• 05.08.2010 14:33

Márquez: "Die Atmosphäre im Team ist familiär"

Im zweiten Teil des Interviews mit Marc Márquez schildert der junge Seriensieger die Stimmung im Ajo-Team

(Motorsport-Total.com) - Marc Márquez ist nach seinen fünf Siegen in Serie der große Favorit auf den 125er-WM-Titel in dieser Saison. Im zweiten Teil des Teaminterviews spricht der Derbi-Pilot über die Atmosphäre im Ajo-Team, die Rivalität mit Pol Espargaró, seinen familiären Hintergrund und seine zahlreichen Fans.

Titel-Bild zur News: Marc Márquez

Marc Márquez peilt den WM-Titel an und möchte vor allem Punkte sammeln

Frage: "Marc, du bist seit zweieinhalb Jahren in der Weltmeisterschaft und hast fünf Siege gefeiert - aber sie kamen alle auf einmal. Hattest du erwartet, dass sie früher kommen würden?"
Marc Márquez: "Das hängt immer von zahlreichen Faktoren ab. Genauso hängen von Siege in Folge davon ab, ob einem die Rennstrecken liegen oder nicht, der Form deiner Konkurrenten, usw. Aber es stimmt, vergangenes Jahr hätte ich gerne einen Sieg geholt, aber es hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Das lag an meinen Fehlern und an Problemen mit einem Motorrad, dass letztlich nicht so konkurrenzfähig war wie die meiner Rivalen."#w1#

Frage: "Eines deiner Erfolgsgeheimnisse in dieser Saison scheint das gute Atmosphäre in deinem Team zu sein. Was ist so besonders an der Gruppe von Leuten, mit denen du zusammenarbeitest?"
Márquez: "Es ist ein Team mit einer familiären Atmosphäre, sehr freundschaftlich. Wir sind nicht sehr viele, aber alle sind in dem, was sie tun, sehr gut. Das Wichtigste ist, dass wir eine sehr gute Beziehung aufgebaut haben. In dem Moment, in dem ich mit dem Motorrad in die Garage komme und ich ihnen meine Gedanken schildere, wissen sie sofort, was ich brauche. Ich denke, dass ein Teil ihres Erfolges auf ihrer Erfahrung beruht, aber auch auf der großartigen Atmosphäre zwischen allen. Das verleiht dem Team noch mehr Stärke."

Frage: "Wie ist es, mit Aki Ajo zusammenzuarbeiten?"
Márquez: "Er ist jemand, auf den ich schon in der Vergangenheit wegen seiner guten Fähigkeiten in Bezug auf die Arbeit mit einer Zweitakter-Maschine aufmerksam gemacht wurde. Deshalb entschloss ich mich dazu, für ihn zu fahren. Er verfügt über reichlich Erfahrung und hat schon mit Herstellern wie Derbi, Malagutti und Honda zusammengearbeitet. Gegen Ende der vergangenen Saison habe ich seine Arbeitsweise beobachtet, wie schnell Corteses Motorrad immer war oder wie di Meglio die Weltmeisterschaft gewann."

"Er ist ein Teamchef mit Erfahrung, klaren Ideen und großem Geschick wenn es darum geht, sowohl den Motor als auch das Chassis abzustimmen. Die Leistung des Motorrads ist immer sehr gleichmäßig, das ist das Wichtigste, und es hat mich bei keinem der Tests im Stich gelassen."

Frage: "Es heißt, dass die RSA, sowohl die Derbi als auch die Aprilia, ein sehr sensibles und schwieriges Motorrad sei. Aber gleichzeitig war es von Anfang an sehr schnell. Was ist das Schwierigste an diesem Motorrad?"
Márquez: "Das ist alles relativ, denn wenn man von KTM kommt - und das ist alles, was ich kenne -, ist das Chassis und der Motor besser. Das Chassis ist sehr empfindlich aber ich habe schnell ein gutes Gefühl und ein gutes Setup entwickelt."

Ausbau der Siegesserie ist möglich

Marc Márquez

Marc Márquez rechnet sich auch in Brünn Siegchancen aus Zoom

Frage: "Neben dir haben auch Nicolás Terol und Pol Espargaró in dieser Saison Rennen gewonnen. Denkst du, dass ein weiterer Fahrer euer Leistungsniveau in der zweiten Saisonhälfte erreichen kann?"
Márquez: "Um den Titel zu kämpfen könnte schwierig werden. Zwischen dem Dritten und Vierten hat sich eine kleine Lücke aufgetan. In jedem Rennen kann man aber sicher sein, dass Bradley Smith vorne dabei sein wird. Auch Cortese, Krummenacher oder Rabat können vorne auftauchen."

