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McNish: Nächstes Jahr greife ich wieder an
Allan McNish sorgte bereits in der ersten Stunde mit seinem heftigen Abflug für eine Schrecksekunde, blieb jedoch ohne unverletzt
(Motorsport-Total.com) - Nach einem dritten Platz im Vorjahr wollte Allan McNish 2011 den dritten Sieg in Le Mans holen. Doch bereits nach 14 Runden war der Traum ausgeträumt. Beim Überrunden von Anthony Beltoises Ferrari kam es zum verhängnisvollen Zwischenfall bei dem McNish spektakulär abflog. Glücklicherweise kam der Schotte nicht zu Schaden und konnte den völlig zerstörten Audi aus eigener Kraft verlassen

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Allan McNish ist nach dem Aus verständlicherweise etwas mürrisch
Frage: "Du hattest etwas Zeit um deine Gedanken zu sortieren. Kannst du das Gefühl vom Einschlag beschreiben?"
Allan McNish: "Man hat in dem Moment eines Einschlags mit der Geschwindigkeit keine Gefühle. Man wartet einfach ab. Man weiß, dass es einen Unfall geben wird und wartet ab. Der Einschlag selbst war glücklicherweise rückwärts. Doch danach hat es lange gedauert, bis es zum Stillstand kam."

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Allan McNishs Audi kollidierte nach 14 Runden mit einem GT-Ferrari Zoom
"Als es zum Stillstand kam und kopfüber auf der Seite lag, war mein erster Gedanke: 'Ok, wie komme ich jetzt hier raus?' Ich habe die Box angefunkt, aber es gab keinen Funk, was sie sicher ein wenig verunsichert hat. Ich wusste, dass ich okay war, aber sie hatten dieses Wissen nicht zu dem Zeitpunkt. Ich habe per Funk gesagt, dass es mir gut geht. Ich wollte wissen, wie viel kaputt ist, weil ich es nicht sehen konnte."
"Wir hatten bereits einige Unfälle, bei denen man das Auto in einem spektakulären Zustand wieder in die Box zurück gebracht hat. Aber unglücklicherweise war es dieses Mal zu sehr zerstört."
Erster Gedanke: Kann ich weiter fahren?
Frage: "War es für dich sofort klar, dass damit das Rennen beendet war?"
McNish: "Nein, ich wusste nicht, dass es zu Ende war. Deswegen habe ich über den Funk die Situation abgefragt. Aber ich habe keine Antwort erhalten. Aber als ich mich umgesehen habe, wurde mir klar, dass die Front, die Spiegel und das Heck fehlten. Die Chance aufs Weiterfahren war minimal."
Frage: "Hattest du bei den Überschlägen Angst, dass du über die Begrenzung fliegen könntest?"
McNish: "Nein, man hat keine Ahnung, wo man gerade ist. Man weiß ja nur, dass man oben ist."

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Der Audi war nach dem Unfall definitiv nicht mehr einsatzbereit Zoom
Frage: "Kannst du dir vorstellen, wie das ausgegangen wäre, wenn du ein offenes Auto gefahren hättest?"
McNish: "Sowas kann man sich nicht vorstellen. Das macht keinen Sinn. Um ehrlich zu sein, ist die Frage absurd. Ich war in einem geschlossenen Auto. Ich denke die Finne hat einen guten Job gemacht. Wenn man Vorfälle aus der Vergangenheit betrachtet, dann sieht man, dass die ACO mit ihren Regulierungen dazu beigetragen hat. Möglicherweise ist es ein Häkchen für die Regulation der Finne. Auf jeden Fall ist es ein Zeichen für die Konstrukteure des Audi. Sie übertreffen die vorgegebenen Limits, die sicherstellen, dass die Sicherheit des Cockpits gegeben ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist das Monocoque komplett intakt."
Besorgte Angehörige
Frage: "Wie ist deine Familie mit dem Unfall umgegangen?"
McNish: "Die Familie und jeder andere ist da besorgt. Ich bin dieses Jahr seit 30 Jahren Teil des Sports und da weiß man, dass es riskant ist. Man geht keine übertriebenen Risiken ein. Alles was wir zur Vorbereitung machen soll die Risiken minimieren. Es gibt immer ein Risiko. Es kann auch etwas auf dem Rückweg zum Flughafen passieren."
"Ich denke, sie sind mehr enttäuscht, dass das Rennen vorbei ist und wir wieder ein Jahr warten müssen, bevor wir es wieder knallen lassen können."

