• 24.11.2009 14:43

  • von Kay Siecken

Márquez: "Eine Zehntelsekunde macht den Unterschied"

Im großen Interview wagt Marc Márquez einen Rückblick auf die vergangene Saison und blickt auf die kommende Saison voraus

(Motorsport-Total.com) - In seinem zweiten Jahr in der Weltmeisterschaft hat Marc Márquez erneut sein fahrerisches Talent unter Beweis stellen können. Dieses hatte ihm im vergangenen Jahr als jüngsten spanischen Fahrer in der Geschichte einen Podiumsplatz beschert. 2009 stand der KTM-Pilot erneut im Blickpunkt - wegen spektakulärer Stürze aber auch wegen harter Zweikämpfe auf dem Asphalt. Im Interview blickt Márquez auf die vergangene Saison zurück und erklärt, welche Dinge er in den vergangenen Jahren gelernt hat und dass er nun kein Extra-Gewicht mehr benötigt.

Frage: "Nachdem Du nun Dein zweites Jahr in der 125ccm-Meisterschaft beendet hast, mit welchen Gefühlen gehst Du in den Urlaub?"
Marc Márquez: "Ich gehe mit einem guten Gefühl in die Ferien, denn ich denke, dass ich eine gute Saison gehabt habe. Ich habe ein paar Fehler gemacht, die ich nicht hätte machen müssen, aber ansonsten habe ich wirklich alles gegeben."#w1#

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Márquez ist als Fahrer und Mensch in den letzten Jahren gewachsen

Frage: "Eigentlich war es vom ersten Rennen an ziemlich klar, dass Du um Podiumsplätze würdest mitfahren können. Warum hast Du es letztlich nur in Jerez auf das Podium geschafft? Hast Du keine besseren Resultate erwartet?"
Márquez: "Doch, um ehrlich zu sein, habe ich das, denn ich war davon überzeugt, ein gutes Level zu haben und wir alle haben daran geglaubt, dass uns das Bike ein größere Hilfe wäre. Am Ende der Saison war die KTM näher an den Aprilias dran und wir haben alle ein bis zwei Podiumsplätze erwartet. Diese hätten wir erreichen können."

Frage: "Was hast Du aus dieser Saison gelernt?"
Márquez: "Ich habe dieses Jahr vor allem gelernt, mich im Zweikampf zu behaupten, denn in der 125er-Klasse fährt man meist inmitten eines Packs an Fahrern und es gibt ständig Kämpfe. Außerdem musste ich, dadurch dass ich mit einer Maschine kämpfte, die ein paar Schwächen besaß, lernen, wie ich das Beste aus den Kurven heraushole: Wie man schnell herausbeschleunigt und den nächsten Bremspunkt in der Nähe der anderen Fahrer erwischt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das managen der Trainingssessions. Dabei hat mir Emilio Alzamora geholfen."

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Frage:"Deine schönste Erinnerung an 2009?"
Márquez: "Das Podium in Jerez. Nicht nur, dass es das beste Ergebnis der Saison war, es ist auch ein Traditionskurs, bei dem viele Fans zugegen sind. Auch an die Poles, besonders an Malaysia habe ich gute Erinnerungen."

Marc Marquez

Die Zeit auf der KTM ist vorbei. Es bginnt die Aprilia-Ära Zoom

Frage:"Und Deine schlimmste Erinnerung an 2009?"
Márquez: "Die Stürze, die nicht auf Deinen eigenen Fehler zurückzuführen sind, sondern auf den Motor. Das sind Stürze, die man nicht erwartet und der Körper ist darauf nicht vorbereitet. Glücklicherweise hatte ich in diesem Jahr keinerlei Verletzungen."

Frage: "Wir haben Dich die vergangenen Jahre nicht nur als Fahrer sondern auch körperlich wachsen gesehen. Trägst Du immer noch einen Ballast mit Dir herum und wo merkt man ihn besonders?"
Márquez: "Ich trage fast keinen Ballast mehr und das merkt man vor allem bei Richtungswecsheln. Auf Kursen wie in Brünn ist es zum Beispiel sehr viel einfacher, das Bike zu bewegen. Dadurch das ich jetzt mehr wiege, habe ich meinen Fahrstil geändert, und mehr Traktion zu erhalten und das Bike früher in die Kurven schmeißen zu können."

Die Stärksten der kleinen Klasse

Frage: "Im vergangenen Jahr hast Du Deine Garage mit Julián Simón geteilt, der in die 125er zurückgekommen ist und die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Wie beurteilst Du seine Leistung?"
Márquez: "Er war der deutliche Sieger und er hat es absolut verdient. Er war konstant und in vielen Rennen war er vom ersten Tag an der schnellste. Wir müssen ihm gratulieren. Er musste gewinnen, was seine Leistung nicht schmälern soll. Er hat bewiesen, dass er ein außergewöhnlicher Fahrer ist und auch in Zukunft sehr schnell unterwegs sein wird."

Frage: "Welches Rennen hast Du am meisten genossen?"
Márquez: "Donington bei trockenen Bedingungen. Ich habe um das Podium mitgekämpft und es war ein gutes Rennen. So wie Jerez. Rennen, in denen es auf der Strecke hochhergeht und in denen ich vorne mitfahren kann, das sind die Renen, die ich am meisten mag."

Frage: "Welche Fahrer hast Du für nächste Saison als starke Fahrer auf dem Zettel?"
Márquez: "Wie dieses Jahr gibt es sicherlich viele. Die Fahrer, die am konstantesten fahren, haben am Ende sicherlich die besten Optionen. Wir müssen abwarten und schauen, wie sich die Fahrer in den vorsaisonalen Tests präsentieren, welche Fahrer schnell nach vorne kommen und mit den schnellsten mithalten können. Es kann sich immer etwas verändern und neue Rivalen sich hervortun. Prinzipiell wird es auf Bradley Smith, Nico Terol and Pol Espargaró und ein, zwei andere hinauslaufen."

Nach dem Aus von KTM

Frage:"Wer ist bei hart umkämpften Rennen der gefährlichste Rivale?"
Márquez:"Am Ende eines Rennens sind alle Rivalen gefährlich. Smith ist schwer zu stoppen, wenn er zu Beginn eine gute Pace hat, und Espargaró and Terol sind schwer zu schlagen."

Frage: "Nachdem KTM nun offiziell draußen ist, was erwartest Du von Deinem ersten Ritt auf der Aprilia? Was kannst Du als bisheriger Beobachter über dieses Bike sagen?"
Márquez: "Ich hoffe, mich so schnell es geht, darauf einstellen zu können. Von dem, was mir Julio [Simón] gesagt hat, wird es für mich als jemanden, der von der KTM kommt, einfacher, da es ein ähnliches Chassis ist. Der Motor bringt konstantere Leistung, was auf der Strecke den größten Unterschied ausmacht, denn das Bike schien immer gut zu sein. Wir müssen jetzt viel testen, um das Bike vollständig zu verstehen, um eine gute Basis für die Saison zu schaffen. "

Frage: "Wo muss sich Marc Márquez noch verbessern, damit er um Siege und den Titel mitfahren kann?"
Márquez: "Ich glaube meine größte Schwäche ist die Konstanz. Es ist wichtig, dass man Rennen zu Ende fährt, weil man nur dadurch die Erfahrung erlangt und die Möglichkeit bekommt, um den Sieg und damit auch um den Titel mitzufahren."