Whitmarsh: "Sie sollen beweisen, dass Flügel legal sind"

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh versteht nicht, wie die Frontflügel von Red Bull und Ferrari legal sein können und fordert nun eine Beweisantretung der Teams

(Motorsport-Total.com) - Benützen Red Bull und Ferrari illegale Frontflügel? Das Thema, dass sich vor allem der Flügel des RB6 zu stark durchbiegt, beschäftigt die Formel 1 seit dem Grand Prix von Deutschland, doch Red-Bull-Teamchef Christian Horner spielt die Diskussion geschickt herunter: "Jetzt ist es der Frontflügel, davor war es der Diffusor, davor die Aufhängung. Wir verstehen das als Kompliment an unsere technische Abteilung."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Da fehlt nicht viel: Der Frontflügel des RB6 hat kaum Abstand zum Asphalt.

Doch während der Vorwurf, dass sich die Bodenfreiheit am RB6 während des Rennens verstellen lässt, nie bewiesen werden konnte, zeigen Videoaufnahmen und Fotos nun, dass sich die Frontflügel von Red Bull und Ferrari bei hoher Geschwindigkeit tatsächlich deutlich weiter durchbiegen, als der von McLaren. Dadurch wird der Abtrieb in schnellen Kurven vergrößert, was teilweise die perfekte Straßenlage des Boliden von Sebastian Vettel und Mark Webber und die damit einher gehenden deutlich höheren Kurvengeschwindigkeiten erklären könnte. Auch Ferrari zeigte sich in Hockenheim stark verbessert - ein Zufall?#w1#

Die Technikchefs von McLaren und Mercedes werden das Thema am Freitag mit der FIA besprechen. Vor allem McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gibt sich gegenüber 'Auto Motor und Sport' misstrauisch, er hat neben Red Bull auch Ferrari im Visier: "Ich will nicht behaupten, dass diese beiden Teams etwas Illegales tun. Tatsache ist, dass die Frontflügelendplatten Bodenkontakt haben. Am Red Bull sind diese Endplatten sogar mit einer Schutzplatte versehen."

Jenson Button

Der McLaren-Flügel liegt merkbar höher Zoom

Das kann man sich bei McLaren nicht erklären. "Wir können uns nicht vorstellen, wie man auf legale Weise den Flügel während der Fahrt soweit absenkt", führt Whitmarsh weiter aus. "Selbst eine extreme Fahrzeugabstimmung mit extrem geringer Bodenfreiheit vorne würde nicht helfen. Die Frontflügelendplatten müssen 85 Millimeter von der Straße entfernt sein. Um den Flügel zum Schleifen zu bekommen, müsste das Auto stark angestellt werden. Dann aber würde die Vorderseite des Unterbodens auf der Fahrbahn aufsetzen und sich stärker verbiegen als es das Reglement vorschreibt."

Kurios ist, dass die Autos von der FIA nach dem Rennen am Hockenheimring überprüft wurden, dabei aber nichts Illegales gefunden wurde. Daher fordert Whitmarsh exaktere Prüfmethoden. Zudem sieht er Red Bull und Ferrari in der Pflicht, darzulegen, wie dieses Phänomen möglich ist, denn "im Zusammenspiel mit den vorgeschriebenen Bodenfreiheiten und Vorschriften, wie weit sich die betreffenden Komponenten verbiegen dürfen, ist es unmöglich, dass die Frontflügelendplatten die Fahrbahn berühren. Unserer Meinung nach geht es in diesem Fall nicht darum, dass man Red Bull und Ferrari nachweist, dass sie illegal fahren. Sie müssen selbst zeigen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht."