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Carroll-Kolumne: Als A1GP-Champion in die Formel 1?
Adam Carroll schreibt über den Gewinn seines ersten großen Titels in der A1GP-Serie und über seine Hoffnungen auf ein Formel-1-Cockpit
Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

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Nach Frankreich, Deutschland und der Schweiz jetzt also unsere Flagge
seit Brands Hatch sind inzwischen ein paar Tage vergangen und ich hatte ein bisschen Zeit, das Ganze wirken zu lassen. Ich muss sagen: Es fühlt sich fantastisch an, A1GP-Champion zu sein! Seit Brands hatte ich unglaublich viele Interviews und PR-Termine, aber langsam wird es ein bisschen ruhiger und ich kann nach der harten Saison endlich ein bisschen ausspannen und mich über unseren Erfolg freuen.
Die Reaktionen nach Brands waren einfach unglaublich! Damit hätte ich nie gerechnet. Ich hatte insgesamt um die 100 Nachrichten auf meinem Handy, von denen ich 47 immer noch nicht beantwortet habe, weil es so stressig war. Vorher wusste ich nicht einmal, dass ich so viele Leute kenne - unglaublich! Es war mein erster Titelgewinn in einer großen Meisterschaft und dementsprechend groß war dann auch das Echo.#w1#
Endlich ein großer Titel
Wie ihr wisst, hatte ich es in der Vergangenheit nicht immer einfach. Ich war immer auf der Suche nach Sponsoren und musste fast jedes Jahr um meine Zukunft zittern. Umso größer ist die Erleichterung, dass ich nun endlich einen großen Titel gewonnen habe, dass ich endlich mal beweisen konnte, was ich wirklich drauf habe. Dafür muss ich mich natürlich vor allem beim Team bedanken, das einen großartigen Job gemacht und mir ein klasse Auto gegeben hat.
Ich glaube, Irland war diese Saison das beste von allen Teams. Wir waren auch früher schon schnell und haben Ende der vergangenen Saison in Mexiko unser erstes Rennen gewonnen, aber wir waren noch nicht konstant genug für eine komplette Meisterschaftskampagne. Dann kam Gerry Hughes als Technischer Direktor an Bord, ein ehemaliger Jaguar-Formel-1-Ingenieur. Er hat mit seiner Erfahrung den Unterschied gemacht.

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Mein Team nach der Entscheidung in Brands Hatch: Danke für alles, Jungs! Zoom
Es ist einfach von Anfang an gelaufen. Wir waren bei beiden Vorsaisontests am schnellsten und gingen entsprechend optimistisch in die Saison. In Holland qualifizierte ich mich als Dritter, aber ich konnte keines der beiden Rennen beenden. Von da an wurden wir jedes Wochenende stärker. Im Laufe der Saison wurde mir schnell klar, dass wir nur sehr schwer zu schlagen sein würden, wenn alles normal läuft. Und tatsächlich ereilten uns dann nicht die üblichen Dramen des Motorsports. So haben wir den Sack in Brands Hatch zugemacht.
Ich bin nicht anders gefahren als früher, aber ich habe sehr hart trainiert und ich konnte mich endlich mal zu 100 Prozent auf eine Sache konzentrieren - ohne Ablenkungen wegen finanzieller Unsicherheiten oder so. Ich gebe zu, dass ich früher kleine Schwächen hatte, zum Beispiel das Qualifying und die Konstanz. Aber ehrlich gesagt hatte ich früher auch nie das nötige Material, um es besser zu machen. Diese Saison schon - und prompt habe ich bewiesen, dass ich auch das kann!
Wenn man eine Meisterschaft wie die A1GP gewonnen hat, kann das nächste Ziel eigentlich nur die Formel 1 sein. Das war schon immer mein Traum. Ich bin heute 26 und damit nicht mehr so jung wie manche andere Piloten, aber ich finde nicht, dass das gegen mich spricht. Ganz im Gegenteil: Ich bin immer noch jung genug, habe jedoch viel mehr Erfahrung als viele andere Piloten, die aus der GP2 oder der Formel 3 kommen.
Gute Voraussetzungen für die Formel 1
Ich kenne 90 Prozent der Formel-1-Strecken. Ich bin schon mal mit solchen Autos gefahren. Ich habe bewiesen, dass ich konstant sein und eine Meisterschaft gewinnen kann. Natürlich lernt man immer etwas dazu, aber dieses berühmte Lehrjahr würde bei mir wegfallen, glaube ich. Ich muss nur meine Chance bekommen. Die Situation ist jetzt anders als damals, als ich für Honda getestet habe. Ich musste alles auf die harte Tour lernen. Das hat mich geprägt.

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Mein Teamchef Mark Gallagher hat vor, 2010 in die Formel 1 einzusteigen Zoom
Durch die Überlegungen der FIA, eine Budgetobergrenze einzuführen, interessieren sich viele neue Teams für die Formel 1. Dazu gehört auch mein A1GP-Teamchef Mark Gallagher. Mark kennt mich gut und ich kenne ihn gut, aber garantiert ist trotzdem nichts. Ich hoffe, dass ich in Betracht gezogen werde, falls sich da eine Tür auftun sollte. Das könnte eine Möglichkeit sein.
Ich strecke meine Fühler aber in alle Richtungen aus. Alle im Grand-Prix-Paddock wissen, was wir diese Saison erreicht haben, und viele Leute aus der Formel 1 haben sich bei mir gemeldet und mir gratuliert. Zum Beispiel kenne ich bei Brawn noch viele Leute, weil ich ja damals für Honda getestet habe. Aber das gilt nicht nur für Brawn, sondern auch für andere Teams.
Derzeit halte ich mich in Nordirland auf, wo ich ein bisschen ausspanne und ein bisschen Zeit mit meinen Hunden verbringe. Das ist ideal, um nach der harten Saison auszuspannen. Ich werde nun ein paar Wochen Urlaub machen und mich dann wieder voll ins Training stürzen. Und natürlich verfolge ich ganz genau, was sich in der Formel 1 tut, schließlich ist das auch für meine persönliche Zukunft wichtig.
Abschließend möchte ich mich bei euch, meinen deutschen Fans, für die Unterstützung bedanken. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit bei Audi in der DTM, die ich sehr genossen habe. Vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr beim Grand Prix von Deutschland wieder! Das würde mich wahnsinnig freuen. Jedenfalls werde ich alles dafür geben. Sobald es Neuigkeiten gibt, melde ich mich wieder.
Euer

