• 13.09.2010 15:47

  • von Britta Weddige & Roman Wittemeier

Offiziell: Aston Martin mit neuem LMP1 nach Le Mans

Aston Martin will 2011 nach dem Gesamtsieg in Le Mans greifen und hat nun offiziell bestätigt, dass man mit einem neuen LMP1-Renner antreten wird

(Motorsport-Total.com) - Nun ist es offiziell bestätigt: Aston Martin möchte 2011 mit einem neuen LMP1-Prototyp nach dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans greifen. Die britische Rennwagenschmiede sieht aufgrund des neuen technischen Reglements, das der Automobile Club De L'Ouest (ACO) für 2011 erarbeitet hat, die nötige Chancengleichheit, um es auch mit einem Benziner gegen die Dieselphalanx aufzunehmen.

Titel-Bild zur News: David Richards

David Richards und Aston Martin peilen den Gesamtsieg in Le Mans an

Das Interessante: Während spekuliert wird, dass neben Peugeot auch Audi künftig auf einen geschlossenen Prototyp setzen könnte, bekommt der neue Aston Martin ein offenes Monocoque. Das bringt Sichtvorteile im Regen, der Zeitgewinn beim Fahrerwechsel ist aber aufgrund des seit 2010 geltenden Boxenstopp-Reglements vernachlässigbar. Der Prototyp, der eine neue Gulf-Oil-Lackierung bekommt, wird auch mit einem eigens entwickelten neuen Rennmotor versehen.#w1#

"Nachdem wir in Le Mans 2007 und 2008 zwei Mal die GT-Klasse und 2009 auf Anhieb die Le-Mans-Series gewonnen haben, möchten wir unser ultimatives Ziel weiter erreichen: nämlich den Gesamtsieg bei den 24 Stunden zu holen und den Titel zurück nach Großbritannien zu bringen", sagt der Aston-Martin-Vorsitzende David Richards.

"In den vergangenen Jahren war es unmöglich, mit einem Benziner auf Augenhöhe gegen die Diesel anzutreten." David Richards

"In den vergangenen Jahren war es unmöglich, mit einem Benziner auf Augenhöhe gegen die Diesel anzutreten", erklärt Richards weiter. "Doch der ACO hat uns nun versichert, dass mit dem Reglement für 2011 das Kräfteverhältnis zwischen den neuen Autos richtig ausbalanciert wird. Unter diesen Bedingungen waren wir bereit, Aston Martins erstes reines Rennchassis und den ersten reinen Rennmotor seit über 50 Jahren zu entwickeln."

Seit Audi 2006 mit dem ersten Diesel-Prototyp in Le Mans an den Start gegangen ist, hat diese Antriebsart an der Sarthe dominiert. Das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen den Dieselprototypen von Audi und Peugeot und den Benzinern wurde viel diskutiert.

"Die Dieseltechnologie hat sich in den vergangenen Jahren ungemein schnell weiterentwickelt und wir profitieren alle bei unseren Serienfahrzeugen von den Rennsportaktivitäten Audi und Peugeot profitiert", wird Richards von 'Autosport' zitiert. "Aber ich denke, dass wir nun an einem Punkt angelangt sind, an dem die Situation stabilisiert werden kann. Und mit dem Entgegenkommen des ACO sind wir nun der Meinung, dass dies die Gelegenheit ist, um unseren eigenen Motor zu bauen, der speziell für diese Aufgabe entwickelt wird."

"Selbst mit diesem neuen Auto wird es angesichts der massiven Ressourcen unserer Konkurrenz weiter ein Kampf 'David gegen Goliath' sein, aber wir sind daran gewöhnt und freuen uns auf die Herausforderung", so Richards. Die Arbeit an dem neuen Chassis und dem neuen Motor läuft bei Aston Martin in Banbury schon seit einigen Monaten. Anfang 2011 soll der erste von insgesamt sechs geplanten Prototypen fahrbereit sein. Man hofft, bereits in Sebring 2011 an den Start gehen zu können. Das Programm ist zunächst auf zwei Jahre angelegt, bei Aston Martin denkt man aber lieber längerfristiger.

"Selbst mit diesem neuen Auto wird es angesichts der massiven Ressourcen unserer Konkurrenz weiter ein Kampf 'David gegen Goliath' sein." David Richards

Auf KERS, das ab 2011 in LMP1-Prototypen eingesetzt werden kann, will man bei Aston Martin aber verzichten. "Das halten wir nicht für den richtigen Ansatz. Aston Martin setzt auf Leichtbau, wenn es um Steigerung der Effizienz und um den grünen Gedanken geht. Ein KERS-System werden wir wohl weder selbst entwickeln, noch eines von einem externen Anbieter einkaufen", sagte Richards kürzlich gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Aston Martin konnte bisher nur einmal den Gesamtsieg in Le Mans holen: 1959 mit dem DBR1 von Roy Salvadori und Carroll Shelby. Aston Martin Racing wurde 2004 gegründet und konnte seitdem weltweit zahlreiche Werks- und Kundenerfolge feiern, unter anderem den Gewinn der GT1-Klasse in Le Mans 2007 und 2008 sowie den Gesamtsieg in der Le-Mans-Series 2009.

Artikel 19 gab den Ausschlag

AMR-Teamchef George Howard-Chappell bestätigt, dass Aston Martin die Entscheidung für den Bau des neuen Prototypen vom Reglement abhängig gemacht hat: "Wir haben viel darüber gesprochen. Und was für uns wirklich den Ausschlag gegeben hat, war die Einführung von Artikel 19 in das neue Reglement, der das Gleichgewicht zwischen Kraftstoffarten und Motortechnologien sicherstellt. Wir hatten viele Gespräche mit dem ACO darüber, wie das umgesetzt werden kann. Wir vertrauen dem ACO in Sachen Chancengleichheit und das ist auch, worauf wir hin arbeiten."

Einfach ist es jedoch nicht, dieses Kräftegleichgewicht herzustellen. Das betont ACO-Sportmanager Vincent Beaumesnil, der zu bedenken gibt, dass es vielleicht am Anfang noch nicht ganz perfekt umgesetzt werden könnte: "Es ist eine sehr komplexe Sache. Und man muss viele verschieden Faktoren mit in Erwägung ziehen, nicht nur die Rundenzeiten. Die Performance wird vom Fahrer beeinflusst, von den Reifen, den Bedingungen und so vielen anderen Faktoren."

"Wir möchten genau festlegen, was das richtige Reglement ist, um zwei unterschiedliche Technologien gleich zu stellen", so Baumesnil. "Wir werden an diesem Thema entschlossen weiterarbeiten und das auch in aller Offenheit zusammen mit den Herstellern tun." Er schließt auch nicht aus, dass das Reglement gegebenenfalls noch einmal nachgebessert wird. Allerdings sollen die Autos aber nicht - wie in anderen Serien - an jedem Wochenende neu angeglichen werden.