Die Abläufe in der Startaufstellung

In der Startaufstellung werden die letzten Vorbereitungen für das Rennen getroffen - Ein Blick auf die Arbeitsabläufe der letzten halben Stunde vor einem Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Der Start eines Grand Prix gehört zu den aufregendsten Phasen eines Rennens. Oft entscheiden die ersten Meter über Sieg oder Niederlage. Bevor die Anspannung den Höhepunkt beim erlischen der Lichter erreicht, legen die Teams in der Startaufstellung letzte Hand an die Boliden an. Force-India-Chefingenieur Dominic Harlow erklärt die letzten Vorbereitungen vor einem Rennen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Ein Mechaniker vergaß in Monaco ein Kühlgerät im McLaren-Mercedes

Eine halbe Stunde vor dem Start wird für 15 Minuten die Boxengasse geöffnet. "Normalerweise gehen wir unmittelbar nach der grünen Ampel auf die Strecke, um noch eine Erkundungsrunde zurückzulegen", sagt Harlow. Manchmal fahren die Boliden aber mehrmals durch die Boxengasse und legen eine oder zwei weitere Runden zurück. "Das kannst du natürlich machen, wenn du dir davon einen Vorteil versprichst."#w1#

Trotzdem wird meistens so früh wie möglich der Platz in der Startaufstellung eingenommen, falls Probleme auftreten. "Außerdem verschafft man sich dadurch die nötige Zeit für die Vorbereitungen.", so Harlow. Die Piloten steigen aus dem Auto aus, besprechen letzte Details mit den Ingenieuren und geben Interviews. Dazu kommt noch der berühmte Gang zur Toilette, da die Fahrer sehr viel Flüssigkeit im Verlaufe eines Wochenendes zu sich nehmen.

"Für die Piloten ist es wichtig, im Tagesverlauf viel, und nicht zuletzt auch das Passende, zu trinken", erklärt Simon Fidget, der Physiotherapeut von Vitaly Petrov. "Die Geschmäcker sind freilich von Fahrer zu Fahrer verschieden, aber der Nährstoffgehalt ist entscheidend. Wir sorgen dafür, dass der Flüssigkeitsbedarf stets gedeckt ist und dass sie nicht austrocknen."

Dazu kommt natürlich eine ausgewogene Ernährung, die für die Ausdauer und die nötige Konzentration während eines 300 Kilometer-Rennens benötigt wird. "Am wichtigsten ist, dass die Fahrer während eines Wochenendes etwas zu sich nehmen, was ihr Magen auch gut verträgt. Gleichwohl brauchen sie natürlich die richtigen Nährstoffe", so Fidget.

"Wir halten uns bei der Nahrung daher an etwas, was die Fahrer gewöhnt sind und was sie auch vertragen. Proteine sind wichtig, also stehen Hühnchen und Fisch auf unserem Speiseplan. Außerdem brauchen wir Lebensmittel, die ihre Energie nur langsam abgeben - wie Reis oder Pasta. Die Fahrer können sich entsprechend ihr Gericht zusammenstellen."


Fotos: Großer Preis von Monaco, Girls


"Jeder ist anders, es kommt auf den jeweiligen Stoffwechsel an", so der Physiotherapeut des schnellen Russen. "Die Piloten essen rechtzeitig vor ihrem Fahreinsatz, sodass die Nahrung bereits verdaut ist und ihnen die richtige Menge an Energie zur Verfügung steht. Das beinhaltet natürlich auch Gemüse. Ein gutes Frühstück ist aber ebenfalls von großer Bedeutung. Das ist die wichtigste Mahlzeit des Tages - für jeden von uns, denn damit bereiten wir uns auf den Tag vor."

Der Fahrer ist also versorgt, nun stehen die letzten Vorbereitungen an die Boliden an. Im Gewühl der Startaufstellung hat jeder Mechaniker seine fest zugewiesene Aufgabe. "Jedem Auto werden vier Mechaniker zur Seite gestellt", erklärt Harlow. "Hinzu kommen noch ein Getriebefachmann, ein Reifeningenieur und der jeweilige Renningenieur, ein Motoreningenieur und ein Motorenmechaniker. Außerdem sind der Teammanager, der Chefmechaniker und ich in der Startaufstellung vertreten", beschreibt Harlow den Aufwand.

Den Spezialisten steht auch eine reiche Anzahl an Werkzeugen zur Verfügung. "Für jedes Fahrzeug steht ein Trolley, wie wir es nennen, bereit. Das ist gewissermaßen das 'Mutterschiff'. Dabei handelt es sich um einen Generator, denn du brauchst ja Energie, um die zahlreichen Systeme des Autos in Gang zu halten. Wir haben Kühlgeräte dabei, Laptops und Reifenwärmer. Dann wären da noch ein zweiter Reifensatz, einiges an Trockeneis und ein Ersatzhelm. Ansonsten noch einige weitere Kleinigkeiten, sollte man sie kurzfristig brauchen."

Auspuff des Ferrari F60

Die Temperaturen des Autos weden genau überwacht und geregelt Zoom

In der Computer-Ära werden alle Abläufe eines Boliden von zahlreichen Sensoren überwacht. "Dabei geht es zumeist um die Zuverlässigkeit", so Harlow. "Die Temperaturen sind überaus wichtig. Die Einführungsrunde ist keine Rennrunde, daher können die Temperaturen dramatisch zunehmen. Die Grundeinstellungen des Autos werden in der Startaufstellung nicht mehr verändert. Im Prinzip überwachen wir lediglich die Daten."

Alle Systeme werden überprüft

Trotzdem können Fehler passieren. Zuletzt in Monaco vergaß ein Mechaniker ein Kühlgerät an Jenon Buttons McLaren zu entfernen. Als Folge schied der Weltmeister frühzeitig aus. Menschliche Versagen wie dieses sind eher die Ausnahme. In der Regel bleiben die Abläufe in der Startaufstellung gleich, außer es ändern sich kurzfristig die Wetterbedingungen. "Wenn es Probleme gibt, steht man natürlich zeitlich unter Druck. Panisch wird es dann nicht, aber die Zeit drängt eben", so Harlow.

Das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen Fahrern und seiner Mannschaft ist der Funk. Dieser wird häufig kontrolliert, um Defekte auszuschließen. "Es ist sehr wichtig, das genaue Funkprotokoll einzuhalten, weil viele Leute zuhören", erklärt der Chefingenieur. "Du musst eine angemessene Nachricht in möglichst kurzer Zeit übermitteln. Manche dieser Meldungen können freilich sehr wichtig sein."

"Uns liegt viel daran, die richtigen Nachrichten zu übermitteln. Wichtig ist jedenfalls, dass du dich klar zu erkennen gibst und auch sagst, an wen du dich richtest. Nur dann kannst du sicher sein, dass deine Nachricht auch ankommt." Jedes Team hat für die beiden Fahrzeuge einen eigenen Kanal. Weiters gibt es eine dritte Frequenz, die für alle Belange gedacht ist, die alle Beteiligten betreffen.

Je näher der Countdown zum Rennstart rückt, desto eher müssen die Vorbereitungen abgeschlossen werden. Beim Zwei-Minuten-Signal verlassen die ersten Teammitglieder bereits die Startaufstellung. 15 Sekunden vor dem Start in die Einführungsrunde müssen alle die Strecke verlassen haben, sonst hagelt es eine Strafe. "Der Grid ist genau die richtige Umgebung, um dich auf das Rennen einzustimmen", meint Harlow. "Der Druck stimmt. Du willst nicht einschlafen, aber auch kein Nervenbündel sein."