McNish untröstlich: "Ich bin am Boden zerstört"

Bis in die Mittagsstunden kämpfte der Audi mit der Startnummer zwei in Le Mans um den Sieg, doch ein Unfall von Allan McNish warf die Mannschaft zurück

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Toyota, die einzige Rivalen des Audi-Teams, schon vor der Halbzeit der 24 Stunden von Le Mans aus dem Rennen ausschieden, konnten sich die Zuschauer an der Rennstrecke und den TV-Geräten nicht über mangelnde Spannung beklagen. Die beiden Audi R18 e-tron quattro lieferten sich über viele Stunden einen packenden Zweikampf um die Spitze. Der Abstand zwischen beiden Hybrid-Autos betrug zeitweise nur wenige Sekunden, bis zum Sonntagmittag durften Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish davon träumen, als erste Hybrid-Sieger in die Le-Mans-Geschichte einzugehen.

Titel-Bild zur News: Audi R18 e-tron quattro

Die Startnummer zwei kämpft lange mit dem Schwesterauto um den Sieg

Doch rund zwei Stunden vor dem Ende des Rennens war dieser Traum ausgeträumt. McNish kam in den Porsche-Kurven von der Strecke ab und beschädigte die Front des Fahrzeugs. Der nachfolgende Reparatur-Stopp beendete das Teamduell um den Sieg. Der Schotte war nach dem Rennen untröstlich: "Ich bin am Boden zerstört. Es tut mir leid für unser Team: Dindo, Tom, die Ingenieure und Mechaniker: Sie haben das ganze Rennen über perfekt gearbeitet. Trotz einiger Probleme haben wir bis zu meinem Unfall um den Sieg gekämpft."

"Das war eine sehr, sehr große Enttäuschung." Allan McNish

Den Unfall geschah bei der Überrundung eines GTE-Autos. "Ich bin in den Porsche-Kurven auf ein langsameres GT-Fahrzeug aufgelaufen und habe erwartet, dass er rechts bleibt. Doch das hat er nicht getan. Warum, weiß ich nicht. Ich habe mich gedreht und bin mit der rechten Vorderseite in die Leitplanke gekracht. Dabei wurden die Frontverkleidung und die Radaufhängung beschädigt - die notwendige Reparatur hat uns zwei Runden gekostet", beschreibt der Schotte den Hergang. "Das war eine sehr, sehr große Enttäuschung."

Kein Geburtstagsgeschenk für Capello

"So etwas jedem Fahrer jederzeit passieren kann." Dindo Capello

"Bis zum Unfall war es für uns ein tolles Rennen", sagt Geburtstagskind Capello, der gestern 48 Jahre alt wurde. "Als er passierte, haben wir um den Sieg gekämpft. Wie man im vergangenen Jahr gesehen hat, muss man Risiken eingehen, wenn man gewinnen will. Ohne diese hätte Audi damals nicht gesiegt. Daher sind wir auch in diesem Jahr Risiken eingegangen. Das Ergebnis ist enttäuschend für das ganze Team und besonders für Allan."

Capello macht seinem Kollegen jedoch keinen Vorwurf. "Als Rennfahrer, weiß ich, wie er sich jetzt fühlt. Tom und ich wissen, dass so etwas jedem Fahrer jederzeit passieren kann, insbesondere, wenn man um den Sieg kämpft. Hier in Le Mans darf man während des Rennens mittlerweile keine Zehntelsekunde mehr verschenken. Manchmal geht es gut aus und manchmal nicht. Für uns ist es diesmal schiefgegangen. Aber beim nächsten Mal haben wir wieder mehr Glück", so der Italiener, der angekündigt hatte, im kommenden Jahr nicht mehr in Le Mans zu fahren.

"Aber noch trauriger macht mich, dass Dindo bei seinem letzten Start in Le Mans nicht gewonnen hat. Er hätte es verdient gehabt. Wir haben alles dafür gegeben", sagt Kristensen. "Herzlichen Glückwunsch an das Auto mit der Nummer eins. Sie haben einen tollen Job bemacht und den Erfolg ebenfalls verdient. Die Leistung und Zuverlässigkeit von Audi ist beeindruckend, wenn man sieht, welche Herausforderungen im Rennen zu meistern waren. Man muss in Le Mans zu jeder Zeit mit allem rechnen."