Toyota nach Le Mans: Frustbewältigung mit Alex Wurz

(Motorsport-Total.com) - Eine schlimmere - rein sportliche - Tragödie als diejenige von Toyota bei den 24 Stunden von Le Mans 2016 ist wohl kaum mehr denkbar: Nach 23 Stunden und 57 Minuten blieb der führende TS050 Hybrid mit Kazuki Nakajima am Steuer auf der Start-Ziel-Geraden stehen - die Japaner verloren den sicher geglaubten ersten Sieg buchstäblich in letzter Minute. Verständlicherweise war das ganze Team deprimiert. Alexander Wurz hatte jedoch eine Idee und brachte die Mannschaft mit Videos wieder zum Lächeln.

© Toyota

Alexander Wurz machte die Toyota-Mitarbeiter mit einem Video wieder glücklich Zoom

"Die Woche nach Le Mans ist natürlich ein Woche, wie man sie im Motorsport nicht haben will", sagt der Österreicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "In dieser Woche sind einfach alle völlig leer gewesen. Man ist von dem Rennen noch erschöpft. Und wenn dann auch noch diese Traurigkeit dazukommt, dann fühlt man sich einfach leer."

Gleiches gab es natürlich auch auf Fahrerseite: Alle Piloten kamen mit gesenkten Köpfen zurück, einschließlich der Fahrer aus der #6. LMP1-Teams sind Rennställe, bei denen alle an einem Strang ziehen. Wurz, seines Zeichens Berater bei TMG in Köln, musste sich etwas einfallen lassen: Also habe ich mir überlegt, was wir machen können", so der 42-Jährige, der ein solch brutales Schicksal selbst noch nicht erlebt hat.

Schon bald kam ihm ein Einfall: "Jeder Fahrer sollte zwei Videos machen. In dem einen erzählt er, dass wir so knapp dran waren und wie traurig wir sind und so weiter. Und beim zweiten sollen sie sich dann kämpferisch geben und sagen: 'Wir sind Racer. Wenn wir jetzt aufgeben, wären wir Verlierer. Wir wollen gewinnen, deshalb geben wir Vollgas und gehen jetzt wieder ans Werk.' Das haben wir dann zu einem coolen Video zusammengeschnitten und es an alle Mitarbeiter geschickt."

Die Reaktion fiel äußert positiv aus, und zwar zunächst aus einer Richtung, die Wurz eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte. "Man hat gemerkt, dass die Produktion des Videos bereits den Fahrern enorm geholfen hat, das alles zu verarbeiten", erinnert sich der Österreicher. "Das hat ihnen so sehr geholfen, dass sie dadurch wiederum den anderen Mitarbeitern geholfen haben, nicht zu traurig zu sein. Wir haben nicht ein schlechtes Feedback erhalten. Das war so ein richtiger Reset-Knopf für alle."

Toyota hat durch die Tragik der Ereignisse nahezu unendlich viele Sympathien erhalten. "Dadurch, dass es so dramatisch war, ist mir schnell klar gewesen, dass dieses Ereignis für Toyota eine enorme emotionale Bindung zu den Endkunden schafft", sagt auch Wurz. "Es waren einfach alle traurig. Selbst die Formel-1-Teams, die viel Marketing betreiben, sagen, dass dies ein enorm hoher emotionaler Bindewert ist. Aber was bringt uns das? Wir wollen das Rennen gewinnen."