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McNish konnte durch eigene Kraft zu den behandelnden Ärzten gehen Zoom
Frage: "Durch die Leistungsverringerung mussten die LMP1-Fahrzeuge mehr Risiken im Verkehr eingehen. War das en Zusatzfaktor bei einigen Unfällen dieses Wochenende?"
McNish: "Ich habe nicht viele gesehen. Aber es ist kniffliger mit weniger Geschwindigkeitsüberschuss zu überholen. Wenn man auf den Geraden weniger Überschuss hat, dann überholt man mehr in Kurven. Das Rennen ist enger geworden und es geht um Zehntel-Sekunden. Da muss man seine Vorteile so oft wie möglich nutzen."
"Aber ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es die Chancen erhöht hat. Wenn ich hundert PS mehr gehabt hätte, hätte ich ihn sicher einfach überholen können. Aber dann hätte ich ihn auch an einer anderen Stelle überholt."
Schwierige Bergung
Frage: "Nach dem Unfall lag das Auto auf dem Dach. Die Streckenposten konnten dich so nicht herausholen. Kannst du uns sagen, was sie dir gesagt haben und ob du besorgt warst, dass sie das Auto erst umdrehen mussten?"
McNish: "Nein, weil ich wusste, dass ich okay bin. Als erstes öffneten sie die linke Tür und mein Französisch hat ausgereicht, um ihnen zu mitzuteilen, dass ich okay bin, auch wenn ich ein wenig durcheinander geschüttelt wurde. Ich sagte ihnen, dass sie alles okay ist und sie bitte vorsichtig beim Umdrehen sein sollen."

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Wolfgang Ullrich war nach dem Unfall seines Piloten sehr besorgt Zoom
Frage: "Was hat Wolfgang Ullricht zu dir gesagt, als du aus dem Auto steigen konntest? Er sah recht emotional aus.
McNish: "Man sollte zuerst wissen, dass wir bereits sehr lange zusammen für Audi arbeiten. Es ist wie in einer Familie. Das geht von oben nach unten. Da gibt es keine Frage. Es gab durchgängig ungekünstelte Sorge, das war nicht für das Fernsehen gespielt. Ich denke wir sind alle sehr glücklich mit dem Verlauf. Jedenfalls meinte er zu mir: 'Dir geht's gut, du bist okay, kein Problem. Lass es uns beim nächsten Mal holen!.'"
Frage: "Es war in der ersten Stunde des Rennens. Denkst du, dass du ein wenig übermotiviert warst?"
McNish: "Ehrlich gesagt, glaube ich das nicht. Als ich in die Kurvt gefahren bin hat keine einzige Zelle von mir gedacht, dass ich einen Unfall haben werde. Im Fernsehen sah man das aus einem ganz anderen Winkel als aus dem Cockpit. Aus meiner Sicht, war es kein Risiko. Anthony hat gesagt, dass er mich nicht sehen konnte. Aber ich bin möglichst weit nach rechts gefahren, damit er die beste Sicht hat. Ich war ihm nicht sehr nah und blieb auf der rechten Seite, um durch die Lücke zu kommen."
"Ich wollte den Porsche nicht überholen und nur an einem Auto vorbeigehen. Es war für mich die sicherere Lösung als mich mit Timo reinzuquetschen. Mit dem Schwung war es kein Problem. Solch ein Manöver habe ich davor sehr oft gemacht und ich habe viele Fahrer gesehen, die es im Rennen gemacht haben als ich mich ausgeruht habe."
Schlechte Sicht Schuld?
Frage: "Lag der Unfall an der Sicht des geschlossenen Autos?"
McNish: "Ich denke, dass es daran lag, dass zwei Autos in einer Kurve nicht immer funktionieren. Es wird sicher einfacher, wenn man Anthony befragt, weil es mein linkes Heck und seine rechte Front war."

