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  • 30.09.2014 12:56

  • von Roman Wittemeier

Kostenbremse in der LMP1: Hersteller ziehen an einem Strang

Audi, Porsche und Toyota unterstützen die Bemühungen von ACO und FIA um eine Reduzierung der Kosten: Werden Antriebe bald ebenfalls eingeschränkt?

(Motorsport-Total.com) - Bei der vergangenen Sitzung des Motorsport-Weltrates der FIA am Anfang dieses Monats in Peking haben die Beteiligten einen Sparplan für die WEC verkündet. In Zukunft sollen zunächst Testfahrten und Reifen eingeschränkt werden, hieß es im Protokoll der Sitzung. Im Hintergrund arbeitet man bereits an Details und weiteren Maßnahmen. Gemeinsam mit ACO und FIA sitzen auch die Hersteller mit am Tisch. Es gilt, in der LMP1-H-Kategorie eine Kostenexplosion zu vermeiden.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz, Stephane Sarrazin, Mike Conway

Die LMP1-Fahrzeuge sind in ihrer Entwicklung extrem kostspielig Zoom

"Wir begrüßen diese Initiative und unterstützen sie. Wir haben das Gefühl, dass die Serie sonst eine Kostenexplosion befürchten muss. Das könnten wir uns nicht leisten", sagt TMG-Technikchef Pascal Vasselon. "Wenn man die aktuell involvierten Teams bei der Stange halten und die Serie gesund aufstellen möchte, dann muss man die Kosten irgendwie in den Griff bekommen. Die Bereiche, wo man sich schlicht mit mehr Geld auch mehr Performance kaufen kann, sollten limitiert werden."

"Die Formel 1 arbeitet seit Jahren an Elementen zur Kostensenkung. Da sind Dinge dabei, die tatsächlich wirken: Testbeschränkungen, Einschränkungen bei Aerodynamik oder bei der Anzahl der Leute an der Rennstrecke", schildert Vasselon denkbare Ansätze. "Interesse an einer Reduktion der Kosten haben alle drei Hersteller. Die Autos sind technologisch sehr aufwändig und daher auch sehr teuer", erklärt Porsche-LMP1-Leiter Fritz Enzinger auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'.

Alle drei Hersteller ziehen an einem Strang

"Audi steht voll und ganz dazu und beteiligt sich an einem sehr konstruktiven Dialog", schildert Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich. "Es ist zielführend, eine Weltmeisterschaft kosteneffizient und nachhaltig für die beteiligten Hersteller und Teams zu gestalten. Die Sparpläne sind ein Schritt in die richtige Richtung." In einem ersten Schritt hat man sich auf eine Reduzierung der Testfahrten geeinigt. Ab 2015 soll nur noch 50 Tage mit jeweils einem Fahrzeug getestet werden. Wer zwei Fahrzeuge gleichzeitig auf die Teststrecke schickt, dem werden gleich zwei Tage vom Kontingent gestrichen.

"Die Testfahrten sind ein wichtiger Aspekt, aber die Laufzeiten der Bauteile sind entscheidender. Eine Verringerung von Testtagen kann dazu beitragen, diese Laufzeiten zu reduzieren, aber das ist nicht zwangsläufig der Fall. Ziel muss es also sein, Kosten über die Laufzeiten zu verringern", meint Ullrich mit Blick auf die ersten Maßnahmen. Auch bei der angekündigten Beschränkung der Nutzung von Reifensätzen mahnt der Österreicher zur Vorsicht - Augenmaß ist gefragt.

"Bei einer Begrenzung von Reifensätzen gilt es, allgemeine technische Entwicklungsziele nicht zu vernachlässigen. Schließlich ist die WEC eine technologisch extrem hoch entwickelte, fortschrittliche und an zukünftigen technologischen Anforderungen des Automobilbaus orientierte Weltmeisterschaft. Diesen Status sollten wir nicht aufgeben", gibt Ullrich zu bedenken. Auch für seinen Amtskollegen im Lager von Porsche stehen Tests und Reifen nicht ganz oben auf der Sparliste.


Porsche: Zusammenkunft in Texas

Porsche blickt mit einem stilechten Trailer auf die Tage in Austin zurück

"Zuerst könnten wir mal überlegen, ob acht Rennen nicht ausreichend sind. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, ob wir bei dieser Zahl bleiben", sagt Enzinger. "Wenn man bedenkt, dass zusätzliche Rennen ein größeres Budget erfordern würden, kann man die Beschränkung auf acht Rennen in der Tat als eine Kostenbegrenzung betrachten", meint auch Ullrich. "Unser primäres Ziel ist allerdings der nachhaltige Aufbau einer Weltmeisterschaft und die Konsolidierung des Kalenders."

Acht Rennen pro Jahr: Bleibt es dabei?

"Insofern ist ein Kalender von acht Rennen aus der Sicht von Audi nicht primär aufgrund der Kosten angebracht, sondern in erster Linie entspricht er den Wünschen nach einer sinnvollen räumlichen Aufteilung von Weltmeisterschaftsläufen", so der Audi-Motorsportchef. "Schritt zwei wären dann weniger Testfahrten", fügt Enzinger an. "Mit solchen Dingen sollten wir mal anfangen, danach an die Details gehen. Da könnte man über Beschränkungen bezüglich Motoren und Getriebe nachdenken. So etwas hat Sinn. Ohne dass man es übertreibt, aber man könnte so die Szene zusammenhalten."

"Es werden derzeit zahlreiche Möglichkeiten zur Kostensenkung diskutiert. Das Thema Einfrierung der Antriebe gehört auch dazu. Entschieden ist aber noch gar nichts", sagt Pascal Vasselon. Der Franzose hat an der Entwicklung in der LMP1-Szene seine Freude. Aber dennoch kommt für ihn ein Eingriff in die Möglichkeiten zur Entwicklung der Antriebe zu früh. "Wir stehen am Anfang der Entwicklung neuer Technologien im Motorsport. Diese nun einzufrieren, wäre nicht hilfreich."

Wolfgang Ullrich

Will Maßnahmen mit Augenmaß: Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich Zoom

"Ziel muss es sein, einen stark ausufernden technologischen Wettlauf zu unterbinden, dennoch muss gleichzeitig eine gründliche Technologieentwicklung möglich sein. Hier gilt es also, einen guten Kompromiss zu finden", bringt Ullrich die aktuelle Situation auf den Punkt. "Eine Kostensenkung könnte weitere Hersteller locken, weil es kalkulierbar wird. Wenn man weiß, wie viel man investieren muss, um mitfahren zu können, dann wird es attraktiv", macht sich Enzinger für einen Weg zu geringeren Kosten stark. "Wenn es überschaubar wird, dann könnte es für alle Hersteller interessant sein."