Whitmarsh: "Wenn einer Teamchef sein will, dann Ron"

Martin Whitmarsh spricht über Ron Dennis' langen Schatten und beteuert, dass ihm die Titelflaute in seiner Amtszeit nicht zu schaffen macht

(Motorsport-Total.com) - Wann geht Martin Whitmarshs Durststrecke zu Ende? Seit der Brite McLaren-Teamchef ist, fährt das einstige Erfolgsteam einem WM-Titel hinterher. Der ehemalige British-Aerospace-Ingenieur, der seit 1989 in Woking arbeitet, übernahm dieses Amt im März 2009 von Langzeit-Teamchef Ron Dennis, der durch die Spionage-Affäre unter enormen Druck geraten war.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef, McLaren)

Martin Whitmarsh: Darf er sich 2012 über den ersten Titel in seiner Amtszeit freuen?

"Mir ist absolut bewusst, dass dieses Team nächstes Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert", sagt Whitmarsh gegenüber 'The Telegraph'. "Und es gab seitdem nur vier Teamchefs - Bruce McLaren, Teddy Mayer, Ron und mich." Während das Trio gemeinsam acht Konstrukteurs- und zwölf Fahrertitel zu Buche stehen hat, sind es bei Whitmarsh bislang null (Formel-1-Datenbank: Whitmarshs McLaren-Bilanz).

Kein Druck durch Titelflaute?

Dennoch sieht er sich nicht unter Druck: "Ganz ehrlich - ich habe nicht das Gefühl, dass ich eine Last auf meinen Schultern trage. Aber wenn - und ich betone wenn - wir einen Titel gewinnen, dann sehe ich das im Nachhinein vielleicht anders."

Bereits einmal musste der 53-Jährige seine Aussagen revidieren - nach dem ersten Sieg in seiner Funktion als Teamchef. "Ich bin Geschäftsführer der McLaren-Gruppe und stellvertretender Vorsitzender von McLaren-Automotive", erklärt er, dass er formell gesehen gar nicht Teamchef ist.

"Ich habe keine Visitenkarte, wo 'Teamchef' draufsteht. Ich sah das immer als eine symbolische Sache und sagte das den Leuten, wenn sie mich danach fragten. Als wir dann aber unser erstes Rennen unter mir als Teamchef gewannen - es war in Ungarn 2009 mit Lewis -, da war das zugegebenermaßen viel emotioneller. Ich erkannte, dass ich Blödsinn geredet hatte."

Dennis' langer Schatten

Dazu kommt, dass er sich von Dennis' langem Schatten noch immer nicht ganz befreien konnte. Der 65-Jährige gilt als Controlfreak - der Rücktritt fiel ihm sichtlich schwer, wie man durch seine regelmäßigen Auftritte bei Formel-1-Rennen erkennt. Zudem ist er nach wie Anteilseigner der McLaren-Gruppe und Vorsitzender von McLaren Automotive.

"Ron und ich habe eine interessante Beziehung", gibt Whitmarsh zu. "Sie ist nicht immer positiv. Und wenn es eine Person gibt, die Teamchef sein will, dann ist er es. Dennoch setzt er mich überhaupt nicht unter Druck. Auch von außen kommt kein Druck. Der Druck kommt aus meinem Inneren."