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Der gestrandete Ferrari 458 von Anthony Beltoise im Kiesbett Zoom
Frage: "Hast du dich bei Beltoise für den Unfall beschwert?"
McNish: "Ich denke, man kann niemanden in solchen Umständen etwas vorwerfen. Es gehört zum Rennsport und ist Teil von Le Mans. Er hatte Bedenken wegen der Situation gemacht. Er ist nicht neu in dieser Art des Rennsports und hat Erfahrung und ist ein guter Fahrer. Ich verteile keine Vorwürfe und denke, dass es ehrlich gesagt richtig ist, wenn man sich vor Augen hält, was hätte passieren können und wo wir dann jetzt wären. Da sollte man jetzt ein wenig positiver sein. Wenn zwei Autos von einem Unfall überrascht sind, kann man keine Vorwürfe verteilen."
Frage: "Was für einen mentalen Prozess durchläuft man, wenn man die Kontrolle übers Auto verliert?"
McNish: "Man versucht es zu halten. Unterschiedliche Fahrer machen unterschiedliche Dinge. Ich habe bei einem Unfall nie etwas anderes getan, als das Bremspedal so hart wie möglich zu drücken, die Lenkung festzuhalten und abzuwarten. Man denkt nicht an irgendetwas und wartet einfach ab bis es still steht. Wenn man fliegt, kann man nichts kontrollieren. Man ist raus und wartet bis es stoppt."
Folgen nun Änderungen?
Frage: "Es gab eine Menge Kritik für den Standard, dass man mehrere Klassen fahren lässt. Wie siehst du das?"
McNish: "Es ist sehr schnell heutzutage. Wir haben ein sehr hohes Performance-Level und das kann man in jeder Klasse sehen. Im Qualifiying konnte man sehen wie knapp alles ist. Ich dachte in der Zeit, in der ich fahren konnte, dass dieser Standard vertretbar ist. Ich dachte beim ersten Rennen hier, dass es fragwürdig ist.
"Der Grad ist schmal. Man muss bestimmte Regulationen hinsichtlich des Abstandes zum Führenden seiner Klasse erfüllen, muss bestimmte Lizenzen besitzen. Ich denke nicht, dass dieser Unfall dazu beigetragen hat, dass man darüber reden muss."
Frage: "Trag Mike Rockenfellers Unfall dazu bei?"
McNish: "Den habe ich nicht gesehen."

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Allan McNish wird nächstes Jahr garantiert wieder in der Startaufstellung stehen Zoom
Frage: "Hat dich das nur für eine Sekunde denken lassen: 'Ich habe genug davon?'"
McNish: "In 30 Jahren habe ich vieles gesehen. Als ich mit dem Motorsport begonnen habe, hätte ich nach so einem Unfall nicht mehr interviewt werden können. Und das ist eine der großen Sachen: Wir haben deutlich stabilere, stärkere Autos."
"Ich weiß, dass es für Audi als Hersteller wichtig ist, dass die Autos so stabil wie möglich sind. Und ich weiß, was dafür für Anstrengungen unternommen werden. Aus der Sicht habe ich keine Bedenken, mich in Imola wieder festzuschnallen und weiterzufahren."
Frage: "War es der schlimmste Unfall deiner Karriere?"
McNish: "Ich weiß es nicht. Aus Sicht der Stärke sicher nicht."
Frage: "Bist du komplett außer Gefahr?"
McNish: "Ich bin okay. Ich wurde im medizinischen Zentrum und später im Krankenhaus untersucht. Wie ich sagte, haben sie mich an jeder Stelle abgetastet und dann hat unser Teamarzt mich letzte Nacht und heute Morgen ebenfalls untersucht. Und dann haben sie mir gesagt, dass ich okay bin. Ich werde in Untersuchung bleiben für die nächsten vier oder fünf Tage."

