Kallio: "Muss Simoncelli unter Druck setzen"
KTM-WM-Hoffnung Mika Kallio erklärt im Interview, wie er Marco Simoncelli den Titel im Saisonendspurt streitig machen will
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mika, du bist gut in den Saisonendspurt gestartet und dein Motorrad sieht stark aus. Hat dein Team irgendwelche wichtigen Updates gebracht?"
Mika Kallio: "Unser Technischer Direktor Harald Bartol hat einige neue Zylinder mitgebracht sowie die Steuerung für die Motorenelektronik verbessert. Ich habe diese Upgrades auf beiden Motorrädern ausprobiert und beide fühlten sich toll an. Natürlich ist es schwierig, unsere jetzige Lage mit dem Zustand von vor der Sommerpause zu vergleichen. Es gab einige Wochen ohne Training und Rennen, da weiß man dann nicht mehr alles ganz genau - wenn es einen Unterschied gibt, dann ist der nämlich sehr gering."

© Kirn F.
Mika Kallio rechnet sich gute Chancen aus, 2008 den 250er-WM-Titel zu holen
"Wichtig ist aber, dass wir wohl in der Lage sind, mit Aprilia mitzuhalten. Ich hatte die Gelegenheit, mit einigen Aprilia-Piloten zu fahren, und alles sieht danach aus, dass unsere Performance recht ähnlich ist. Unser Aggregat war sogar schon beim vergangenen Rennen am Sachsenring konkurrenzfähig und jetzt haben wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht - in Richtung Aprilia. Wir haben aufgeholt und das ist prima. Für dieses Wochenende sieht alles gut aus, wir haben keine Probleme. Was das Chassis betrifft, so benutzen wir dieselbe Spezifikation wie am Sachsenring. Unser Basissetup für diese Strecke ist schon recht gut. Wir probieren lediglich eine andere Gabelbrücke aus, um zu sehen, ob wir uns weiter verbessern können."#w1#
Frage: "Du hast in der Meisterschaft lange geführt, ehe Marco Simoncelli an dir vorbeigegangen ist. Was für ein Gefühl hast du für das Saisonfinale?"
Kallio: "Das wird sicherlich für alle sehr aufregend, speziell natürlich für die Fahrer! Sicherlich hätte ich den ersten Platz in der Meisterschaft vor der Sommerpause gerne behalten wollen, aber wir konnten am Sachsenring einfach nicht mehr bringen - mehr als P4 war dort nicht drin. Ich war nach dem Rennen etwas enttäuscht, aber jetzt habe ich wieder ein gutes Gefühl. Ich freue mich sehr, wieder zurück auf der Strecke zu sein, und es ist wichtig, dass wir von der ersten Trainingssitzung an gut dabei sind. Man sollte zum Saisonstart immer gleich ein gutes Ergebnis einfahren, das gibt nämlich ein gutes Gefühl für die weiteren Rennen. Nach der Pause sind wir jetzt in einer ähnlichen Lage. Sollten wir hier gut abschneiden, dann wird es gewiss leichter, diesen Schwung in die kommenden Rennen mitzunehmen."
Frage: "Denkst du, dass Simoncellis Erfolg deinem Team eine zusätzliche Motivation verliehen hat?"
Kallio: "Jeder hier im Team weiß, dass wir zu jeder Zeit 100 Prozent geben müssen, und alle haben bislang wirklich alles gegeben. Das trifft auch für mich zu: Jedes Mal, wenn ich auf die Strecke gehe, dann hole ich stets das Maximum aus mir heraus. Es macht keinen Unterschied, dass wir nun Zweiter in der Meisterschaft sind. Jeder im Team will unsere Mitbewerber schlagen und zurück an die Spitze gelangen. Wir machen also mit demselben Schwung und Elan weiter wie bisher auch."
Frage: "Was sind die Schwächen von Simoncelli? Wie kannst du ihn schlagen?"
Kallio: "In den vergangenen fünf Rennen waren er und sein Team sehr stark. Für den Moment sieht es danach aus, als hätten sie nicht sonderlich viele Schwachstellen. Der Schlüssel, um sie zu schlagen, ist eine Menge harter Arbeit. Wenn wir Schwächen entdecken wollen, dann müssen wir uns vielleicht zurückerinnern, wie er im vergangenen Jahr und im Jahr davor abgeschnitten hat - da hat er viele Unfälle gebaut. In dieser Saison hatte kaum Stürze. Wenn wir aber den Druck auf ihn im Saisonendspurt aufrechterhalten können, dann macht er vielleicht wieder mehr Fehler. Unser Plan ist also, ihn unter Druck zu setzen - immer und überall."
Frage: "Wie hast du dich auf den letzten Teil der Saison vorbereitet? Hast du entspannt oder trainiert?"
Kallio: "Ich habe in der Sommerpause viel relaxt. Wir waren eine Woche lang in Urlaub in Lappland. Ich bin an einen See gegangen zum Angeln, habe meine Freunde besucht und Zeit mit meiner Familie verbracht. Aber natürlich muss jeder auf diesem Wettbewerbslevel einiges an Sport treiben, um fit zu bleiben. Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und bin auch Supermoto gefahren. Jetzt sieht alles blendend aus: Ich bin in Form, habe ein ausgezeichnetes Gefühl mit dem Bike und kann es kaum erwarten, wieder Rennen zu fahren!"

