• 14.02.2011 16:19

  • von Stefan Ziegler

Wirth: Die Simulator-Krankheit als bekanntes Problem

Virgin-Technikchef Nick Wirth hält die Bewegungs-Krankheit beim Simulatorbetrieb für ein evolutionäres Erbe - Gewisse Vorteile für die junge Generation?

(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit der Bestätigung, dass Michael Schumacher nur bedingt dazu in der Lage ist, den Simulator von Mercedes zu benutzen, ist die Simulator-Krankheit in aller Munde. Neu ist dieses Phänomen allerdings keineswegs, wie Virgin-Technikchef Nick Wirth erläutert. Der Brite verweist darauf, dass die Übelkeit im Simulator eine direkte Folge der evolutionären Entwicklung darstellt.

Titel-Bild zur News: Nick Wirth

Nick Wirth ist mit dem Themenkomplex "Bewegungs-Krankheit" bestens vertraut

"Das ist ein faszinierendes Thema, denn grundsätzlich hat es seine Wurzeln in unserer evolutionären Geschichte", wird Wirth von 'Autosport' zitiert. "Die Bewegungs-Krankheit rührt daher, dass dein Gehirn ständig einen Vergleich zwischen den Informationen von Auge und Innenohr anstellt." Werden die Abläufe in diesem System gestört, signalisiert der Körper dem Gehirn einen gewissen Missstand.

Wenn der Körper die Balance verliert...

"Wenn unsere Vorfahren etwas Gefährliches aßen, das sie krank machen konnte, dann war ein bestimmtes Schwindelgefühl eine Folge davon", erklärt Wirth. "Im Prinzip ist es, wie wenn man zu viel Alkohol getrunken hat, was ja ebenfalls eine Form von Vergiftung darstellt. Der Gleichgewichtssinn gerät dann durcheinander und die Zuordnung zwischen Auge und Innenohr stimmt nicht mehr."

"Das Ergebnis ist Übelkeit", hält der Technische Direktor des Virgin-Teams fest und merkt an: "Den gleichen Effekt kann man beim Lesen im fahrenden Auto feststellen. Man schaut auf etwas Fixes, doch das Innenohr registriert eine Bewegung. Dein Gehirn sagt dir dann, das etwas nicht stimmt. Das ist die evolutionäre Grundlage für die Bewegungs-Krankheit." Doch nicht jeder leidet darunter.

"Den gleichen Effekt kann man beim Lesen im fahrenden Auto feststellen." Nick Wirth

Vor allem die junge Fahrergeneration in der Formel 1 kann schier endlose Einheiten im Simulator einlegen. Laut Worth ist dies vollkommen verständlich: "Die jüngeren Burschen sind mehr an Videospiele gewöhnt. Ihnen wird einfach nicht übel dabei. Sie sind es gewohnt und ihr Gehirn ist darauf programmiert. Sitzt mein Sohn im Formel-1-Simulator, geht es ihm ebenfalls prächtig."


Fotos: Marussia-Virgin, Testfahrten in Jerez


Auch David Brabham kämpfte mit Übelkeit

"Es hat wohl mit der Generation zu tun. Ich bin mir sicher: Michael spielte keine Videospiele als er jünger war. Meiner Meinung nach wird es ihm aber trotzdem gelingen, seine Bewegungs-Krankheit zu überwinden. Es ist einfach eine Trainingsfrage", meint Wirth und nennt ein Beispiel aus eigener Erfahrung: "David Brabham leistete den größten Beitrag zur Entwicklung unseres Simulators."

"Er ist in meinem Alter und läuft in dieser Anlage regelrecht zur Höchstform auf. Anfangs litt aber auch er unter der Bewegungs-Krankheit", gesteht Wirth. "David musste seinerzeit nach zehn Runden aus dem Simulator aussteigen. Sein Kopf hing dann für zwei Stunden zwischen seinen Knien, ehe er mit käseweißem Gesicht nach Hause ging." Letztendlich fand man allerdings eine Lösung dafür.

"David musste seinerzeit nach zehn Runden aus dem Simulator aussteigen." Nick Wirth

Laut Wirth habe man die Problematik verstanden und die Bewegungen des Simulators entsprechend verfeinert, sodass den Fahrern beim Benutzen des virtuellen Fahrzeugs nicht mehr länger übel wurde. "Seither kriegen wir David kaum mehr aus dem verdammten Ding heraus, wenn er mal bei uns vorbeischaut", witzelt Wirth. Die Bewegungs-Krankheit ist also nicht mehr länger ein Hemmschuh.