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  • 03.02.2017 10:03

  • von Roman Wittemeier

Neuer Audi R18: So knapp sind Bau und Einsatz gescheitert

Die 2017er-Version des Audi R18 wird nie auf die Strecken gehen: Bau und Einsatz des LMP1-Fahrzeuges sollte durch Kunden erfolgen - Deal sehr knapp gescheitert

(Motorsport-Total.com) - In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und bei den 24 Stunden von Le Mans 2017 wird es im Kampf um Gesamtsiege ein Duell zwischen Porsche und Toyota geben. Audi hat sich vor dem Hintergrund des Dieselskandals - die offizielle Sprachregelung lautet stets: "Sonderbelastungen vor dem Hintergrund der Dieselthematik" - aus der Szene verabschiedet. In der Entwicklungsabteilung in Neuburg war der neue R18 mit der internen Kennung "RP7" fertig entworfen.

Titel-Bild zur News: Audi RP7 R18 2017

Modell ist vorhanden: So hätte der neue Audi R18 für die Saison 2017 ausgesehen Zoom

Die Trauer im Lager von Audi Sport über den kurzfristigen Rückzug ist bis heute sehr groß. Viele Verantwortliche betonen immer wieder, dass "der RP7 eine Granate" geworden wäre. Die Daten des neuen LMP1-Fahrzeuges versprachen einen erheblichen Fortschritt zum Vorgängermodell. Audi wähnte sich auf dem Weg zurück an die Spitze der WEC. Die Früchte der Arbeit hätte nach dem Rückzug des Werksteams durchaus ein anderer ernten können.

Auch wenn einige Verantwortliche in Ingolstadt, Neuburg und Neckarsulm den Bau und Einsatz des neuen R18 für einen Kunden als absurd abtaten, so war eine solche Lösung dennoch zum Greifen nahe. "Das war realistisch", verrät Wolfgang Dürheimer, Motorsportchef des Volkswagen-Konzerns, auf Nachfrage von Motorsport-Total.com. "Der entsprechende Kunde war gefunden, bis Weihnachten hatten wir eine Absichtserklärung. Das Geschäft ist dann aber leider doch nicht zustande gekommen."

Woran der Deal letztlich scheiterte verrät der Allgäuer nicht. Potenzielle Stolpersteine gibt es reichlich: Kosten für den Bau, Komplexität des Betriebs und nicht zuletzt die Tatsache, dass private LMP1-Teams ihre Fahrzeuge bislang gar nicht mit einem Hybridsystem ausstatten dürfen. Dürheimer hätte den neuen R18 dennoch gern im Wettbewerb gesehen. Denn kein Motorsportprogramm des Konzerns hat die Relevanz für die Entwicklung von Straßenfahrzeugen derart gut darstellen können wie jenes in der LMP1-Klasse.

Dürheimer präsentierte im Rahmen des Sportbusiness-Kongress Spobis in Düsseldorf eine Grafik. Diese zeigte die konsequent verbesserte Effizienz des Audi-Antriebs in der WEC. Innerhalb von zehn Jahren eine Zunahme der Systemleistung um 74 Prozent, gleichzeitig eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs um 38 Prozent. "Deutlicher kann Fortschritt kaum sein", so Dürheimer, der genau jene Entwicklung im Rahmen der Le-Mans-Szene gern fortgesetzt sähe.


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"Ich wollte beispielhaft darstellen, wie sich die Technologie in den vergangenen Jahren rasant entwickelt hat - nicht nur bei Audi, sondern auch bei den anderen Herstellern. Und diese Reise geht weiter. Wer in diesem Jahr mit einem 2016er-Konzept in Le Mans fährt, wird niemals eine Chance auf den Sieg haben", erklärt der Markenchef von Bugatti und Bentley. "Die Themen Effizienz und CO2-Ausstoß werden uns noch viele Jahre beschäftigen, bis eines Tages vielleicht alle Fahrzeuge rein elektrisch fahren. Bis dorthin fließt aber noch viel Wasser den Rhein hinab."