• 01.03.2016 14:17

  • von Roman Wittemeier

Le Mans vs. Formel 1: "Hätte man anders machen können..."

Die Terminkollision zwischen den 24 Stunden von Le Mans 2016 und dem Formel-1-Grand-Prix in Aserbaidschan: Absichtlicher Nadelstich von Bernie Ecclestone?

(Motorsport-Total.com) - Den aktuellen Formel-1-Piloten ist der Weg zu den 24 Stunden von Le Mans 2016 versperrt. Bernie Ecclestone hat den Rennkalender dieses Jahres entgegen der ursprünglichen Aussage des Automobil-Weltverbandes (FIA) so gestaltet, dass sich der neue Grand Prix in Baku (Aserbaidschan) terminlich mit dem Langstreckenklassiker in Frankreich überschneidet. Die FIA hatte zuvor immer betont, dass man eine solche Konstellation verhindern werde - doch Ecclestone setzte sich durch.

Titel-Bild zur News: Le Mans Nacht

Eine Stunde nach Ende der 24 Stunden von Le Mans 2016 startet das Formel-1-Rennen Zoom

Am 19. Juni wird das Rennen in Baku kurz nach der Zieldurchfahrt in Le Mans gestartet. Immerhin können so die Motorsportfans vor den Fernsehern beide Events in voller Länge verfolgen. Dennoch bleibt ein Beigeschmack. Viele im WEC-Fahrerlager vermuten, dass Ecclestone den Vorzeigeevent an der Sarthe absichtlich torpediert, um der im Wachstum befindlichen Szene einen Dämpfer zu verpassen.

"Es ist schade", sagt Porsche-LMP1-Leiter Fritz Enzinger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich weiß nicht, ob man überall immer Politik im Hintergrund vermuten sollte, aber ganz ehrlich: Eine Notwendigkeit hätte ich nicht gesehen. Man kann das auch anders gestalten", so der Österreicher. Die FIA hatte als Entschuldigung angegeben, dass bei der Terminfindung für die insgesamt 21 Formel-1-Rennen 2016 die Alternativen ausgegangen seien.

Le-Mans-Teilnahme: Formel-1-Piloten haben keine Chance

"Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die 24 Stunden von Le Mans ist von Jahr zu Jahr immer größer geworden. Wer Le Mans mal erlebt hat, der weiß, dass die Stimmung dort ganz besonders ist. Dort zu gewinnen gilt als einer der größten Erfolge, die man im Motorsport überhaupt erringen kann", schildert Enzinger. Im vergangenen Jahr hatten 263.500 Zuschauer den Sieg von Nico Hülkenberg, Earl Bamber und Nick Tandy live vor Ort verfolgt. 31 internationale TV-Sender hatten den Event in 190 Länder übertragen.

"Wir haben gesehen, wie die Formel 1 auch aufgrund der Personalie Nico Hülkenberg auf Le Mans 2015 reagiert hat", sagt Enzinger. Der Emmericher war nach seinem Triumph an der Sarthe beim nachfolgenden Rennen der Formel 1 in Spielberg begeistert empfangen worden. Das Thema Le Mans beherrschte damals auch die Grand-Prix-Szene. "Das Interesse der Fahrer aus der Formel 1 ist enorm hoch - das haben wir selbst gemerkt", meint Enzinger.

Unter anderem Fernando Alonso hatte sich um einen Start in der LMP1-Klasse bemüht, bekam aber von Honda-Seite keine Freigabe. In diesem Jahr hat sich ein solches Vorgehen erübrigt, weil die aktiven Formel-1-Piloten ohnehin keine Chance auf einen Start an der Sarthe haben. Ob sich an dieser Situation 2017 wieder etwas ändern wird, ist derzeit noch unklar. Bis 2011 war Le Mans terminlich regelmäßig mit dem Formel-1-Grand-Prix von Kanada kollidiert.