• 04.11.2016 08:59

  • von Roman Wittemeier

Allan McNish: "Audi-Ausstieg ist nicht das Ende der WEC"

Für Audi-Legende Allan McNish steht fest: Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) kann auch mit einem LMP1-Werksteam weniger überleben

(Motorsport-Total.com) - Nach der Ankündigung von Audi, sich am Ende der diesjährigen Saison 2016 aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zurückzuziehen, stehen hinter der Zukunft der Serie zahlreiche Fragezeichen. Im Vertrag zwischen ACO und FIA ist die Teilnahme von mindestens drei Herstellern in der Topkategorie der WEC festgeschrieben. 2017 werden nach aktuellem Stand jedoch nur noch Porsche und Toyota gegeneinander kämpfen. Verliert man den WM-Status? Das ist bislang unklar.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Audi-Legende Allan McNish sieht den Fortbestand der WEC nicht in Gefahr Zoom

"Es ist nicht so, dass die WEC wegen des Ausstiegs von Audi nun kollabieren wird. Das glaube ich einfach nicht", sagt der dreimalige Le-Mans-Champion Allan McNish auf Nachfrage von 'sportscar365.com'. Der Schotte, der nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn nun als Audi-Legende im Fahrerlager der WEC zugegen ist, sieht den Abschied seines Arbeitgebers nach 18 erfolgreichen Jahren jedoch auch als "herben Rückschlag".

"Man hat das damals in der American-Le-Mans-Series deutlich zu spüren gekommen. Es geht nicht nur darum, dass man weniger Fahrzeuge im Starterfeld hat, sondern es geht auch Marketingpower für die Serie verloren", meint McNish. Vor allem Audi hatte der Szene mit großen Kampagnen rund um das WEC-Engagement im Bereich Vermarktung geholfen. Man buchte beim ACO reichlich Bandenwerbung und Stellflächen im Paddock von Le Mans. Der Veranstalter verliert somit eine wichtige Einnahmequelle.

McNish stimmt der Aussage von WEC-Promoter Gerard Neveu ("Hersteller kommen und gehen") voll zu. "Ich denke, der Langstreckensport ist eigentlich in einer guten Verfassung. Man ist breit aufgestellt, hat über das gesamte Feld betrachtet viele Hersteller an Bord", meint der Schotte. In der LMP1-Klasse sind aktuell neben Audi noch Porsche und Toyota aktiv, im GTE-Pro-Bereich kämpfen Ferrari, Ford, Aston Martin, Porsche und ab 2018 BMW gegeneinander. In Le Mans tritt Chevrolet mit der Corvette werksseitig an.

"Auch noch andere Werke werden einen Blick auf die WEC halten. An irgendeinem Punkt werden auch sie einsteigen", meint McNish. Der Weg zur Erholung der LMP1-Klasse sei jedoch schwierig. "Das ist immer schon die harte Nuss gewesen", sagt der Audi-Repräsentant. "Es spricht gewisse Hersteller an, es ist quasi die Formel 1 des Langstreckensports. Die Regeln müssten dafür eigentlich restriktiv sein. Gleichzeitig muss es Möglichkeiten für Hersteller geben, auch mit etwas anderer Technologie zu fahren. Das sollte gehen."


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"Grundsätzlich darf man Quantität nicht über Qualität stellen", meint der dreimalige Le-Mans-Champion. "In meiner Karriere waren direkte Zweikämpfe oftmals sogar die besten. Das Duell gegen den anderen Audi, in den USA unser Kampf gegen Penske oder in Le Mans gegen Peugeot", nennt er Beispiele. "Ich denke, der Fight zwischen Porsche und Toyota wird großartig werden. Klar, mit Audi wäre es noch schöner, aber ich bin sicher, dass es eine starke Meisterschaft bleiben wird."