• 10.06.2007 16:40

Der Tag der Deutschen in Barcelona

Stefan Bradl lieferte in der 125er-Klasse sein wahrscheinlich bisher bestes Rennen in der Motorrad-WM ab, die anderen Deutschen agierten eher glücklos

(Motorsport-Total.com/sid) - Eigentlich hatte Stefan Bradl die Lust auf den WM-Zirkus schon verloren, doch nach einem glänzenden Kurzcomeback in Barcelona und dem besten WM-Ergebnis seiner Karriere ist die deutsche Motorradhoffnung wieder obenauf. Nur knapp vier Monate nach seinem überraschenden Rücktritt trumpfte der talentierteste deutsche Pilot beim Großen Preis von Katalonien in der 125er-Klasse als Wildcardfahrer richtig auf, fuhr trotz eines desolaten Starts noch unter die Top 10 und zeigte dem derzeit einzigen deutschen Stammfahrer Sandro Cortese in einer hitzigen Schlussphase auch noch das Hinterrad.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl scheint wieder Lust auf die Motorrad-WM bekommen zu haben

"Das war eines der besten Rennen meines Lebens. Mein Start war alles andere als perfekt, aber dann lief es echt super", meinte der 17-Jährige, nachdem er auf Platz neun über die Ziellinie gerast war. Einen kleinen Seitenhieb auf seinen Konkurrenten Cortese, den er in der letzten Runde stehengelassen hatte, konnte sich der junge Bayer nicht verkneifen: "Wir hatten zwar einen kurzen Kontakt, aber es war fair", sagte Bradl mit einem schelmischen Lächeln.#w1#

Bradl sen. glaubt weiter an seinen Sohn

Vater Helmut, 1991 Vizeweltmeister, setzte unterdessen zur großen Lobeshymne auf Filius Stefan an, der auf dem Circuit de Catalunya schon Siege in der spanischen und katalanischen Meisterschaft gefeiert hatte. "Ich habe immer gewusst, dass er das kann. Er hat eben ein unglaubliches Talent", erklärte Helmut Bradl. Ob es nach Stefan Bradls Rücktritt wegen Querelen mit dem Team ein dauerhaftes Comeback wird, ließen Vater und Sohn einträchtig offen.

"Der Rücktritt war seine Entscheidung, und ich stehe hinter ihm", sagte der Senior. Nach dem Empfehlungsschreiben von Barcelona stehen die Zeichen gut, beim übernächsten Grand Prix in Assen soll Bradl wieder eine Wildcard erhalten.

Die anderen deutschen Fahrer konnten nicht auf sich aufmerksam machen. Cortese, der nach zwei siebten Plätzen in Le Mans und Mugello auf dem elften Rang landete, haderte mit seiner Aprilia: "Das Motorrad hat überhitzt, Leistung hat gefehlt."

In der Königsklasse MotoGP lieferte Alex Hofmann eine seiner schwächeren Saisonleistungen und fuhr am Ende nur auf den 13. Platz. Der 27-Jährige aus Bochum wurde nach seinem Start von Position zehn gleich in der ersten Runde von drei Fahrern überholt und fand keinen Anschluss an die Favoriten. "Ich bin ganz schwer enttäuscht", sagte Hofmann.

Heidolf wieder ohne WM-Punkte

Für Routinier Dirk Heidolf endete ein völlig verkorkstes Rennen in der Viertelliterklasse mit einem Ausritt ins Kiesbett und dem vorzeitigen Aus. Der Sachse blieb zum vierten Mal in Serie ohne WM-Punkte und verdrehte sich bei einem Sturz auch noch das Handgelenk.

Die 80.000 Zuschauer freuten sich über einen Heimsieg und die anschließende Karaokeeinlage von Titelverteidiger Jorge Lorenzo. Der souveräne WM-Führende und Sänger einer Rockband schnappte sich nach seinem Triumph bei den 250ern ein Mikrofon und ließ sich von zwei Kollegen auf E-Gitarren begleiten.

Den Sieg in der Königsklasse sicherte sich der WM-Führende Casey Stoner (Ducati) nach einem packenden Duell mit dem siebenmaligen Weltmeister Valentino Rossi aus Italien (Yamaha). Nach unzähligen Führungswechseln hatte Stoner im Ziel die Nase knapp vorn und baute mit 140 Punkten seinen Vorsprung auf Rossi (126) aus.

In der Achtelliterklasse überraschte der Japaner Tomoyoshi Koyama (KTM) mit seinem ersten Saisonsieg alle Favoriten. Hector Faubel (Aprilia) verlor nach einer Kollision mit dem Tschechen Lukas Pesek die WM-Führung an den Ungarn Gabor Talmacsi (115 Punkte).