• 13.06.2014 17:15

  • von Roman Wittemeier

GTE-Pro-Vierkampf: Wer hat noch ein Ass im Ärmel?

In der GTE-Pro-Szene schieben sich die Werksteams gegenseitig die Favoritenrolle zu: Das große Versteckspiel endet tatsächlich erst im Rennen

(Motorsport-Total.com) - Während die besten Fußballteams derzeit in Brasilien um die Weltmeisterschaft kämpfen, treten Deutschland, Italien, Großbritannien und die USA im französischen Le Mans zu einem ganz anderen Wettbewerb an. In der GTE-Pro-Klasse kämpfen die Werksteams von Porsche, Ferrari, Aston Martin und Corvette um den Erfolg beim 24-Stunden-Rennen. Es zeichnet sich ein Vierkampf ab, bei dem die Favoritenrolle nicht eindeutig vergeben ist. Alle Teams hielten sich in den Trainings zurück, das Qualifying bot aufgrund zahlreicher Unterbrechungen kein realistisches Bild.

Titel-Bild zur News: Darren Turner, Bruno Senna

Viele Konkurrenten halten Aston Martin für den Favoriten in Le Mans Zoom

"Der Aston Martin kann wahrscheinlich immer noch viel zulegen. Bei uns war hingegen schon am Mittwochabend alles voll aufgedreht. Qualifyingmodus: wenig Sprit, Motorleistung auf Maximum - alles was geht", sagt Porsche-Werksfahrer Jörg Bergmeister. "Die Rundenzeit war immerhin auf dem Niveau des Vorjahres, obwohl die letzte Schikane die Strecke langsamer macht und unser Auto schlechter eingestuft ist. Es war schon okay."

Porsche geht mit den beiden 911 RSR von den GTE-Pro-Plätzen sechs (Holzer/Makowiecki/Lietz) und sieben (Bergmeister/Pilet/Tandy) in das Rennen. Das war anders geplant, aber die Zwischenfälle am Donnerstagabend machten Zeitenverbesserungen schwierig, zudem ein technischer Defekt an der Startnummer 91. "Man muss schon zusehen, dass man im Qualifying recht weit nach vorne kommt. Es ist wichtig, dass im Rennen der Abstand nach vorn nicht zu groß wird, denn sonst besteht die Gefahr, dass du bei einer Safety-Car-Phase in der zweiten Gruppe landest", schildert Bergmeister.

40 Prozent Regenwahrscheinlichkeit zum Rennstart

Porsche hat das große 24-Stunden-Rennen im vergangenen Jahr gewonnen. Wird eine Wiederholung möglich sein? Dies lässt sich kaum einschätzen, weil die Performance des 911ers stark von den Bedingungen abhängt. Die Stuttgarter beten für Regen, den es pünktlich zum Rennstart womöglich wirklich geben wird. Bei Nässe kann der Porsche seine konzeptionellen Vorteile voll ausspielen. Die Chancen steigen mit dem Feuchtigkeitsgrad.

"Aston Martin wird wohl stärkste Kraft sein, Ferrari erwarte ich auf einem ähnlichen Niveau wie wir", meint Richard Lietz beim Blick auf die Konkurrenten. "Die Corvette kann ich nicht richtig einschätzen. Mit dem neuen Auto und dessen Einstufung müssten sie ungefähr so schnell sein wie Aston Martin, aber das haben sie bisher überhaupt nicht gezeigt. In der Theorie haben sie vielleicht sogar das beste Paket. Aston Martin sollte so ungefähr eineinhalb Sekunden vor uns sein."

"Der Aston Martin hat seit dem Testtag offenbar irgendwie ein bisschen Speed gefunden", schmunzelt Porsche-Kollege Marco Holzer. Beim offiziellen Vortest hatte die britische Werksmannschaft mit dem Vantage V8 ein übles Spiel gespielt. Man hielt dermaßen viel Performance zurück, sodass man langsamer agierte als im Vorjahr. "Corvette hat wahrscheinlich auch noch nicht alles gezeigt", erwartet Holzer auch von der amerikanischen Konkurrenz noch einen Sprung.

Patrick Pilet, Jörg Bergmeister, Nick Tandy

Porsche möchte den Gegnern in Le Man gern wieder das Heck zeigen Zoom

"Es wird in diesem Jahr in unserer Klasse ganz eng zugehen, aber wir sind besser vorbereitet als jemals zuvor", zeigt sich Aston-Martin-Teamchef John Gaw zuversichtlich. Die Briten wurden günstig eingestuft, die Erhöhung der maximalen Bodenfreiheit fällt weniger ins Gewicht. "Die Fahrer werden eine wichtige Rolle spielen", meint Gaw, "und wir sind mit dem Trio Mücke/Turner/Senna in der Startnummer 97 sicherlich bestens besetzt."

Was kann die neue Corvette?

Auf ein starkes Trio im Cockpit kann auch AF Corse setzen. Gimmi Bruni, Toni Vilander und Giancarlo Fisichella kennen den 458 Italia seit vielen Jahren. Mit der Pole-Position konnte man sich die beste Ausgangsposition sichern. "Wir sind gut aufgestellt. Die Pole ist ein ganz nettes Zeichen, bedeutet für das Rennen aber noch gar nichts", meint Bruni. "Ich denke aber schon, dass wir an der Spitze mitfahren können." Das Potenzial des Schwesterautos, in dem Pierre Kaffer als Ersatz für den verunfallten James Calado zum Einsatz kommt, lässt sich bislang kaum ausmachen.

Bleibt also die Corvette als große Unbekannte. Der US-Dampfhammer ist nicht in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) im Einsatz, man trifft also nur in Le Mans auf die Konkurrenz aus Europa. Es gibt bislang keine realistischen Vergleiche. Nur einen Einstufungstest in Ladoux, bei dem die Corvette recht gut wegkam. Die neue C7 ist schnell und effizient. Die Amerikaner haben die Direkteinspritzung entdeckt, die bislang Ferrari oft entscheidende Vorteile bot.

"Das Auto ist nicht nur auf den Geraden schneller, sondern auch in den technisch anspruchsvollen Passagen besser ausbalanciert", beschreibt Jordan Taylor, der das Potenzial mit einem guten Longrun am Mittwochnachmittag andeuten konnte. "Wo wir genau stehen, ist schwer zu sagen. Ich würde aber sagen, wir sind auf jeden Fall bei der Musik - in der Nähe der Spitze." Taylors Teamkollege Antonio Garcia konnte das Auto mit der Startnummer 73 auf Platz zwei stellen.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans


"Wir haben im Vergleich zum Vorjahr einen großen Schritt gemacht", ist sich Markenkollege Jan Magnussen sicher. "Das neue Auto ist einfach in allen Bereichen besser - Aero, Power, Fahrbarkeit, Spritverbrauch. Alles ist neu und besser. Ich glaube, wir sind gut aufgestellt. Wir wissen, dass wir besser sind als im vergangenen Jahr. Jetzt warten wir mal, bis jemand seine Karten aufdeckt und dann schauen wir mal, was wir ausrichten können."

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