• 11.06.2009 16:31

  • von Roman Wittemeier

Le Mans: Neue Regeln, neue Serie, neues Angebot

Le-Mans-Veranstalter ACO richtet den Blick in die Zukunft: Rahmenregeln stehen, neue Serie soll etabliert werden, Formel-1-Hersteller im Visier

(Motorsport-Total.com) - Noch bevor das diesjährigen Rennen gelaufen ist, blickt Le-Mans-Veranstalter ACO bereits auf die kommenden Jahre. Gemeinsam mit den Teams möchte man bald das Regelwerk für die kommenden zwei Jahre schnüren. Erste Rahmendaten wurden bereits verabschiedet. So werden in der LMP1-Kategorie nur noch kleinvolumigere Motoren erlaubt sein.

Titel-Bild zur News: Le Mans

Beim diesjährigen Rennen wird erneut ein Dieselduell an der Spitze erwartet

Die Dieseltriebwerke sollen maximal 3,4 Liter groß sein, ebenso die Saugmotoren in der großen Prototypenklasse, gleichzeitig werden 2-Liter-Turbomotoren zugelassen. In der kleineren LMP2-Klasse sollen in Zukunft GT2-Motoren oder seriennahe Triebwerke eingesetzt werden. In beiden Kategorien wird die Aerodynamik weiter beschnitten. Schrittweise soll Hybridtechnik Einzug halten.#w1#

Ab 2010: Speed verringern, Chancengleichheit erhöhen

In den GT-Klassen wird man voraussichtlich der FIA-GT-Serie folgen, die sich zum kommenden Jahr in einem gewaltigen Umbruch befindet. Die Le-Mans-Regeln für 2010 und 2011 sind noch längst nicht komplett ausformuliert. Der ACO möchte Ende des Monats alle beteiligten Teams und Hersteller an einen Tisch bringen, um letztlich möglichst viele Lücken schließen zu können.

Das aktuelle Beispiel des Protestes von Peugeot gegen den Audi R15 TDI ließ die Verantwortlichen des ACO leicht aufschrecken. "Die Regeln sind nicht immer so präzise wie sie sein sollten", gab ACO-Präsident Jean-Claude Plassart zu. "Aber wir wollen natürlich auch nicht, dass alle Autos gleich aussehen. Die Teams interpretieren die Regeln und der ACO tritt als Schlichter auf."


Fotos: 24 Stunden von Le Mans


Im Falle von Peugeot gegen Audi war die französische Werksmannschaft enttäuscht, weil man sich der fraglichen Audi-Aerodynamik nicht entsprechend im Vorfeld angenommen hatte. "Wir haben versucht, alle Fragen diesbezüglich aufzuklären", so Plassart. Und weiter: "Nach Sebring sind schon einige Dinge passiert. Wenn man sich das anschaut, dann erkennt man, dass der Audi nicht mehr der gleiche ist wie in Sebring."

Das neue Regelwerk für Le Mans soll viele Elemente vereinen: Hybridtechnik soll eingeführt, der Speed der Boliden aus Sicherheitsgründen eingebremst, die Kosten gesenkt und der Abstand zwischen Dieselautos und Benzinern verkleinert werden. "In Sebring war ein Benziner auf Pole", gab ACO-Generalmanager Remy Brouard zu bedenken. "Wir werden das Kräfteverhältnis erst am Sonntag sehen. Wir wollen den Level angleichen, denn ich glaube kaum, dass die Benzinerfraktion eine eigene Klasse gründen möchte."

Der ACO hole sich bei der Entwicklung des neuen Reglements viele Meinungen ein, betonte Brouard. "Wir haben Bernard Dudot für die Motoren und Gordon Murray berät uns im Bereich Aerodynamik. Wenn wir im Bereich Hybridtechnik noch Fragen haben, holen wir uns weitere Experten dazu." In Zeiten vieler Streitereien will der ACO die Motorsportromantik an der Sarthe pflegen. Nach dem Motto: Wir fahren Rennen und machen keine Politik.

Einladung an die Formel-1-Hersteller

Genau das dürfte nicht nur vielen Fans gefallen, sondern vielleicht auch einigen Herstellern, die das Geplänkel in der Königsklasse möglicherweise leid sind. Entsprechend hat der ACO die Angel ausgeworfen. Ferrari, Toyota und Co. wurde mehrfach eine neue Lust auf Le Mans nachgesagt. Also lud der Veranstalter auch jene Hersteller ein. "Sie sind herzlich willkommen. Wenn sie eigene Vorschläge einbringen möchten, hören wir gerne zu", sagte Brouard.

Luca di Montezemolo

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo wird am Samstag als Starter fungieren Zoom

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo wird das 24-Stunden-Rennen am Wochenende starten. Der Italiener hat angesichts vieler GT2-Ferraris allen Grund, sich beim Langstreckenklassiker zu zeigen. Einige vermuten allerdings, dass er sich nicht nur mit Fernando Alonso wegen eines eventuellen Formel-1-Cockpits, sondern auch mit Verantwortlichen des ACO treffen wird, um die LMP1-Möglichkeiten auszuloten. Mercedes, Toyota, BMW und Renault haben an der Sarthe ebenfalls früher schon große Rennen geboten.

Als besonderes Bonbon könnte eine neue Serie dienen, die den Prototypensport fast weltweit auf die Bühne bringen wird. Der ACO plant eine Intercontinental Trophy. Zu dieser neuen Serie sollen sechs bis acht Rennen aus der Le-Mans-Series (LMS), dem amerikanischen Pendant ALMS und der noch recht jungen Asian Le-Mans-Series zählen. Ein Hersteller könnte sich somit in Asien, Europa und Nordamerika zeigen.

"Die 24 Stunden von Le Mans werden nicht Teil der neuen Trophy sein", erklärte Brouard. "Die Trophy ist für Hersteller gedacht, oder auch für große Privatteams." Schon im kommenden Jahr soll der interkontinentale Wettbewerb etabliert werden. "Sollte es damit ein Problem geben, dann starten wir eben erst 2011", zeigte der Franzose erneut viel Offenheit. Der ACO verfolgt zurzeit eine kluge Strategie: Man bietet den frustrierten Formel-1-Beteiligten das, was die FIA nicht bietet: Mitspracherecht und enge Zusammenarbeit.