• 21.06.2013 14:51

  • von Dominik Kraihamer

Dodos Tagebuch: Hitzige Debatten und netter Besuch

Dominik "Dodo" Kraihamer berichtet in seinem Le-Mans-Tagebuch vom Donnerstag: Die Mega-Küche von Audi und die Nachhilfe für Schwester Laura

Liebe Le-Mans-Fans,

Titel-Bild zur News:

Dominik Kraihamer berichtet in seinem Tagebuch über seine Le-Mans-Woche Zoom

die Action ist jetzt endlich mal so richtig losgegangen. Der Donnerstag war ein Tag, an dem ich mal Gas geben durfte. Bis dorthin war es ein weiter Weg mit einigen Hindernissen. Aber jetzt passts. Der gestrige Tag ging für mich gemütlich los, weil ich am Abend zuvor erst spät ins Bett gekommen war. Ich war zwar früh wach, aber noch nicht fit genug. Also habe ich mich nochmal im Bett umgedreht und locker bis 10:30 Uhr geschlafen. Das tat gut. Nach einem schnellen Frühstück bei Chef Harry Albel ging es erst einmal in die Box.

Am Vormittag hatten wir unsere Teambesprechung. Wir haben den Ablaufplan für den Tag festgelegt, mit Fahreraufteilung und Schwerpunkten im Qualifying. Am Mittag bin ich mit dem Harry zusammen kurz "fremdgegangen". Wir haben in die Audi-Hospitality schauen dürfen. Die haben uns dort zum Beispiel die Küche gezeigt: der Hammer. Der Harry hat sofort gesagt: 'Will ich auch haben'. Das ist keine kleine Kochecke wie bei uns, sondern eher Großküche mit entsprechend Dampf auf dem Kessel.

Die Zeit zwischen dem Mittag und dem Qualifying am Abend ist wie im Fluge vergangen. Das lag vielleicht daran, dass ich die netteste Ablenkung der Welt genossen habe. Meine Eltern und meine kleine Schwester Marlene und einige Freunde aus der Heimat sind angekommen. Das war herrlich. Vor allem freue ich mich im Moment immer, wenn ich "die Kleine" sehe. Sie ist gerade nach einem Jahr USA-Aufenthalt wieder nach Hause gekommen. Da gibt es viel zu erzählen und zu erleben.

Thomas Holzer, Dominik Kraihamer, Jan Charouz

Unser Lotus-Praga T128 hat sicherlich noch deutlich mehr Potenzial Zoom

Meine andere Schwester (Laura), die sonst bei jedem WEC-Rennen als flinke rechte Hand vom Harry mit dabei ist, kann in Le Mans leider nicht vor Ort sein. Sie fährt selbst Rennen und ist an diesem Wochenende mit der KTM X-Bow-Battle am Lausitzring unterwegs. Hoffentlich läuft es mal richtig rund für sie. Laura ist schnell, und seit ein paar Tagen sogar noch schneller. Ich bin mit ihr zum Pannoniaring gegangen. Dort haben wir ein paar Runden gedreht und sie hat meine Tipps gern angenommen.

Am Abend war ich dann endlich am Lenkrad. Natürlich hat es pünktlich zur Session wieder Regen gegeben. Auf meinen ersten Runden war es echt schwierig. Der erste Streckenteil war völlig nass, aber hinten im Bereich Mulsanne-Kurve war es knochentrocken. Nach meinem Crash vom Testtag war ich zuerst natürlich sehr vorsichtig, vor allem im Bereich der Porsche-Kurven. Vom Unfall ist nichts zurückgeblieben, auch keine Blockade im Kopf, aber nichts wäre schließlich dämlicher als das Auto danach sofort wieder wegzuwerfen.

Für die Bedingungen am Anfang der Session gab es einfach keine passenden Reifen. In der Dunlop-Schikane, in den Esses und in Tertre Rouge brauchtest du unbedingt Regenreifen, aber diese Gummis sind auf dem trockenen zweiten Teil der Piste überhaupt nicht gegangen. Wenn du mit Regenreifen auf trockener Piste fährst, dann werden die Gummis zu heiß, es schmiert nur noch herum. Der erste Satz war schnell verheizt. Danach sollten Intermediates drauf, aber es kam mal wieder Rot.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans


Im zweiten Qualifying des Tages habe ich unser Auto in 3:48 Minuten wenigstens mal ins LMP2-Feld gesetzt, der Thomas hat die Zeit später noch verbessert. Wir hätten schneller fahren können - kein Zweifel. Aber unser Renningenieur Jos und ich haben eine Entscheidung getroffen, die meine Kollegen Thomas und Jan im ersten Moment nicht so toll fanden. Jos und ich waren der Ansicht, dass es besser sei, wenn ich am Ende keinen Angriff mit frischen Pneus setze, sondern lieber mit dem alten Reifensatz wichtige Erkenntnisse für das Rennen gewinne.

Meine Ansicht war - und der erfahrene Jos hat diese geteilt -, dass ein frischer Reifensatz und eine Attacke am Ende ein unnötiges Risiko mit sich bringt. Wenn du frisches Gummi hast und eine schnelle Runde realisieren sollst, dann gehst du automatisch höheres Risiko ein. Wir hätten vielleicht in die Top 10 der LMP2-KLasse fahren können, ganz nach vorn hätte es eh nicht gereicht. Lohnt sich dann ein solches Risiko? Ich finde nicht, und der Jos hat mir komplett zugestimmt. Mit Jan und Thomas hatten wir heftige Diskussionen darüber, aber wir konnten gute Argumente bringen.

#hb1#Keine Angst: Es war zwar eine hitzige und lange Debatte, aber es gibt keinen nachhaltigen Streit unter uns Fahrern im Lotus mit der Startnummer 32 - keine dicke Luft. Ich finde es wichtig und richtig, wenn man seine Meinung vertritt. Wenn sich Fahrer dann mal etwas aufreiben und etwas Feuer drin ist, dann hat das auch positive Aspekte. Man stachelt sich gegenseitig an. Als das lange Technikmeeting in der Nacht endlich beendet war, ging es unter die Dusche und dann ins Wohnmobil. Thomas ist nochmal kurz vorbeigekommen. Wir haben uns abschließend über unsere verschiedenen Ansichten ausgetauscht. Dann ging es endlich ab ins Bett. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich nach diesem intensiven Tag geschlafen habe.

Bis morgen,

Euer Dodo