• 23.12.2011 15:35

  • von Stefan Ziegler

Rückblick 2011: Team Wiechers

Eine schwierige Saison mit Happyend: Mit Stefano D'Aste und Colin Turkington sorgte Wiechers für einige der besten Szenen - Teil 12 des Rückblicks

(Motorsport-Total.com) - 344 Rennrunden, zahlreiche packende Zweikämpfe, sechs strahlende Laufsieger und ein erfolgreicher Titelverteidiger: Die WTCC begeisterte im abgelaufenen Rennjahr durch engen Motorsport und viele spektakuläre Szenen. Von Südamerika über Europa nach Asien - Chevrolet hatte die Konkurrenz von Anfang an sehr gut im Griff und setzte sich letztendlich deutlich gegen BMW, SEAT und Volvo durch.

Titel-Bild zur News: Stefano D'Aste

Stefano D'Aste bei der Arbeit: Schnell und sehr spektakulär mit Wiechers in Portugal

Doch so souverän die Herstellerwertung entschieden wurde, so erbittert kämpften die Piloten um die Fahrerkrone. Yvan Muller, Rob Huff und Alain Menu lieferten sich ein sehr beeindruckendes Duell, das schließlich in einem ungeheuer spannenden Finale mündete. 'Motorsport-Total.com' blickt nun zurück auf die WTCC-Saison 2011 und zeichnet den Jahresverlauf nach. Heute: Team Wiechers.

Der Rennstall aus Nienburg bei Hannover hatte eine Saison mit Höhen und Tiefen. Erst im März konnte das Team einen Piloten für den BMW 320 TC nominieren, sodass der Jahresauftakt in Curitiba ohne die deutsche Mannschaft vonstatten ging. Wiechers legte danach allerdings eine kontinuierliche Steigerung an den Tag, die beim Saisonendspurt in Asien schließlich in Topresultaten mündete.

In der ersten Jahreshälfte mussten die ehemaligen Privatier-Champions aber noch kleine Brötchen backen, denn in Urs Sonderegger hatte sich der deutsche Rennstall einen WTCC-Neuling an Bord geholt. Für den Schweizer stellte die Teilnahme an der Tourenwagen-WM eine große Aufgabe dar, hatte er bis dato doch meist Markenpokale bestritten. Entsprechend schwer tat sich Sonderegger.

Sonderegger tat sich schwer in der WTCC

"Er musste während seiner ersten Saison viel Lehrgeld zahlen", meint Teammanager Dominik Greiner. In der Tat: Der Wiechers-Pilot fand sich meist im Hinterfeld wieder und hatte speziell bei seinen ersten Einsätzen einen recht großen Rückstand auf die direkte Konkurrenz. Sonderegger kam im Jahresverlauf zwar besser und besser in Fahrt, zog sich nach Tschechien allerdings zurück.

Urs Sonderegger

Urs Sonderegger fuhr ab Zolder für Wiechers, stieg aber im Sommer aus Zoom

"Urs hat sich da wie ein richtiger Sportsmann verhalten", sagt Thomas Schiemann, Technischer Leiter beim Wiechers-Team. Sonderegger verabschiedete sich nämlich nicht voll und ganz aus der WTCC, sondern hielt seine vertraglichen Vereinbarungen ein, obwohl die Mannschaft einen anderen Piloten ins Cockpit des BMW 320 TC setzte. In Porto, Oschersleben und Valencia fuhr Stefano D'Aste.

Gemeinsam mit Wiechers hatte der Italiener in der Vergangenheit bereits die Gesamtwertung der Privatiers gewonnen, im Juli 2011 kehrte D'Aste mit einer bärenstarken Leistung in die WTCC zurück. Beim Stadtrennen in Porto überzeugte der Routinier auf Anhieb mit schnellen Zeiten und verblüffte die komplette Szenerie mit einigen Führungsrunden sowie den ersten Punkten für Wiechers 2011.

D'Aste und Turkington überzeugten sofort

"Stefano und Wiechers harmonieren einfach perfekt", erklärt Greiner. "Er bewegt einfach alles, was einen Motor hat, immer erfolgreich am Limit." So sehr, dass selbst die Konkurrenz nicht umhin kam, D'Aste zu seinem gelungenen Comeback und zu seinem spektakulären Fahrstil zu gratulieren. Der Italiener legte prompt auch in Oschersleben und Valencia nach und holte insgesamt 37 Zähler.

