serie verschuldet - und der allheilende Börsengang ist derzeit in weiter Ferne.

Zumindest eine gute Nachricht gibt es aber: Heute wurde bekannt, dass 'Premiere' die Rennen weiterhin im deutschen Pay-TV übertragen wird. Weitere A1GP-TV-Verträge in traditionsreichen Motorsportländern wurden mit 'Fox Sports' (Australien), 'Sky Sports' (Großbritannien) und 'RTL7' (Niederlande) abgeschlossen. Wie die Situation mit 'RAI' in Italien aussieht, entzieht sich zum jetzigen Zeitpunkt unserer Kenntnis.