• 22.04.2004 13:40

  • von Marco Helgert

Williams: "Senna hat die heutige Formel 1 definiert"

Frank Williams, der letzte Teamchef von Ayrton Senna, über den Brasilianer und seinen bleibenden Eindruck in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frank Williams buhlte lange Zeit um die Dienste von Ayrton Senna, doch erst 1994, nachdem der Brasilianer eine Saison bei McLaren mit Ford-Triebwerken antreten musste, unterschrieb Senna einen Vertrag bei Williams. Der beste Fahrer im damals wohl besten Auto - die Kombination schien perfekt. Doch die Verbindung endete abrupt mit dem Todessturz Sennas am 1. Mai 1994.

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna

Die "Ehe" zwischen Williams und Ayrton Senna war nur von kurzer Dauer

Das Erbe, welches Senna hinerlassen hat, prägt die Formel 1 jedoch noch heute. Auch Frank Williams ist davon überzeugt. "Er hat die Wichtigkeit erkannt, seinen Gegnern in jedem Bereich überlegen zu sein, sowohl physisch als auch in Bezug auf die Herangehensweise und das Aufrechterhalten, sich mental zu fokussieren. Das setzte sich von jedem Rennen zum nächsten Test fort, wann immer er einen Vorteil daraus ziehen konnte. Er dachte immer nach."#w1#

"Mit diesem Bewusstsein der absoluten Überlegenheit war er seiner Zeit voraus", so Williams in der 'Times'. "Beim Ausspielen dieses Vorteils war er hart und unbarmherzig. Er hat eine ganz neue Einstellung in den Sport gebracht. Michael Schumacher nutzt das heute mit einem großen Effekt."

Senna wird vielen Formel-1-Fans für seine Duelle mit seinem McLaren-Teamgefährten Alain Prost in Erinnerung bleiben. 1994 übernahm der Brasilianer bei Williams das Cockpit von Prost, der im Vorjahr Welteister wurde. Frank Williams konnte sich so einen Eindruck von beiden Spitzenfahrern verschaffen, und sein Urteil fällt durchaus überraschend aus.

"Man mag mich jetzt vielleicht als Ketzer hinstellen, aber ich habe immer geglaubt, dass Alain die größeren Fähigkeiten hatte, und das sage ich, weil ich mich daran erinnere, dass Ayrton näher an das Limit ging als Alain", so der Engländer. "Alain hat nie so sehr die Grenze gesucht wie Ayrton, der einen extravaganteren Stil hatte, ihn untersuchte und dann direkt am Limit fuhr. Er machte keine Kompromisse."

"Trotz aller Unterschiede hatten sie auch große Gemeinsamkeiten", fuhr er fort. "Beide waren intelligente Fahrer, großartige Denker. Die Ausprägung dieser mentalen Kontrolle war aber unterschiedlich. Die Rivalität zwischen Senna und Prost war gut für die Formel 1. Es machte den Sport erwähnenswerter und erzeugte Aufmerksamkeit."

"Die Art und Weise, wie sich die beiden gegenüberstanden, war absolut stark. Aber auch wenn man als Purist durch die Rekordbücher gehen kann und ein Problem bei dem einen oder anderen Ergebnis von Ayrton entdeckt, so würde doch niemand jemals seinen Siegeswillen in Frage stellen. Und ist das nicht die Hauptsache bei einem großen Sportsmann? In meiner Sichtweise fuhr er nie gefährlich. Er hat Risiken auf sich genommen, sicher, aber er hat Gelegenheiten ergriffen, auf die keiner seiner Gegner vorbereitet war."