Capello: Mit Platz zwei in den Le-Mans-Ruhestand?

Nach dem Unfall von Teamkollege Allan McNish verpasste Dindo Capello bei seinem mutmaßlich letzten Le-Mans-Start den vierten Gesamtsieg

(Motorsport-Total.com) - Dindo Capello hätte gestern beinahe doppelten Grund zum Feiern gehabt. Zum einen beging der Italiener gestern seinen 48. Geburtstag, zum anderen kämpften er und seine Teamkollegen Tom Kristensen und Allan McNish im Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer zwei bis etwa zwei Stunden vor Ende der 24-Stunden-Hatz mit dem Schwesterauto mit der Nummer eins um den Gesamtsieg. Doch ein Abflug von McNish und der anschließende Reparatur-Stopp sorgte für eine Entscheidung im Teamduell.

Titel-Bild zur News: Rinaldo Capello

War Dindo Capello 2012 wirklich zum letzten Mal in Le Mans am Start?

Damit blieb dem Routinier bei seinem 14. und mutmaßlich letzten Start in Le Mans der vierte Gesamtsieg verwehrt. Capello hatte vor dem Rennen angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr in Le Mans zu starten, aber die Audi-Verantwortlichen schließen offenbar nicht aus, dass der Italiener es sich noch einmal anders überlegt. "Ich gratuliere den Siegern, hätte es aber auch dem anderen Team gegönnt, insbesondere Dindo, der ja gestern Geburtstag feierte und wahrscheinlich sein letztes Le-Mans-Rennen bestritten hat - obwohl wir das ja schon seit fünf Jahre denken...", sagt Ralf Jüttner, Technischer Direktor des Joest-Teams.

Auch seine Teamkollegen hätten Capello gerne zum Abschied den Gesamtsieg geschenkt. "Ich bin traurig darüber, dass ich in den Schlussrunden nicht mehr mit Andre um den Sieg kämpfen konnte. Aber noch trauriger macht mich, dass Dindo bei seinem letzten Start in Le Mans nicht gewonnen hat", sagt Kristensen. "Er hätte es verdient gehabt. Wir haben alles dafür gegeben."

"Ich bin am Boden zerstört", sagt ein sichtlich geknickter McNish. "Es tut mir leid für unser Team: Dindo, Tom, die Ingenieure und Mechaniker: Sie haben das ganze Rennen über perfekt gearbeitet. Trotz einiger Probleme haben wir bis zu meinem Unfall um den Sieg gekämpft. Ich bin in den Porsche-Kurven auf ein langsameres GT-Fahrzeug aufgelaufen und habe erwartet, dass er rechts bleibt. Doch das hat er nicht getan. Warum, weiß ich nicht."

Capello hingegen macht seinem Teamkollegen keine Vorwürfe, sondern nimmt ihn in Schutz. "Wie man im vergangenen Jahr gesehen hat, muss man Risiken eingehen, wenn man gewinnen will. Ohne diese hätte Audi damals nicht gesiegt. Daher sind wir auch in diesem Jahr Risiken eingegangen. Das Ergebnis ist enttäuschend für das ganze Team und besonders für Allan. Als Rennfahrer, weiß ich, wie er sich jetzt fühlt."

"Tom und ich wissen, dass so etwas jedem Fahrer jederzeit passieren kann, insbesondere, wenn man um den Sieg kämpft. Hier in Le Mans darf man während des Rennens mittlerweile keine Zehntelsekunde mehr verschenken. Manchmal geht es gut aus und manchmal nicht. Für uns ist es diesmal schiefgegangen", so Capello. "Aber beim nächsten Mal haben wir wieder mehr Glück." Ein nächstes Mal? Endgültig scheint die Entscheidung zum Rücktritt offensichtlich nicht zu sein.


Fotos: Audi Sport, 24 Stunden von Le Mans


Capello fuhr 1998 zum ersten Mal in einem McLaren F1 in Le Mans, seitdem nahm er nur 2005 nicht am Rennen teil. Seit 1999 fährt er für Audi, 2003 trat er jedoch für die Konzernschwester Bentley an. Die Bilanz des Italieners in Le Mans ist beeindruckend. Bei 14 Teilnahmen feierte er drei Gesamtsiege und stand acht weitere Male auf dem Siegerpodium.