Stefano D'Aste

Stefano D'Aste führte in Porto das Feld an - und das bei seiner WTCC-Rückkehr! Zoom

Obwohl er nur drei Rennevents bestritt, firmiert D'Aste damit an zehnter Stelle der Privatierwertung - direkt hinter Colin Turkington, der ebenfalls dreimal für das Wiechers-Team aktiv war. Der Nordire fuhr in Donington Park, Suzuka und Schanghai und überzeugte ähnlich gut wie D'Aste. Schon bei seinem Einstand in Großbritannien knallte Turkington schnelle Zeiten auf den Asphalt und holte einige Punkte.


Fotos: WTCC-Höhepunkte 2011: Wiechers


In Asien lief der ehemalige BTCC-Titelträger schließlich zu wahrer Höchstform auf und bescherte dem deutschen Rennstall in China das beste Wochenend-Ergebnis aller Zeiten: Turkington wurde auf dem Tianma Circuit von Schanghai als Zweiter und Vierter abgewinkt, was zugleich beide Klassensiege bei den Privatfahrern bedeutete. Auf einen Schlag strich der BMW-Pilot damit satte 30 WM-Zähler ein.

Die besten Ergebnisse folgten in Asien

Für Greiner kamen diese tollen Resultate nicht von ungefähr: "Colin ist nicht ohne Grund Champion der hart umkämpften britischen Tourenwagen-Meisterschaft. Er überzeugte bereits bei seinem ersten Auftritt in Donington Park und bestätigte diese Leistung in Japan und China." Auch Schiemann zeigt sich hochzufrieden mit Turkington: "Colin macht einfach genau das, was man von ihm verlangt."

Colin Turkington

Colin Turkington mit Thomas Schiemann (Mitte) und Dominik Greiner in China Zoom

"Er hat ein super Gaspedal-Gefühl, keine Quersteher und auch keine durchdrehenden Räder. Er hat stets maximalen Grip. Kein Wunder, dass er immer in den Top 5 zu finden ist", meint der Technikchef des Wiechers-Teams. Beim Saisonfinale in Macao musste der Rennstall aber auf Turkington und D'Aste verzichten. Stattdessen gab der Kanadier Gary Kwok sein Debüt in der Tourenwagen-WM.

Auf dem überaus schwierigen Guia Circuit gelang es dem Neuling aber nicht, sich entscheidend in Szene zu setzen. Auch deshalb bleiben Greiner und Schiemann vor allem die Fahrten von D'Aste und Turkington in Erinnerung, wenn sie die Saison 2011 Revue passieren lassen. In Oschersleben, vor heimischen Fans, erzielte D'Aste beispielsweise den ersten Wiechers-Klassensieg des Jahres.

Wiechers nimmt viel Schwung mit ins neue Jahr

"Das war ein tolles Gefühl", gesteht Greiner, möchte aber auch Schanghai nicht vergessen: "Dort holten wir mit Colin das beste Ergebnis unserer Teamgeschichte. Das war einfach schön und eine tolle Motivation für die neue Saison." Schiemann stimmt zu: "Porto und Schanghai halte ich für die schönsten Höhepunkte des Jahres. So klasse Ergebnisse abzuliefern, ist schon etwas sehr Tolles."

Colin Turkington

Colin Turkington kam 2011 auf Anhieb sehr gut mit dem Wiechers-BMW klar Zoom

Ein bisschen Wehmut schwingt beim Blick auf die Gesamtwertung aber mit: "Colin und Stefano holten an nur sechs Wochenenden insgesamt 86 Punkte. Kristian Poulsen, der Sieger der Privatierwertung, brachte es an zwölf Wochenenden auf 141 Zähler", erläutert Greiner. "Rechnet man den Schnitt von Colin und Stefano hoch, hätte unser Team 2011 sicher ein Wort bei der Titelvergabe mitgeredet."

Laut Schiemann war es "alles in Allem eine gute Saison", in der Wiechers einmal mehr unter Beweis stellen konnte, weshalb das Privatteam zu einer der besten Adressen im WTCC-Fahrerlager zählt. Für 2012 ist eine Fortsetzung geplant: "Wir würden gerne an die jüngsten Erfolge anknüpfen", meint Teammanager Greiner und merkt an: "Die Vorbereitungen auf die neue Saison laufen bereits..."¿pbvin|0|4290|coronel|0|1pb¿

Der WTCC-Saisonrückblick 2011:

01. Das erste Saisondrittel
02. Das zweite Saisondrittel
03. Das letzte Saisondrittel
04. Die Privatierwertung
05. Fakten und Zahlen zur Saison
06. Yvan Muller
07. Chevrolet
08. BMW
09. SEAT
10. Volvo
11. Team Engstler
12. Team Wiechers