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Nach Dacia-Crash beim 24h-Rennen: Jetzt spricht Fahrer Maximilian Weissermel

Der Dacia-Crash bei den 24h Nürburgring 2023 hat für Aufsehen gesorgt - Fahrer Maximilian Weissermel spricht über den Unfall & die Folgen

(Motorsport-Total.com) - Der heftige Unfall mit dem Dacia Logan von Ollis Garage #118 (Kriese/Lachmayer/Weissermel/Geilen) war einer der großen Aufreger beim diesjährigen 24h-Rennen am Nürburgring. Während der Publikumsliebling nicht mehr zu retten ist, hatte Fahrer Maximilian Weissermel deutlich mehr Glück. Doch die Folgen des Unfalls sind noch spürbar.

Titel-Bild zur News: Dacia Logan, 24h Nürburgring 2023, Maximilian Weissermel

Der Dacia Logan wurde in der Nacht Opfer eines schweren Unfalls Zoom

"Ich fühle mich wie überfahren, jeder einzelne Muskel schmerzt", sagt Weissermel am Dienstag, zwei Tage nach dem schweren Unfall im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich bin allerdings froh, dass es mir einigermaßen gut geht, was in Anbetracht der Bilder keine Selbstverständlichkeit ist."

"Ich musste mir das Auto am Sonntag unbedingt anschauen, um zu verstehen, was passiert ist", berichtet der Oberurseler. Die Wucht des Aufpralls war enorm. "Das Heck ist bis unter die Zelle vorgeschoben, der Sitz an einer Stelle sogar gebrochen."

Bei der Bergung mussten die Rettungskräfte die Beifahrertür aufspreizen, weil das Fahrzeug komplett deformiert ist. Eine riesige Delle im Dach zeugt von der Kraft, die auf den Dacia einwirkte. "Das war eine knappe Geschichte", weiß der 36-Jährige. "Bis auf den linken, vorderen Scheinwerfer ist das Auto nicht mehr zu retten!"

"Als wäre ein Sprengsatz explodiert"

"Ich habe den Porsche über die Kuppe kommen sehen", berichtet Weissermel, der auf seiner Ideallinie geblieben ist und sogar geblinkt hat, um Porsche-Fahrer Laurin Heinrich zu signalisieren, dass er rechts überholen kann. "Dann habe ich die Situation gedanklich abgehakt, um mich auf den schwierigen Streckenabschnitt zu konzentrieren."

Der Porsche fuhr allerdings nicht erwartet vorbei, sondern knallte dem Dacia mit voller Wucht auf die rechte, hintere Ecke. "Es hat sich nicht angefühlt wie ein Aufprall", erzählt Weissermel gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Es war, als hätte jemand einen Sprengsatz gezündet, der explodiert ist!"

Der Dacia Logan knallte daraufhin in die Leitplanken und drehte sich mehrfach, bevor er auf der Strecke zum Stehen kam. "Das kam mir wie eine Ewigkeit vor", so Weissermel, der instinktiv die Arme vor das Gesicht hielt und alle Muskeln anspannte. "Ich habe mir Gedanken gemacht, ob ich mich noch überschlage oder von einem nachkommenden Fahrzeug getroffen werde." Das blieb glücklicherweise aus.

Kritik am Dacia-Projekt

Nach dem Unfall wurde Kritik laut, dass kleine Fahrzeuge, wie der Dacia Logan, nicht mehr zum 24h-Rennen gehören. "Das kann ich nicht nachvollziehen", sagt Weissermel, der genau darin die DNA des beliebten Langstreckenklassikers sieht. "Beim 24h-Rennen fahren nun einmal private Teams gegen die großen Werke. Man sollte aufeinander Rücksicht nehmen."

Das hat ihm jedoch gefehlt. "Es ist ein Ritt auf Messers Schneide und es gab schon vor dem Unfall einige Situationen, in denen sowohl wir als auch andere Teams geschnitten oder abgedrängt wurden", erzählt der Oberurseler.

Tatsächlich gab es auch andere Kollisionen zwischen den GT3-Boliden und leistungsschwächeren Fahrzeugen. Das 24h-Rennen habe sich zum rücksichtslosen Sprintrennen entwickelt, so Weissermel, der sich gut vorstellen könnte, dass die kleinen Privatteams dadurch die Lust verlieren.

Großer Fanzuspruch am Dacia-Projekt

Auf der anderen Seite gibt es eine große Begeisterung für die "Kleinen" im Starterfeld. Das beweist nicht nur die Einführungsrunde am Samstag. Weissermel, der auch den Start gefahren ist, berichtet: "Es war gigantisch, der absolute Hammer! Die Fans standen auf der Strecke, haben mich sogar angehalten."

Dadurch verlor er den Anschluss zur Startgruppe, wollte allerdings auch kein Risiko eingehen. "Die Zuschauer standen teilweise auf der Strecke, es wäre viel zu gefährlich gewesen, einfach Vollgas zu geben und dem Feld hinterherzufahren", so Weissermel. "Als ich auf die Döttinger Höhe eingebogen bin, waren die anderen Autos schon kurz vor dem Start."


Fotos: 24h Nürburgring 2023, Rennen


Dacia-Team rät von Spenden ab

Mittlerweile haben die Fans erste Spendenaktionen gestartet, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Das Team bittet jedoch, nicht zu spenden. "Wir wissen zurzeit noch nicht, ob und wie es weiter geht und raten von Spenden für uns ab", sagt Teamchef Oliver Kriese. "Wir wissen nicht, wer dahintersteckt, auch wenn es vielleicht nur gut gemeint ist. Wir haben keinen Spendenaufruf gestartet!"

Auch, wie es in diesem Jahr für Weissermel weitergeht, ist noch offen. "Zunächst möchte ich Team von Ollis Garage danken, die mit Ehrgeiz und Motivation an die Sache herangehen", sagt der 36-Jährige. "Ein weiterer Dank gilt den Rettungskräften und den Mitarbeitern im Krankenhaus für die professionelle Betreuung. Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt und es gut zu wissen, dass das Rettungsystem am Nürburgring funktioniert."

"Ich werde definitiv zurück in den Rennwagen steigen!" Maximilian Weissermel

Und eines ist ebenfalls sicher. "Ich werde definitiv zurück in den Rennwagen steigen", grinst Weissermel abschließend. "Diese Freude lasse ich mir durch den Unfall nicht nehmen!"