Wie Red Bull in Monaco eine Sekunde fand

Am Donnerstag war Red Bull nicht konkurrenzfähig, am Samstag kämpfte man plötzlich um die Pole-Position - Löste der neue Frontflügel die Probleme des RB9?

(Motorsport-Total.com) - Zunächst sah es in Monaco für Red Bull gar nicht gut aus. "Wir müssen schnell schauen, dass wir das Auto zusammenbekommen", hatte Weltmeister Sebastian Vettel nach dem Donnerstag-Training noch geklagt. "Ganz vorne standen wir im Training nicht, und das hat Gründe." Tatsächlich lag der Red Bull RB9 am ersten Trainingstag nicht gut, doch nach dem Ruhetag präsentierte man sich plötzlich wie ausgewechselt: Vettel hätte im Qualifying das Potenzial für die Pole-Position gehabt, im Rennen holte er mit Platz zwei das Maximum heraus und setzte sich in der WM von seinen direkten Rivalen ab.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Machte der neue Frontflügel Red Bull um fast eine Sekunde schneller? Zoom

Doch wie ist Red Bull dieser Sprung nach vorne gelungen? Motorsport-Konsulent Helmut Marko versucht sich gegenüber 'ServusTV' in einer Erklärung: "Wir waren am Donnertag schwach, waren ungefähr acht Zehntel bis eine Sekunde hinter der Spitze. Dann haben unsere Ingenieure - Buemi ist 400 Runden im Simulator gefahren - hervorragende Arbeit geleistet. Am Samstag waren wir bei der Musik."

Wo fand Red Bull eine Sekunde?

400 Runden im Simulator - und plötzlich war der Red Bull um fast eine Sekunde schneller als davor? Testfahrer Sebastien Buemi muss im virtuellen Boliden ein Wundermittel gefunden haben. Tatsächlich hatte der Schweizer bei der Leistungsexplosion im Weltmeister-Team seine Finger im Spiel. Laut 'auto motor und sport' gab der ehemalige Toro-Rosso-Pilot am Londoner Flughafen Heathrow zwei große Transportboxen als Handgepäck auf - doch worum handelte es sich bei der geheimen Fracht?

Die Antwort: ein an der Unterseite neu gestalteter Frontflügel. Damit setzte man an der Problemzone des RB9 an. Schon in Barcelona hatte sich gezeigt, dass Vettel keine Temperatur in die Vorderreifen brachte - das liegt daran, dass die Pirelli-Reifen mit dem Design-Konzept von Adrian Newey nicht harmonieren.

Pirelli-Vorderreifen harmonieren nicht mit RB9

Weil die Vorderreifen wegen der weicheren Seitenwände walken, müssen die Teams an der Vorderachse mit mehr Bodenfreiheit fahren, damit der Frontflügel nicht am Asphalt aufschlägt - ein Problem für Red Bull, schließlich muss man das Auto dadurch hinten noch mehr anstellen, damit das Konzept funktioniert. Und je höher man hinten fährt, desto schwieriger ist es, mit dem ohnehin beschnittenen Auspuff den Diffusor seitlich abzudichten.

"Unter diesen Umständen sind wir mit dem Resultat mehr als zufrieden." Helmut Marko

Der Frontflügel war diesbezüglich scheinbar ein Schritt in die richtige Richtung - und die einzige Chance für Red Bull, wieder konkurrenzfähig zu werden, denn die Reifenänderungen ab Kanada werden ausschließlich die Hinterreifen betreffen, wodurch Red Bulls Probleme mit der Pneu-Konstruktion unangetastet bleiben.

Marko zeigt sich jedenfalls nach anfänglichen Problemen mit dem Monaco-Ergebnis einverstanden: "Unter diesen Umständen sind wir mit dem Resultat mehr als zufrieden. Wir haben beide Führungen ausbauen können." Kein Wunder, dass er trotz der Debatte über den umstrittenen Reifentest von Pirelli mit Sieger Nico Rosberg leben kann, denn der Deutsche ist in der WM derzeit keine Gefahr für Vettel: "Der Sieg ist ganz klar anerkannt, das war eine tolle Leistung. Wir können auch mit einem zweiten und dritten Platz leben."