• 07.10.2016 13:40

  • von Roman Wittemeier

Die ehrliche Sekunde: Porträts der Porsche-Piloten

Starfotograf Martin Schoeller nimmt die Porsche-LMP1-Werkspiloten der WEC vor die Linse: Besondere Porträts zeigen Anspannung, Anstrengung und Entschlossenheit

(Motorsport-Total.com) - Die Sieger der 24 Stunden von Le Mans gelten als große Helden im Motorsport. Wenn die erfolgreichen Piloten nach der anstrengenden Schlacht an Sarthe am Nachmittag des Rennsonntages aus ihren Autos steigen, sind Anstrengung, Erschöpfung und Erleichterung oftmals deutlich in den Gesichtern abzulesen. Mit fortlaufender Dauer des Klassikers in Le Mans fallen alle Masken. Für Fotografen ist es oft schwierig, die körperliche Verfassung der Protagonisten einzufangen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Anstrengungen eines Rennstints ins Gesicht geschrieben: Mark Webber Zoom

Das Porsche-LMP1-Werksteam hat diesen Versuch dennoch gewagt und dafür den weltberühmten Starfotografen Martin Schoeller aus New York einfliegen lassen. Der gebürtige Deutsche hatte bei einem Besuch in Le Mans die Faszination Langstrecke in sich aufgenommen, zum WEC-Rennen am Nürburgring brachte er schließlich sein Equipment mit.

Schoeller ist unter anderem bekannt für seine ausdrucksstarken Porträts von Barack Obama oder George Clooney. Ex-US-Präsident Bill Clinton nahm für Schoeller im Weißen Haus den Golfschläger zur Hand, Regisseur Quentin Tarantino ließ sich von ihm für ein Shooting in eine Zwangsjacke packen. Alles hat immer ein Ziel: den ganz besonderen Moment voller Ehrlichkeit und Unverfälschtheit erwischen. Sichtbar sein soll Seele, nicht Maske.

Für den Arbeitstag am Rande des 6-Stunden-Rennens in Deutschland brachte seine Rollfilm-Kamera und ein mobiles Entwicklungsstudio mit an die Strecke. Im Fokus standen die Werkspiloten Mark Webber, Timo Bernhard und Brendon Hartley (Startnummer 1) sowie die amtierenden Le-Mans-Champions Neel Jani, Marc Lieb und Romain Dumas (Startnummer 2). Nach ihren Rennstints in den Porsche 919 mussten die Fahrer in voller Montur sofort zum Fototermin in eine kleine Kabine an der Box.

Brendon Hartley

Fotoshooting am Nürburgring: Brendon Hartley und Martin Schoeller Zoom

Herausgekommen sind Porträts, die auf vielschichtige Art Charakter, Seele und beruflichen Druck sowie Entschlossenheit ausdrücken. "Alle Porträts lügen auf gewisse Weise", meint Schoeller. "Ein Foto ist nur der Bruchteil einer Sekunde, die vom Fotografen frei gewählt wurde. Von einem Menschen, der den anderen Menschen eigentlich gar nicht kennt. Ein Porträt hat mit der Person, die es zeigt, meist nicht viel gemein", so der Fachmann hinter der Linse.

Webber, Jani und Co. durften ihre Helme erst am Ort des Shootings abnehmen. Kein Hairstyling, keine Schminke, keine Chance sich zu sammeln. "Ich bin immer auf der Jagd nach der ehrlichen Sekunde", erklärt Schoeller seine Herangehensweise. "Ich möchte die Leute nicht gut aussehen lassen, sondern objektive Bilder schaffen - zumindest welche, die weniger lügen als andere." Über seine Arbeit am Nürburgring sagt er: "Man sieht jedem Einzelnen den Rennverlauf an. Das war gut. Sehr gut."