• 17.01.2011 12:54

  • von Roman Wittemeier

Le Mans: Mücke erwartet "viel Spaß"

Aston-Martin-Werkspilot Stefan Mücke rechnet mit höherer Leistungsdichte im Prototypensport: Werden die LMP1-Autos wirklich viel langsamer?

(Motorsport-Total.com) - Für Audi und Peugeot könnte es ab diesem Jahr wieder etwas ungemütlicher werden. Die beiden Dieselmannschaften hatten in den vergangenen Jahren stets leichtes Spiel im LMP1-Feld, nun aber bringen neue Regeln andere Voraussetzungen. Die Leistung der Prototypen wurde deutlich beschnitten, die Aerodynamik verändert und - wichtig für Hersteller wie Aston Martin - es gibt endlich festgeschriebene Regeln zur sogenannten "Balance of Performance".

Titel-Bild zur News: Stefan Mücke

Stefan Mücke wird auch 2011 dem Werkskader von Aston Martin angehören

Sobald der Unterschied zweier Antriebskonzepte (Diesel und Benziner) mehr als zwei Prozent beträgt, kann der Le-Mans-Veranstalter ACO eingreifen und neu einstufen. Dies ermöglicht es endlich, das LMP1-Feld wieder näher zusammenzubekommen - zumindest in gewissen Grenzen. "Zwei Prozent klingt wenig, ist aber bezüglich der Rundenzeit in Le Mans ganz schön viel", sagt Stefan Mücke im 'Motorsport-Total.com'-Interview.

"Zwei Prozent in Le Mans sind gleich mal vier Sekunden - also eine Welt", rechnet der Aston-Martin-Werkspilot aus Berlin vor. Dennoch hat auch Mücke große Hoffnungen auf neue Chancen im Langstreckensport. Der 29-Jährige wird weiterhin dem Werksfahrerkader angehören, höchstwahrscheinlich also in diesem Jahr nach einem "Übergangsjahr" in der GT1-Weltmeisterschaft wieder in den Prototypen zurückkehren. Die offizielle Bestätigung fehlt allerdings noch.

LMP1-Lust: Viel Leistung und wenig Gewicht

"Als Fahrer wünschst du dir immer möglichst viel Leistung bei möglichst wenig Gewicht. Und genau das kann man bei den LMP1-Prototypen noch finden", zeigt sich Mücke von der Le-Mans-Szene begeistert. "So gesehen kommen die neuen Regeln im ersten Moment nicht allzu gut bei uns Fahrern an, weil man rund 150 bis 200 PS weniger haben wird. Aber es wird aufgrund der technischen Fortschritte immer noch schnell sein und viel Spaß machen."

"Wir werden vielleicht im ersten Jahr fünf oder zehn Sekunden mehr für eine Le-Mans-Runde brauchen, aber das wird schnell wieder kompensiert", sagt der erfahrene LMP1-Pilot. Der ACO wünscht sich Rundenzeiten von 3:30 Minuten und mehr. Es erscheint fraglich, wie lange man dieses Niveau halten kann - und ob man es überhaupt erreichen wird. Vermutlich wird man spätestens schon 2012 wieder unterhalb dieser Marke liegen.

Adrian Fernandez, Harold Primat, Stefan Mücke

Den nächsten Sebring-Auftritt wird Stefan Mücke mit dem neuen LMP1 haben Zoom

"In diesem Jahr ist es für alle Neuland. Jeder baut ein neues Auto und es wird vielleicht im ersten Jahr des neuen Reglements einigen Abstand geben, aber das gleicht sich für 2012 erheblich an", schätzt Mücke die Situation ein. Die nun bald beginnende Langstreckensaison bietet jetzt noch viele Fragezeichen. "Erst im Juni in Le Mans wird man das wahre Bild sehen. Auch die Rennen und Tests bis dorthin geben kein realistisches Bild", sagt der Berliner.

Im Gegensatz zu den Dieselteams von Audi und Peugeot geht Aston Martin einen ganz eigenen Weg. Die Briten setzen weiterhin auf Benziner, lassen den neuen Prototypen von einem neuen Turbo-Motor anschieben. Kurios: Während die Konkurrenz aufgrund der Leistungseinschitte auf Coupes zählt, baut Aston Martin für 2011 ein offenes Auto - trotz der damit verbundenen aerodynamischen Nachteile.

Auch offene Auztos haben ihre Vorteile

"Alles hat seine Vor- und Nachteile", erklärt Mücke. "Unsere Techniker sehen leichte Vorteile beim offenen Wagen. Man kann sich dann auf das Wichtigste konzentrieren, die typischen Probleme beim Bau des Coupes umgehen - beispielsweise bezüglich einer vorgeschriebenen Klimaanlage. Vor allem ist die Sicht besser beim offenen Auto. Das wird ein erheblicher Faktor, denn die heutigen Radhäuser sind vorne dermaßen groß, sodass die Sicht ohnehin schon sehr eingeschränkt ist."

¿pbvin|64|3004||0|1pb¿Mücke und seine Teamkollegen bei Aston Martin werden sich umgewöhnen müssen, nicht nur bezüglich des eigenen Autos. "Die obligatorische Heckflosse ist neu. Das ist optisch wirklich gewöhnungsbedürftig", lacht der Werkspilot. "Aber ich bin fest dabvon überzeugt, dass sie ihren Zweck erfüllt. Sie wird helfen, ein Auto im Notfall eher wieder gerade stellen zu können. Vor allem in den Porsche-Kurven ist das enorm wichtig, weil wir da deutlich über 200 km/h fahren."

Die sogenannte "Haifischflosse" soll ab 2011 verhindern, dass sich die schnellen Prototypen bei einem plötzlichen Drift in die Höhe bewegen. Der Speed wird bei seitlicher Bewegung gebremst. "Es gibt bestimmt mehr Stabilität, vor allem in schnellen Ecken", sagt Mücke. Der ACO hatte die obligatorische Finne aufgrund einiger Zwischenfälle eingeführt. Unter anderem war der Peugeot von Marc Gene 2008 (YouTube-Video) bei den Le-Mans-Vortests am Ende der Porsche-Kurven in solcher Form heftig abgeflogen.