• 06.03.2008 11:25

Hintergrund: Die Deutschen in der Motorrad-WM

In der Königsklasse ist Deutschland nach dem Ausscheiden von Alex Hofmann nicht mehr vertreten - Hoffnungen ruhen auf dem Kiefer-Team

(Motorsport-Total.com/sid) - Endlich wieder zwei Podestanwärter - doch danach nur gähnende Leere: Mit kuriosen Voraussetzungen gehen die deutschen Motorradpiloten in die am Sonntag mit einem Nachtrennen in Katar beginnende WM-Saison 2008. Zwar starten die beiden oberen Klassen nach dem Ausstieg von Alex Hofmann (MotoGP) und dem Rücktritt von Dirk Heidolf (250er) ohne jede deutsche Beteiligung, dafür stehen die beiden 18-jährigen Youngsters Stefan Bradl (Zahling) und Sandro Cortese (Berkheim) vor ihrem endgültigen Durchbruch.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl zählt zu den heißesten WM-Hoffnungen aus deutscher Sicht

Dass die deutschen Fans auf die erste Podestplatzierung seit dem 2. Mai 2004 (Steve Jenkner als Zweiter in Jerez) hoffen dürfen, zeigte die Vorbereitung mit starken Leistungen der beiden Hoffnungsträger. Cortese fuhr bei allen Tests in den Bereich der Top 5, Bradl setzte beim offiziellen Test in Jerez als Dritter sogar ein echtes Highlight. "Das ist schon sehr gut gelaufen. Es kann losgehen", sagte der Sohn des zweimaligen Vizeweltmeisters Helmut Bradl, der nach seinem vielleicht überstürzten Rücktritt vor der vergangenen WM-Saison Ende 2007 mit dem Titelgewinn in der stark besetzten Spanischen Meisterschaft auf sich aufmerksam machte.#w1#

Bradl und Cortese als heiße Tipps

In die Saison 2008 geht Bradl Jr. mit einer von fünf Aprilia-Werksmaschinen, Cortese sitzt immerhin auf einer aus dem Vorjahr. Während sein Teamchef Daniel Epp von dem bisher meist nur im Training starken Schwaben "mehr Konstanz und einen Platz unter den ersten Sechs in der WM-Wertung" erwartet, hält Stefan Kiefer den Druck auf Bradl absichtlich gering. "Die Vorbereitung lief außergewöhnlich gut", sagte der Mannschaftsboss. "Aber wir haben vorher gesagt, wir wollen mit Stefan unter die ersten Zehn in der WM-Wertung, und daran hat sich nichts geändert. Wenn es Ausreißer nach vorne gibt, sprich mal einen dritten oder vierten Platz, sind wir umso froher."

Kiefer trägt dennoch nahezu den kompletten Druck der deutschen Fans, denn außer den bei einem Schweizer Rennstall fahrenden Cortese vereint er die komplette deutsche Komponente. Bei dem einzigen deutschen WM-Team fahren mit Bradl und dem 17-jährigen Debütanten Robin Lässer (Isny) zwei von drei deutschen Fahrern. Zudem kehrt mit Publikumsliebling Ralf Waldmann der erfolgreichste deutsche Fahrer der letzten 15 Jahre als Chefmechaniker des dritten Kiefer-Piloten Robert Museran (Rumänien) auf die WM-Bühne zurück.

Beginnen wird die Saison am Sonntag mit einem ungewöhnlichen Highlight, wird der erste Lauf in Katar doch als Nachtrennen gestartet. Die Organisatoren sprachen stolz vom größten Flutlicht-Sportereignis aller Zeiten, 3.500 Lichtquellen erzeugen so viel Helligkeit wie in 70 Fußballstadien. "Es ist ungewohnt. Man weiß nie, ob man überholt wird oder ob es der eigene Schatten ist", sagte Bradl.

Nächstes Duell Stoner vs. Rossi?

Valentino Rossi und Casey Stoner

Viele hoffen auf eine Fortsetzung des Duells Valentino Rossi vs. Casey Stoner Zoom

Der im Kampf um die MotoGP-WM-Krone zuletzt zweimal geschlagene Superstar Valentino Rossi freut sich auf das Spektakel und will gleich ein Ausrufezeichen im Kampf gegen den im vergangenen Jahr so souveränen Weltmeister Casey Stoner setzten. Der erst 22-jährige Australier bietet dem nach dem durch Zahlung von 35 Millionen Euro an Steuerschuld nun befreit auffahrenden Italiener jedoch die Stirn: "Ich mache mir mehr Sorgen um Dani Pedrosa. Schließlich war er Vizeweltmeister und nicht Valentino."

Wie groß die Sehnsucht nach einem deutschen Highlight ist, zeigte die Tatsache, dass nach überraschend starken Ducati-Testfahrten des siebenfachen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher direkt über einen Wildcard-Auftritt beim Italien-Grand-Prix spekuliert wurde. "Das kann schon sein", antwortete MotoGP-Direktor Carmelo Ezpeleta ironisch, "aber nur mit Kimi Räikkönen im Seitenwagen..."