• 15.03.2015 14:15

  • von Ryk Fechner

Wurz zu Mercedes: Übungssiege mit angezogener Handbremse

Ex-Formel-1-Pilot Alex Wurz analysiert das Geschehen in Melbourne: Er fragt sich, wie stark Mercedes die Handbremse angezogen hatte

(Motorsport-Total.com) - Rund 1,4 Sekunden Vorsprung hatte Lewis Hamilton in der Qualifikation auf den Drittplatzierten der Qualifikation, Felipe Massa. Im Rennen fuhren die Mercedes ein einsames Rennen an der Spitze. Dass die Silberpfeile nach 58 Runden mit "nur" 34 Sekunden Vorsprung vor dem Rest der Welt ins Ziel kamen, lässt darauf schließen, dass die Weltmeister mit gebremstem Schaum unterwegs waren.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alex Wurz glaubt, dass Mercedes nicht alles gezeigt hat, was sie können Zoom

Dieser Ansicht ist auch Alexander Wurz. Im 'ORF' flachst er: "Ich habe gerade mit zwei Leuten von Mercedes gescherzt, die ich noch aus meiner Zeit von dort kenne: 'Könnt ihr überhaupt noch weniger Leistung aufdrehen?' Da haben sie etwa gesagt: 'In die Richtung weniger Leistung gibts weniger Klicks als noch mehr Leistung'." Der Österreicher wundert sich: "Ich frag mich die ganze Zeit, wie stark die Handbremse bei den beiden Silberpfeilen angezogen ist, wie viel Luft lassen sie sich nach oben?"

Bereits im Vorfeld des Rennens war für Nico Rosberg Spritsparen das Thema. Durch die verbesserte Aerodynamik und höhere PS-Zahlen verbrauchen die Boliden mehr Sprit. Daher würde es im Rennen reichlich "Lift and Coast' geben. Die Konkurrenz ist gewarnt, wenn Mercedes mit einem derart starken Paket einfach auf die Kurven zuzurollen scheint. Zwar gilt der Kurs in Melbourne mit seinem Stop-and-Go-Charakter als atypisch, doch ein grundlegendes Kräfteverhältnis zeichnet sich nach Ansicht Wurz' schon jetzt ab.

Wurz warnt davor, Red Bull abzuschreiben

"Wenn du dir das Wochenende anschaust, die Sektorzeiten, die Topspeeds, dann erkennst du mehr als noch in den Vorjahren, wo alles sehr knapp zugegangen ist, da ist es um Zehntel gegangen. Da konnte man den Albert Park nicht wirklich deuten", so der 41-Jährige. Für ihn steht nach dem ersten Grand Prix fest, dass Williams, Ferrari und Red Bull den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung unter sich ausmachen. Er warnt davor, die Österreicher abzuschreiben. "Sie sind nicht weit weg, auf manchen Strecken werden sie aufschließen", glaubt er, "aber auf Strecken, wo die Motorleistung zählt, werden sie Schwierigkeiten haben."

Auffällig am Rennen war der Platztausch von Williams-Pilot Felipe Massa und Ferrari-Neuzugang Sebastian Vettel. Massa kam nach seinem Boxenstopp wieder hinter Daniel Ricciardo auf die Strecke und wurde vom Australier aufgehalten. Unterdessen drehte Vettel seine schnellsten Runden, was ihm den dritten Platz sicherte. Wurz kritisiert Williams für die Strategie: "Damit hat man die Chancen auf den dritten Platz eigentlich auf dem Silbertablett Richtung Maranello gereicht." Ferrari habe das "eiskalt ausgenutzt" und "Vettel zur richtigen Zeit reingeholt."

Felipe Massa, Sebastian Vettel

Felipe Massa schaffte es nicht, sich vor Sebastian Vettel zu halten Zoom

Eine weitere Besonderheit, welche der Grand Prix mit sich brachte, war die hohe Ausfallquote. Während Marussia am Wochenende aufgrund von Software-Problemen gar nicht startete, lichtete sich das Fahrerfeld weiter durch Valtteri Bottas' Rückenprobleme, während Daniil Kwjat und Kevin Magnussen es mit Problemen an ihren Antriebssträngen nicht einmal in die Startaufstellung schafften.

Woran scheitert die Zuverlässigkeit?

Eine Erklärung dafür, warum der Defektteufel gerade jetzt am Werk ist, wohingegen der Saisonauftakt 2014 recht glatt über die Bühne ging, hat Wurz nicht: "Da steckt keine Logik oder Intelligenz dahinter. Das ist ein Zufall, das werden wir jetzt weiter beobachten, ob sich das irgendwann einmal einpendelt oder ob auch in Malaysia in 14 Tagen ähnlich viel kaputt geht." Auch verweist Wurz darauf, dass gerade Teams mit größeren Budgets - wie Red Bull und McLaren - Probleme hätten, wohingegen die Kleinen wie Sauber oder Force India reibungslos ins Ziel kämen.

Mit Blick auf Malaysia hofft Wurz, dass Bottas wieder gesund wird. Wie schon im Falle Fernando Alonsos mahnt er zur Zurückhaltung bei medizinischen Prognosen, aber "ich glaube persönlich, dass er es schafft", hofft er für den Finnen, denn: "Er hat Spezialisten und ist ein fitter Kerl."


Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2015

Sollte Bottas für den kommenden Grand Prix noch nicht fit sein, müsste Williams einen Ersatz nominieren. Dabei ist fraglich, ob Susie Wolff einspringen kann: "Da fragst du den Falschen", schmunzelt Wurz und deutet in Richtung Williams. Die Frage, ob man den Ersatzfahrer Wurz reaktivieren könnte, verneint er lachend: "Mit Sicherheit nicht!"

Folgen Sie uns!

Formel-1-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Formel-1-Newsletter von Motorsport-Total.com!