• 19.02.2014 10:22

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Wie die Banken eine Formel-1-Übernahme blockieren könnten

Kürzlich gab es Gerüchte, wonach Liberty Media an einer Übernahme der Formel 1 interessiert sei - Die Banken könnten diesbezüglich zum Schlüsselfaktor werden

(Motorsport-Total.com) - In diesem Monat wurde bekannt, dass der Medienkonzern Liberty Media, hinter dem der US-amerikanischen Milliardär John Malone steht, gemeinsam mit dem TV-Netzwerk Discovery Communications an der Übernahme der Formel-1-Dachfirma Delta Topco interessiert sei. Angeblich hat man Finanzinformationen über die Formel 1 vom Private-Equity-Unternehmen CVC angefordert, das den Sport mit einer 35-Prozent-Beteiligung an Delta Topco kontrolliert.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Zuletzt gab es Spekulationen, Liberty Media könnte Ecclestones Formel 1 übernehmen Zoom

CVC hat für die Formel 1 2006 mit zwei Krediten zwei Milliarden US-Dollar bezahlt - 965,6 Millionen stammen vom Investment-Fond IV, 1,1 Milliarden von der Royal Bank of Scotland. Die Schulden wurden seit damals bereits mehrfach refinanziert und betragen derzeit etwas weniger als 2,5 Milliarden US-Dollar. Verzug tritt ein, wenn abgesehen von CVC einer der Anteilseigner in Besitz von mehr als 50,1 Prozent kommt.

Fällt die Formel 1 in die Hände der Banken?

Der genaue Wortlaut besagt, dass "ein Kontrollwechsel nur dann auftritt, wenn eine andere Partei in einer Mitgliederversammlung des Unternehmens von mehr als 50,1 Prozent der Stimmrechte Gebrauch machen kann. Ein Kontrollwechsel stellt einen Verzugsfall im Darlehensvertrag dar, der die Darlehensgeber unter anderem dazu berechtigt, die Tilgung erstrangiger Bankdarlehen einzufordern."

Die Schulden sind durch die Anteile und Vermögensgegenstände von fast allen Formel-1-Schlüsselunternehmen gesichert - ein Verzug könnte also dafür sorgen, dass der Sport in die Hände der Banken fällt. CVC hat Maßnahmen gesetzt, damit man von den anderen Anteilseignern, die als Gruppe auf mehr als 50,1 Prozent der Anteile kommen könnten, nicht in diese Position gedrängt werden kann.

Zu den Formel-1-Minderheits-Anteilseignern zählen das Management und Geschäftsführer Bernie Ecclestone, seine Familienstiftung Bambino und drei Finanzmanager - BlackRock, Waddell & Reed und Norges, die Investment-Abteilung der norwegischen Zentralbank. Wenn allerdings einer von ihnen verkaufen möchte, dann müsste CVC dies nicht nur absegnen, sondern hätte auch das Vorkaufsrecht.

CVC will angeblich nicht verkaufen

Die Darlehensgeber könnten sich darauf einigen, auf ihre Kontrollwechsel-Klausel zu verzichten, aber es gibt keine Garantien, dass dies auch tatsächlich der Fall sein würde. Zudem gibt es keine Beweise, wonach CVC interessiert sei, einen großen Teil seiner Anteile verkaufen zu wollen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle sagt, "dass es keine wirklichen Gespräche mit Liberty gibt und derzeit nichts geplant ist".

CVC wollte seine Anteile eigentlich durch den Börsengang in Singapur 2012 auf 30 Prozent reduzieren, aber die Eurokrise verhinderte dies. Stattdessen verkaufte man sieben Prozent der Anteile für 500 Millionen US-Dollar an Waddel & Reed, wodurch die Formel 1 einen Unternehmenswert von 9,1 Milliarden US-Dollar erlangte, was dazu führte, dass CVC die Einnahmen durch den Sport auf über 350 Prozent vergrößerte.