Davidson: "Die WM beginnt nach Le Mans von vorne"

(Motorsport-Total.com) - Die 24 Stunden von Le Mans sind jedes Jahr der Höhepunkt der Langstrecken-Szene. Zusätzlich gibt es rund um das Traditionsrennen den Kalender der Langstrecken-WM WEC. Die Pause nach Le Mans ist lang. Knapp drei Monate dauert die Unterbrechung, bis am 20. September Audi, Toyota und Porsche in Austin (USA) wieder gegeneinander kämpfen. In der Fahrer-WM liegt das Toyota-Trio Anthony Davidson, Nicolas Lapierre und Sebastien Buemi mit 80 Punkten an der Spitze.

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Der Toyota mit der Startnummer 8 führt die WEC-Wertung an Zoom

Dieses Trio gewann die beiden Rennen über sechs Stunden in Silverstone und Spa-Francorchamps. In Le Mans belegte der Toyota mit der Startnummer 8 hinter den beiden Audi-Prototypen Platz drei. "Unser Schwesterauto hat das Rennen von der Pole-Position lange angeführt und ist dann leider ausgefallen", blickt Davidson bei 'Speed City zurück. "Diesen technischen Defekt hatten wir noch nie zuvor. Ein Sensor wurde defekt. Wir hatten aber das schnellste Auto und hätten gewinnen müssen. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Weltmeisterschaft, die wir anführen."

Die Entscheidung in der WM ist noch lange nicht gefallen, denn es stehen noch die sechs Stunden Rennen in Austin, Schanghai, Bahrain und Sao Paulo an. Toyota ist in der Favoritenrolle, doch auch Audi ist immer in Schlagdistanz, wie Le Mans gezeigt hat. Dazu ist auch Neueinsteiger Porsche pfeilschnell. "Porsche hat eine große Geschichte. Es ist aber ein komplett neues Team und man kann es nicht mit der Vergangenheit vergleichen", meint Davidson über die Konkurrenz. "Sie haben viele Leute aus der Formel 1, aus der DTM und von BMW. Sie wissen, wie sie es machen müssen."

"Für sie ist es natürlich ein Lernjahr. Das war bei uns bei der Rückkehr von Toyota auch der Fall. Porsche hat dennoch in Le Mans nach einigen Stunden geführt. Das war unerwartet. Ich glaube, das haben sie auch nicht erwartet. Sie sind ein konkurrenzfähiges Team und ein starker Gegner." In der WM-Wertung hat Porsche Rückstand, denn Marc Lieb/Neel Jani/Romain Dumas halten bei 33 Zählern. Das Auto von Mark Webber hat überhaupt erst 15,5 Zähler auf dem Konto.

Trotzdem glaubt Davidson nicht, dass die Fahrer-WM für Toyota zu einem Spaziergang wird, denn die Le-Mans-Sieger Andre Lotterer/Benoit Treluyer/Marcel Fässler haben nur zehn Punkte Rückstand. "Wir führen bei den Fahrern mit knappem Vorsprung. Die Herstellerwertung ist für Toyota natürlich sehr wichtig. Die WM beginnt nach Le Mans praktisch von vorne, denn dort gab es doppelte Punkte und die Nummer 7 kam nicht ins Ziel", sagt Davidson. "Auch weil Audi einen Doppelerfolg gefeiert hat, hat uns das getroffen."

"Die nächsten Strecken sollten uns alle liegen. Aber niemand weiß, wer von jetzt an das schnellste Auto hat." Toyota war bisher nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig. Aber ausgerechnet in Le Mans trat der entscheidende Defekt auf. Der TS040 Hybrid mit bis zu 1.000 PS Antriebsleistung fasziniert. "Es ist sehr aufregend. Ich bezeichne es immer als einen Prius mit Steroiden", lacht Davidson. "Die 1.000 PS sind unglaublich, man hat eine extrem gute Traktion."

"Der Hybridantrieb sorgt am Kurvenausgang für eine starke Beschleunigung. Es ist ein faszinierendes Auto. Manchmal kann es auch seltsam zu fahren sein, denn plötzlich hat man statt 1.000 PS nur noch 500 PS zur Verfügung." Die Fahrer mussten sich auf die Hybrid-Antriebe einstellen. Wie hält sich Davidson in der langen Pause bis Austin fit? "Ich fahre auch im Formel-1-Simulator, aber nichts kann das echte Auto ersetzen." Daneben arbeitet der Brite auch als Experte für 'Sky Sports F1' in Großbritannien.