Frage: "Du triffst Pol Espargaró bereits seit vielen Jahren auf den Rennstrecken. Kannst du dich an das erste Mal erinnern?"
Márquez: "Ich muss fünf gewesen sein und wir begannen damit, in der 'Enduro für Kinder' anzutreten. Das waren Rennen, die in ganz Katalonien stattfanden. Mit acht, als ich im Conti Cup fuhr, traten wir häufiger gegeneinander an, auch wenn er beinahe zwei Jahre älter ist als ich und immer als Erster in die nächste Kategorie aufgestiegen ist."

Frage: "Das nächste Rennen findet in der Tschechischen Republik statt. Wie ist der Kurs in Brünn?"
Márquez: "Es ist eine komplizierte Strecke, besonders der letzte Abschnitt, bergauf, wo man viel Zeit gewinnen kann und worauf wir gut vorbereitet sein müssen. Mit der KTM fiel es mir recht schwer, aber in dieser Saison ist alles anders und ich hoffe, dass ich während des Wochenendes Fortschritte erzielen kann."

Frage: "Ist es möglich, die Siegesserie auszubauen?"
Márquez: "Das ist jetzt keine fixe Idee, aber natürlich: sollten wir die Chance haben zu gewinnen, werden wir es probieren. Es ist wichtig, an die Meisterschaft zu denken und immer Punkte zu sammeln."

Frage: "Wo ist das Limit für Marc Márquez?"
Márquez: "Wer weiß, denn gemeinsam mit Pol und Nico legen wir die Latte Rennen für Rennen höher und brechen auf beinahe allen Kursen die Rekorde. Mit dem Team denken wir nur daran, kontinuierlich Fortschritte zu machen. In der Qualifikation und in den Rennen geben wir immer alles, auch wenn wir versuchen, nicht die Kontrolle zu verlieren und die Reaktionen des Motorrads jederzeit zu spüren. Klar, manchmal haben wir eine Runde eingebaut, in denen wir es etwas mehr erzwungen und drei oder vier Zehntel gewonnen haben, was möglich erschien."

Schon der Vater war Motorrad-Fan

Marc Márquez

Immer mehr Fans und Journalisten werden auf Marc Márquez aufmerksam Zoom

Frage: "Bei dir zuhause gab es immer eine Leidenschaft für Motorräder. Ist dein Vater Rennen gefahren?"
Márquez: "Nein, Rennen gefahren ist er nicht, aber er war immer ein großer Fan und ist nach Jerez auf seinem eigenen Motorrad gereist, nach Assen ebenso. Er hat außerdem mit dem Moto Club Segre als Rennleiter zusammengearbeitet. Seit ich klein war, war ich also immer von Motorrädern umgeben."

Frage: "Auf der anderen Seite bist du nicht der einzige Motorradrennfahrer in eurem Haus. Ist dein Bruder genauso gut wie du?"
Márquez: "Alex trainiert noch und es ist noch nicht vorherzusagen, ob er ein Phänomen werden wird. Aber er hat Talent. Er weiß, wie man Motorrad fährt und wie man schnell fährt, was das Wichtige daran ist."

Frage: "Wird er dich eines Tages auf der Strecke einholen?"
Márquez: "Das hoffe ich! Ich hoffe, dass man uns eines Tages zusammen um den Sieg kämpfen sieht, wenn das möglich ist. Aber im Moment fährt er noch in der spanischen Meisterschaft. Er ist jung und muss es Schritt für Schritt angehen und weiter hart arbeiten. Hoffen wir es mal, es könnte passieren."

Frage: "Du bist in deinem dritten WM-Jahr, hattest ein paar Siege. Wirst du auf der Straße erkannt?"
Márquez: "Ich werde nun nicht mehr bloß an den Rennstrecken erkannt, sondern auch in Lleida und Barcelona. Man hört immer jemanden flüstern: 'Das ist Marc Márquez.' Ich bin mir dessen bewusst, aber ich versuche, mit meinen Füßen auf dem Boden zu bleiben und nehme es mit viel Demut zur Kenntnis."

Frage: "Bist du dir darüber im Klaren, wie viele Menschen dir im Internet folgen - durch deinen Fanklub, Facebook, usw.?"
Márquez: "Natürlich, denn ohne sie wäre diese Szene überhaupt nichts. Das ist eines der wichtigsten Dinge für einen Fahrer. Man weiß, dass sie jederzeit hinter dir stehen und das ist eines der größten Vergnügen, die man haben kann."