Verwunderung bei McLaren über LMDh-Medienbericht

Einem Medienbericht zufolge hat McLaren zuletzt wichtige Entscheidungen für einen LMDh-Einstieg 2027 getroffen - Dabei hat sich McLaren zufolge nichts geändert

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren gibt es bei McLaren einen Eiertanz um das Hypercar-Projekt für die 24 Stunden von Le Mans. Ein Einstieg liegt seit 2018 auf dem Tisch, doch bisher konnte sich McLaren nicht dazu durchringen. Angeblich bis jetzt.

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Gibt es endlich Bewegung im McLaren-LMDh-Projekt? Hersteller-Quellen wiegeln ab Zoom

Einem Bericht von Daily Sportscar zufolge sind nun richtungsweisende Entscheidungen gefallen. So habe es intern grünes Licht für ein volles Werksprogramm in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gegeben, ein IMSA-Engagement sei weniger wahrscheinlich (in den USA ist McLaren bereits in der IndyCar-Serie präsent) und es werde keine Kundenfahrzeuge geben.

In Sachen LMDh-Chassis soll Dallara in der Poleposition stehen, womit das McLaren-Hypercar nach Cadillac und BMW der dritte LMDh-Bolide wäre, der auf der Plattform der großen italienischen Chassisschmiede aufbaut.

Auch ein passender Zeitpunkt für die Bekanntgabe der Markteinführung wird genannt: Die 24 Stunden von Le Mans 2025, 30 Jahre nach dem Sieg 1995. Als Quelle wird ein hochrangiger McLaren-Manager genannt.

Nur: Bei McLaren selbst herrscht darüber Verwunderung. McLaren sei nicht weiter, als man es in Le Mans 2024 gewesen sei, heißt es gegenüber Motorsport-Total.com aus McLaren-Kreisen. Das grüne Licht sei immer noch ein Stück weit weg.

McLaren-CEO Zak Brown sagte damals, dass die Verlängerung der Homologationsperiode dem Geschäftsmodell geholfen habe, mehr ließ er sich nicht entlocken.

Hypercar, McLaren, Studie

McLaren gilt bereits seit den ersten Hypercar-Gesprächen als Kandidat Zoom

Wenn die Medienberichte stimmen, müsste McLaren die Entscheidung also bereits vor Le Mans getroffen haben. Doch Michael Leiters, Chef von McLaren Automotive, sagte damals im Hinblick auf den Motor, dass erst noch entschieden werden müsse, ob das Projekt überhaupt umgesetzt wird, bevor technische Entscheidungen getroffen werden.

Motorsport-Total.com hat auch direkt bei McLaren nach einer Stellungnahme gefragt. Darin heißt es: "Die Hypercar-Klasse der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft ist eine Kategorie, die für McLaren nach wie vor von Interesse ist, und wir werden die Entwicklungen weiter verfolgen. Wir sehen durchaus Vorteile darin, in dieser hochkarätigen und hart umkämpften Kategorie anzutreten, können aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht über eine zukünftige Teilnahme spekulieren."

Zeit läuft gegen McLaren

McLaren gilt seit 2018 als Kandidat für den Einstieg in die Hypercar-Klasse, hat sich aber noch nicht entschieden. McLaren steht vor dem ersten WM-Titel in der Formel 1 seit 2008 (Konstrukteurswertung) und engagiert sich auch bei den IndyCars, in der Extreme E/Extreme H und seit 2023 auch in der Formel E. Das Mantra des Herstellers lautet: Die Programme dürfen sich nicht kannibalisieren.

Ein Hypercar ist bisher aus verschiedenen Gründen gescheitert: Erst waren es Zweifel am Hypercar-Reglement, dann am Balancing zwischen LMH- und LMDh-Hypercars, dann kam die Pandemie, dann wirtschaftliche Turbulenzen im Zuge des Ukraine-Krieges, zuletzt stimmte immer wieder der Zeitpunkt einfach nicht. Zuletzt gab es Gerüchte, dass es keinen passenden Motor gäbe.

2027 wäre aber auch so etwas wie die letzte Gelegenheit, auf den Hypercar-Zug aufzuspringen. Dann gehen die ältesten LMDh-Boliden in ihr fünftes Jahr. Die aktuelle Homologationsperiode endet 2029.

Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass die Hypercars auch noch in den 2030er-Jahren bei den 24 Stunden von Le Mans starten dürfen. Ob sie dann aus eigener Kraft siegfähig sind, ist eine andere Frage. Alles hängt von der Entwicklung der Wasserstoffklasse ab. Wenn diese erst einmal verlässlich ist, dürften es konventionelle Antriebe zunehmend schwer haben.

Dass es bei McLaren manchmal länger dauert oder sogar eine Regeländerung braucht, zeigt das Beispiel GT: Seit 2012 galt McLaren als Kandidat für ein GT-Projekt in Le Mans. 2024 wurde es Realität.