• 22.11.2016 15:10

  • von Roman Wittemeier

WEC 2017 ohne Audi: Genügen auch zwei LMP1-Hersteller?

Nach dem Ausstieg von Audi: Wie geht es mit der WEC in den kommenden Jahren weiter? - Experten einig: Zwei Hersteller können ausreichend gute Show bieten

(Motorsport-Total.com) - Mit einem hoch emotionalen Doppelerfolg in Bahrain hat sich Audi aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) verabschiedet. Die Szene muss künftig ohne den langjährigen Wettbewerber aus Ingolstadt auskommen. Verschiedene Experten sich sich jedoch einig: Die WEC kann auch mit nur noch zwei LMP1-Herstellern ausreichend guten Sport bieten, um das Wachstum der Serie fortzusetzen.

Titel-Bild zur News: Toyota

Toyota verabschiedete den bisherigen Gegner Audi mit einer tollen Geste Zoom

"Es wird Auswirkungen haben, aber es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ein Hersteller aus der Szene aussteigt. Es wird nicht mehr so sein wie in den vergangenen drei Jahren, aber weitergehen wird es dennoch", meint Audi-Werksfahrer Marcel Fässler. Markenkollege Loic Duval bezeichnet den Ausstieg seiner Mannschaft als "schweren Schlag". Der Franzose ergänzt aber: "Auch mit zwei Marken gibt es gute Rennen. Diese Meisterschaft hat fünf Sterne. Und so wird es auch bleiben."

"Audi war ein echter Fixstern im Langstreckensport. Da ist schon etwas ganz Besonderes, was jetzt nach 18 Jahren ein Ende findet", sagt Andre Lotterer. "Es ist ein Jammer", stimmt Gerhard Berger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zu. "Diese Serie bräuchte eigentlich viel mehr Hersteller, einen richtigen Kampf zwischen Giganten. Es tut fürchterlich weh, wenn eine Marke wie Audi herausfällt."

Wenn plötzlich ein Drittel der Siegkandidaten fehlen

"In der Königsdisziplin, also in der LMP1-Klasse, verliert die WEC nun 33 Prozent des Starterfeldes. So etwas schmerzt natürlich. Es war schön, dass drei Marken gegeneinander gefahren sind", erklärt Alex Wurz. Der Österreicher sieht für die Zukunft jedoch alles andere als schwarz. "Wir sind schon vor der Geburt der Langstrecken-WM und auch zum Start der WEC mit nur zwei Werken gefahren. Das funktioniert schon", meint der Toyota-Repräsentant.

"Ich hoffe, dass es weiter gut funktionieren wird. Das Geschäftsmodell der WEC ist schließlich nicht nur auf LMP1 ausgelegt", so Wurz. "Wir haben eine starke GTE-Meisterschaft. Die neuen LMP2-Autos mit deutlich mehr Leistung werden richtig cool sein. Die Klasse bietet schon immer großartigen Sport. Wenn die nun noch schneller werden und in Le Mans Rundenzeiten unter 3:30 Minuten fahren, dann ist das sportlich absolut cool."

Lucas di Grassi

Ein Erfolg zum Abschied: Bahrain-Sieger Lucas di Grassi betet seinen Audi R18 an Zoom

"Der Audi-Abschied hat natürlich eine ziemlich große Auswirkung auf die Meisterschaft und den Stellenwert der WEC im Allgemeinen. Das macht uns Sorgen", erklärt TMG-Geschäftsführer Rob Leupen. Gemeinsam mit Porsche und den Vertretern von ACO, FIA und WEC werde man jedoch aktiv an der Verbesserung der Situation arbeiten. Das erste Ergebnis ist bereits offiziell: Das für 2018 geplante neue LMP1-Reglement wird frühestens 2020 eingeführt.

Gesamtbild in Le Mans wird sich deutlich verändern

"Wir müssen dafür sorgen, dass Porsche und Toyota eine attraktive Meisterschaft hinstellen. Wir haben es mit Audi 2012 und 2013 bewiesen, dass wir das machen können. 2014 und 2015 ist es ist dann größer und interessanter geworden, aber trotzdem glaube ich, dass wir eine sehr vernünftige Rennserie draus machen können", meint der niederländische Boss von TMG. "Mir ist wichtig, dass hier Technologie eingesetzt wird, die auch in den Straßenfahrzeugen einfließen kann."

"Man wird wahrscheinlich das gesamte Ausmaß erst erkennen, wenn sie nächstes Jahr nicht mehr da sind", sagt Andre Lotterer. "Le Mans ist auch schon vor Audi ein großes Rennen gewesen. Aber man muss schon sagen, dass es durch Audis Auftreten und das ganze Drumherum noch einmal eine Nummer größer geworden ist." Die Ingolstädter schrieben an der Sarthe das Marketing sehr groß. Es gab überall Bandenwerbungen, unzählige Hospitalities und Eventprogramme an der Sarthe.

"Ich glaube nicht, dass alles, was Audi gemacht hat, in dem Maße nicht aufgefangen werden kann. Wir haben nicht diese Marketingstrategie, die Audi und Porsche haben. Dementsprechend wird das nicht von Toyota aus kompensiert werden", sagt Leupen. "Vielleicht wird von unserer Seite aus künftig etwas mehr gemacht, aber sicher nicht in dem Maße, wie Audi das gemacht hat. Vielleicht machen wir es etwas weniger abgehoben."


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"Es wird ein anderes Bild in Le Mans werden. Trotzdem glaube ich, dass das Feld voll sein wird", so der TMG-Geschäftsführer. "Bei den LMP2 wird sich viel tun, da habe ich kaum Befürchtungen. Aber bei den LMP1-Teams wird es natürlich ein bisschen dünner sein als in den vergangenen Jahren. Die Frage, wie viele Autos es werden, können wir frühestens im Januar beantworten." Die Entscheidung über den Einsatz eines dritten Toyotas ist noch nicht offiziell. Viele Signale deuten jedoch in eine solche Richtung.