Wurz: "Ich wurde teilweise erpresst"

Alexander Wurz ist froh, dass er sich nach der Formel 1 nun ein in jeder Hinsicht ruhigeres Leben gönnen kann - Benetton-Jahre waren am schlimmsten

(Motorsport-Total.com) - Alexander Wurz wird nächstes Jahr definitiv nicht mehr Formel 1 fahren, denn der Österreicher hat seinen Helm - zumindest was die Königsklasse des Motorsports betrifft - endgültig an den Nagel gehängt. Und er ist durchaus froh darüber, denn sein Privatleben und seine Persönlichkeit passten am Ende überhaupt nicht mehr in die sehr stark politisch geprägte Formel 1.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Letztes Highlight: Alexander Wurz auf dem Podium beim Kanada-Grand-Prix

"In der Formel 1 sind Emotionen fehl am Platz. Der Sport ist hart und unbarmherzig und eine eigenartige Spielwiese für Politik", analysierte der dreifache Familienvater im Interview mit der 'ORF'-Sendung 'Sport am Sonntag'. Das wiederum verträgt sich aber überhaupt nicht mit seiner Mentalität, denn Wurz gilt privat als recht entspannter und lässiger Zeitgenosse, der lieber das Surfbrett unter dem Arm trägt als eine Liste seiner Feinde.#w1#

An Wurz' Stuhl wurde viel gesägt

"Im Grunde passt der Formel-1-Charakter nicht zu meinem Inneren." Alexander Wurz

"Es war ein Schock, als ich merkte, wie aalglatt du behandelt wirst. Im Grunde passt der Formel-1-Charakter nicht zu meinem Inneren", erklärte er in Bezug auf seine Benetton-Jahre als Stammfahrer zwischen 1998 und 2000. "Ich wurde als Spielball verwendet und das schlug sich im zweiten und dritten Jahr auf die Rennperformance nieder. Ich wurde teilweise erpresst. Ich fühlte mich, als wären Messer an mich angesetzt."

Auch wenn Wurz selbst nicht gerne über diese Zeit spricht, so ist es doch ein offenes Geheimnis, dass er von Teamchef Flavio Briatore massiv unter Druck gesetzt wurde. Dem war es bei der Formel-1-Premiere des damaligen Youngsters nämlich ein Dorn im Auge, dass er ihn nicht als Manager unter Vertrag nehmen konnte, weil Wurz nicht von seinem Förderer Peter Cramer weg wollte. Dass die nächsten beiden Jahre für Wurz schwierig wurden, liegt auf der Hand.

Nicht alles war negativ

"Pedro de la Rosa ist ein guter Freund von mir." Alexander Wurz

Dennoch nahm er auch menschlich gesehen viel Positives aus der Formel 1 mit, zum Beispiel seine Ehefrau Julia, die er als Benetton-Pressedame kennen lernte, oder auch einige Freundschaften: "Pedro de la Rosa ist ein guter Freund von mir und auch zu Giancarlo Fisichella und Nico Rosberg habe ich guten Kontakt", räumte der 33-Jährige mit dem Gerücht auf, dass man in der Königsklasse des Motorsports keine Freunde haben kann.

Und noch ein Gerücht galt es im 'ORF'-Studio richtig zu stellen: "Es wäre für mich leicht gewesen, meinen Vertrag bei Williams zu verlängern", so Wurz. Die Geschichte, wonach ihm Toyota Geld gezahlt haben soll, um Kazuki Nakajima im Renneinsatz testen zu können, sei demnach Unsinn. Allerdings sei erwähnt, dass zuletzt aus dem Williams-Lager Kommentare zu vernehmen waren, wonach der langjährige Testfahrer für 2008 nicht mehr erste Wahl gewesen wäre.