Williams: Die Richtung stimmt

Claire Williams und Xevi Pujolar sehen einen Silberstreif am Horizont und freuen sich über die sensationelle Performance von Valtteri Bottas in Kanada

(Motorsport-Total.com) - Bei Williams ist man sich im Klaren darüber, dass der dritte Startplatz von Valtteri Bottas beim Grand Prix von Kanada in Montreal nicht annähernd repräsentativ für die derzeitige Performance des FW35 ist, doch die vor zwei Wochen in Monaco eingeführten Updates stimmen das Team zumindest vorsichtig optimistisch, dass es von nun an in die richtige Richtung gehen könnte.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Der Finne Valtteri Bottas lieferte in Montreal eine astreine Performance ab Zoom

Das ist allerdings auch dringend nötig, denn die einst so erfolgsverwöhnte Truppe aus dem britischen Grove, immerhin neunmaliger Konstrukteurs-Weltmeister (zuletzt 1997 mit Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen), liegt momentan nur auf Platz neun des Gesamtklassements - schlechter sind nur die punktelosen Nachzügler Marussia und Caterham. Insofern ist Bottas' Erfolgserlebnis Balsam auf der wunden Williams-Seele.

"Ich wünschte nur, er wäre hier bei uns", sagt Claire Williams im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' über ihren Teamchef-Vater Frank, der sich derzeit im Williams-Technologiezentrum in Katar aufhält und nächste Woche nach Finnland reisen wird, um den dortigen Teampartnern einen Besuch abzustatten. Da würde ein gutes Rennergebnis von Bottas natürlich besonders gut tun, um den einen oder anderen Euro mehr locker zu machen.

Claire Williams lobt tolle Teamarbeit

"Ich hoffe wirklich, dass wir das morgen auch in ein entsprechendes Renntempo umsetzen können - und dann auch in Punkte", sagt Claire Williams, für die die überragende Performance ihres finnischen Rookies übrigens nicht überraschend kam: "Nein, war es nicht. Das Team hat heute die Bedingungen einfach sehr gut gemeistert. Die waren für alle gleich, aber Valtteri war konstant schnell."


Fotos: Williams, Großer Preis von Kanada, Samstag


Der Illusion, plötzlich ein ernsthafter Podiumsanwärter zu sein, gibt man sich bei aller Euphorie aber nicht hin: "Das Auto ist sicher nicht gut genug für Platz drei, aber wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort", räumt Chefingenieur Xevi Pujolar ein. Von Bottas überrascht ist auch er "nicht wirklich. Wir dachten schon, dass wir Fortschritte machen würden, aber dieses Ergebnis ist eine Kombination aus den Bedingungen und seiner Runde."

Monaco-Updates scheinen zu funktionieren

Und eben aus den Updates, die allerdings aufgrund des schlechten Wetters am Freitag nicht so intensiv getestet werden konnten, wie sich das die Ingenieure eigentlich gewünscht hätten. Trotzdem ist die Grundstimmung positiv: "Mit unseren Monaco-Updates haben wir die richtige Richtung eingeschlagen", glaubt Claire Williams und unterstreicht: "Wir verstehen die Probleme, die wir haben, und wir verstehen die Lösungen, die wir dafür gefunden haben."

Claire Williams

Für Claire Williams ist es das erste Top-3-Ergebnis als Vize-Teamchefin Zoom

Pujolar scheint diese zuversichtliche Haltung zu teilen: "Schwer zu sagen, ob die neuen Teile funktionieren, aber selbst bei solchen Bedingungen brauchst du Grip - und der war da. Pastor war ja auch schnell. Ohne seine Probleme hätten beide Autos in den Top 10 sein können", sagt er, verweist aber gleichzeitig darauf, dass Montreal keine allzu repräsentative Strecke ist: "Heute war ein positives Zeichen, aber die wahre Prüfung für uns ist Silverstone."

Claire Williams wiederum geht davon aus, dass die Tendenz auch beim Heimspiel weiter nach oben zeigen wird: "Ich sehe keinen Grund, warum uns das nicht gelingen sollte. Aber wir müssen abwarten. Die Richtung stimmt. So müssen wir weitermachen", unterstreicht sie. Pujolar fügt an: "Für die Moral ist das ein sehr wichtiger Schritt. Jetzt müssen wir es morgen auch zu Ende bringen und in die Punkte fahren."

Maldonado glaubt noch an eine Trendwende

Maldonado stand heute im Schatten von Bottas und gibt sich dementsprechend etwas zurückhaltender: "Wir wissen nicht, ob wir schnell sind, denn wir konnten die neuen Teile wegen der Bedingungen nicht ordentlich testen. Wir brauchen noch mehr Kilometer mit dem neuen Kit, dann sehen wir weiter." Aber auch der Venezolaner gibt zu Protokoll: "Ich glaube, es ist immer noch möglich, dieses Jahr viele Punkte zu sammeln."

"Der Fahrer ist sehr gut, auch wenn er ein Rookie ist. Er hat heute perfekte Arbeit geleistet." Xevi Pujolar

Held des Tages war aber eindeutig Bottas. Der in der Öffentlichkeit stets zurückhaltend auftretende Finne schlenderte am Samstagabend entspannt durch das kleine Fahrerlager auf der Ile de Notre Dame, holte sich bei seinen Mechanikern einen ermutigenden Klaps ab, lächelte im Dauermodus. "Der Fahrer ist sehr gut, auch wenn er ein Rookie ist. Er hat heute perfekte Arbeit geleistet", lobt Pujolar.

"Pastor hat im Vorjahr einen Grand Prix gewonnen. Wenn unser Auto dieses Jahr gut genug wäre, könnte auch Valtteri ein Rennen gewinnen", glaubt er. "Er hat sein Tempo bewiesen - und auch seine Konstanz in den Rennen und sein Haushalten mit den Reifen sind sehr gut. Das sieht man nur nicht, weil die Performance des Autos so schlecht ist, aber an den Daten können wir ablesen, dass er das Reifenmanagement sehr gut im Griff hat."