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  • 08.11.2016 08:05

  • von Roman Wittemeier

Audi-WEC-Ausstieg: Was passiert mit Joest?

Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Audi-Abschieds aus der Le-Mans-Szene sucht das Team Joest neue Betätigungsfelder: Audi-Kundenauto in der LMP1?

(Motorsport-Total.com) - Vom bevorstehenden Abschied von Audi aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sind nicht nur die rund 300 Mitarbeiter von Audi Sport betroffen. Auch das langjährige Einsatzteam Joest steht vor einer ungewissen Zukunft. Das 1978 von Reinhold Joest in Wald-Michelbach gegründete Unternehmen muss sich nach einen Betätigungsfeldern umschauen. Joest ist mit 15 Gesamtsiegen das erfolgreichste Team bei den legendären 24 Stunden von Le Mans.

Titel-Bild zur News: Reinhold Joest Ralf Jüttner

Suchen nach Alternativen für das Team: Reinhold Joest und Ralf Jüttner Zoom

"Wie und wo sich Joest Racing zukünftig im Motorsport engagieren wird, gibt das Team zu einem späteren Zeitpunkt bekannt. Nach dem kurzfristigen Aus des gemeinsamen WEC-Projekts mit Audi sondiert der traditions- und erfolgreiche Rennstall aus dem Odenwald nun den Markt und sucht nach neuen motorsportlichen Herausforderungen", heißt es auf der Homepage der bisherigen Audi-Einsatzmannschaft.

Stellenausschreibungen wurden von der Internetseite gelöscht, die rund 45 festangestellten Mitarbeiter des Teams blicken in eine ungewisse Zukunft. "Wir stehen vor der schwierigen Aufgabe, jetzt sehr kurzfristig etwas finden zu müssen", erklärt Joest-Rennleiter Ralf Jüttner im Gespräch mit 'sportscar365.com'. "Ein Programm, wie wir es in den zurückliegenden Jahren mit Audi hatten, zeichnet sich momentan nicht am Horizont ab."

Einsatz des Audi-LMP-Chassis mit anderem Motor denkbar

Ein weiteres Engagement gemeinsam mit einem Hersteller auf dem bisherigen Niveau sei nur in der LMP1-Klasse oder in der Formel 1 denkbar. Aber die Königsklasse ist laut Jüttner "keine Alternative". Man müsse sich nun anschauen, ob man den Betrieb mit "zwei oder drei kleineren Programmen" auslasten könne. "Aber wenn man Ende Oktober solch eine Nachricht erhält, dann ist es schon extrem spät. Wir arbeiten erst seit der vergangenen Woche an möglichen Alternativen", sagt der Joest-Teamchef.

Als denkbaren Schritt sieht man einen Start mit einem privaten LMP1-Programm. In jener Szene hätte man zwar in ByKolles nur einen Gegner auf der Strecke, aber man würde der WEC und Le Mans verbunden bleiben. Angesichts der langjährigen Tradition von Joest auf der Langstrecke wäre dies naheliegend. Allerdings kann die Mannschaft aus Wald-Michelbach kaum derart kurzfristig ein eigenes Chassis produzieren. Eine Idee: Einsatz der für 2017 fertig entwickelten Audi-LMP1-Chassis.

Alex Wurz

Joest-Sieg in Le Mans 1996: Der Porsche war für die WSC entwickelt worden Zoom

"Wenn man das sauber aufstellen könnte, dann muss man darüber ernsthaft nachdenken", sagt Jüttner, der allerdings gleichzeitig die Frage nach der entsprechenden Finanzierung stellt. "Man würde das Auto ohne den Dieselmotor einsetzen, denn sonst bräuchte man zu viel Unterstützung von Audi Sport. Und das können sie nicht mehr leisten. Das gleiche gilt für den Hybrid. Aber man könnte den neuen Wagen ohne Motor und Hybrid vielleicht nehmen."

Benzinerantrieb im Audi-Chassis: So einfach ist es nicht

Genau an diesem Punkt wird die Tatsache zum Stolperstein, dass Audi den intern RP7 genannten 2017er-LMP1 wieder auf den Betrieb mit Dieselmotor ausgelegt hat. Der Tank muss auf Grundlage der Regularien nur 49,9 Liter fassen, die Benziner dürfen erheblich mehr Treibstoff (62,5 Liter) mittragen. Da kein alternatives Dieselaggregat verfügbar ist, stößt man an technische Grenzen. "Man kann da nicht einfach irgendwo mehr Sprit reinpumpen. Das geht nicht so einfach", meint Jüttner.

"Wenn wir etwas machen, dann wollen wir es ordentlich tun", sagt der 59-Jährige. "Wir wollen nicht aus Verzweiflung einfach irgendwas machen. Auch beispielsweise 1997 hingen wir eigentlich in der Luft." Damals sicherte man sich einen Porsche, um ihn auf eigene Kosten zu entwickeln und einzusetzen. Prompt gewann man ein weiteres Mal in Le Mans. "So konnten wir damals die Kerntruppe halten. Dann kam das Audi-Programm. Leider zeichnet sich jetzt nicht so etwas ab."

Kristensen

Auch 1997 konnte Joest mit dem TWR-Porsche an der Sarthe gewinnen Zoom

Neben der möglichen Fortführung eines Engagements in Le Mans und in der Langstrecken-WM hat Joest die Augen auch auf die nordamerikanische Sportwagenszene gerichtet. "Ich mag den Rennsport in den USA sehr, auch Herr Joest liebt es dort", erklärt Jüttner, der sich auch ein DPi-Programm vorstellen könnte. "Wenn man es sauber und gut aufstellen könnte, dann würde ich das nicht ausschließen. Wir schauen uns das an, stehen aber noch ganz am Anfang."

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