BoP in der WEC: Toyota fordert mehr Transparenz

TGR-Europe-Geschäftsführer und De-facto-Teamchef Rob Leupen kritisiert die Intransparenz der WEC in Sachen BoP und fordert deutliche Nachbesserungen

(Motorsport-Total.com) - FIA-Maulkorb hin, spannende Rennen her: In der Hypercar-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) entscheidet die Balance of Performance (BoP) maßgeblich über Sieg oder Niederlage. Doch wie sie genau zustande kommt, ist selbst den Herstellern mitunter ein Rätsel. Toyota wagt es nun, das Thema offen anzusprechen. Dabei muss wegen des Maulkorbs der FIA auf jedes Wort genau geachtet werden.

Titel-Bild zur News: Rob Leupen fordert deutliche Nachbesserungen im WEC-BoP-Prozess

Rob Leupen fordert deutliche Nachbesserungen im WEC-BoP-Prozess Zoom

Rob Leupen, Geschäftsführer von Toyota Gazoo Racing Europe, fordert im Gespräch mit der niederländischen Ausgabe von Motorsport.com, einem Schwesterportal von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, mehr Transparenz. Dabei bezieht er sich vor allem auf die Skandal-BoP bei den 24 Stunden von Le Mans 2023.

"Die BoP ist eine schwierige Sache in dieser Rennserie", sagt der Niederländer. "Wir haben einige Fragen dazu, wie das gemacht wird. Eine Woche vor dem Rennen [Le Mans 2023] haben wir 37 Kilogramm mehr bekommen. Das war nicht regelkonform und nicht gut für uns."

"Unserer Meinung nach sollte es nicht so sein. Es sollte einheitlich und konstant sein. Alle Teams sollten einfach transparente Informationen erhalten."

Der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2023 ging schließlich an Ferrari, die weniger stark eingebremst wurden, obwohl AF Corse bereits beim Rennen zuvor in Belgien das schnellste Auto hatte. Das sportliche Ergebnis ist für Leupen weniger das Problem, wohl aber die Art und Weise, wie die Entscheidung zustande gekommen ist.

"Es war eine Entscheidung, die aus unserer Sicht technisch überhaupt keinen Sinn gemacht hat, weil es nur um die Show ging. Und das finden wir falsch, das gefällt uns nicht."

2024 sei es in Le Mans "besser gelaufen", betont Leupen. Zufrieden ist er trotzdem nicht, denn noch immer ist nicht klar, wie genau die BoP jetzt berechnet wird. Bekannt ist nur, dass Simulationen zum Einsatz kommen. "Das Verfahren ist nicht transparent. Und Transparenz ist uns wichtig", betont er. In Le Mans debütierte beispielsweise die zweigeteilte BoP, für die Toyota sich starkgemacht hatte, ohne vorherigen Test.

Fehleinstufung in Katar 2024

Doch auch 2024 verlief nicht reibungslos, vor allem nicht beim Auftakt in Katar. Aus heiterem Himmel wurde das Reglement geändert, die Hypercars dürfen nun bis zu 1.100 Kilogramm wiegen, und der Toyota GR010 Hybrid wurde plötzlich mit einem Gewicht belastet, für das er gar nicht ausgelegt war. Plötzlich ging in Lusail alles drunter und drüber.

"Im vergangenen Jahr waren wir das schnellste Auto. Wenn wir uns dann die ersten zwei oder drei Rennen [in diesem Jahr] anschauen, waren wir das langsamste Auto. Und wir haben nichts geändert. So etwas darf nicht passieren. Katar war wirklich nicht gut für uns."

"Und dann kommt die FIA um die Ecke und sagt uns: 'Ja, ihr hattet ein bisschen Pech und wir waren zu hart.' Aber dafür können wir uns nichts kaufen, denn sie hätten es besser machen können. Das ist unser Standpunkt."

Die enorme Zahl der involvierten Hersteller macht es schwer, alle zufriedenzustellen

Die enorme Zahl der involvierten Hersteller macht es schwer, alle zufriedenzustellen Zoom

Er fordert, dass die Teams "unter gleichen Bedingungen" fahren können, obwohl er einräumt, dass es "schwierig" sei, alle Autos gleich zu machen. "Das ist keine einfache Aufgabe. Aber die Ingenieure, die das machen, müssen dazu in der Lage sein."

"Man kann die Prozesse, nach denen BoP erstellt wird, transparent darstellen. Man kann sagen: 'Hier sind sie und so machen wir es'. Und dann kann man auch Feedback geben. Wir geben nach jedem Rennen Feedback, aber wir bekommen keine Rückmeldung auf unser Feedback. Das ist eine Einbahnstraße und funktioniert nicht."

"Man muss zusammenarbeiten, um es besser zu machen. Natürlich gibt es viele Informationen von den Herstellern, die streng geheim sind. Wir wollen nicht, dass Porsche, Ferrari oder Cadillac bestimmte Dinge wissen und umgekehrt."

"Aber es gäbe Möglichkeiten. Ich glaube, man muss einfach einen Schritt nach vorne machen. Und ich bin zuversichtlich, dass sie das tun werden, weil sie von allen Seiten, nicht nur von uns, enormen Druck bekommen, es anders zu machen."

WEC mit Hersteller-Schwemme nicht mitgewachsen

Eine Möglichkeit wäre, auch die Simulationen der Hersteller einzubeziehen, wie er erklärt: "Wenn unsere Simulationen große Unterschiede zwischen Ferrari, Porsche, Peugeot, Toyota und Cadillac zeigen, sagen wir: 'Hey, was ist da los? Könnt ihr das erklären?' So etwas ist nicht gut, und das wissen sie auch."

Ein Schritt in diese Richtung wäre für Leupen logisch. Die WEC hat sich innerhalb von zwei Jahren von einer Toyota-Show mit Privatiers-Beilage und einem alten LMP1 zu einem Riesenfeld entwickelt, in dem fast alle großen Automobilkonzerne mit ihren prestigeträchtigsten Marken mitmischen.

"Wir nehmen an einer Meisterschaft teil, die enorm gewachsen ist und in der viele Profis ein Wörtchen mitzureden haben. Ich möchte nicht in der Position des Rennleiters [Edoardo Freitas] sein, vor allem nicht in Le Mans. Er muss eine riesige Menge an Informationen verarbeiten."

"Aber es gibt Systeme, die das können. Die Formel 1 schafft das. Wir haben jetzt mehr Hersteller als die Formel 1 und mehr Autos. Natürlich wird es dadurch komplexer, aber man muss eben mitwachsen. Und ich glaube, dass sie in dieser Hinsicht jetzt etwas schneller wachsen müssen."

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