• 30.08.2012 23:01

  • von Dominik Sharaf

Whitmarsh: "Formel 1 auf dem Sofa ist antiquiert"

Der McLaren-Teamchef glaubt, dass Pay-TV-Sender die Herausforderungen der digitalen Welt besser bewältigen und lobt das britische Fernseh-Doppelmodell

(Motorsport-Total.com) - Vielen Fans ist sie ein Dorn im Auge, die Formel-1-Verantwortlichen begrüßen die Entwicklung: Die Königsklasse wandert in immer mehr Ländern in das Programmangebot der Pay-TV-Kanäle. In Großbritannien verfügen sowohl der Bezahlsender 'Sky' als auch die öffentliche-rechtliche Rundfunkanstalt 'BBC' seit Jahresbeginn über Übertragungsrechte. Die Hälfte der Rennen zeigt der Rupert-Murdoch-Kanal exklusiv, die andere teilen sich beide. Auf der Insel sorgte der Deal für Zündstoff.

Titel-Bild zur News: Jerome D'Ambrosio

Gute Aussichten bei der 'BBC': Lee McKenzie führt die Interviews Zoom

Auch in Woking: "Wir haben uns deswegen alle Sorgen gemacht", erinnert sich Martin Whitmarsh im Gespräch mit 'Autosport'. Der McLaren-Teamchef relativiert die Kritik, die Bernie Ecclestone zu ertragen hatte. "Jeder hat Bernie, dem Sport und mir Vorwürfe gemacht. Aber letztlich war es in erster Linie eine Entscheidung der 'BBC'", kommentiert Whitmarsh und bescheinigt dem Formel-1-Zampano einen "meisterhaften Job". Auch die Fan-Kritik habe ich gelegt.

Wenn Whitmarsh morgens den Computer einschaltet, spürt er das am eigenen Leib. "Mein Posteingang wird jetzt nicht mehr von E-Mails des Herrn Aufgebracht aus Musterstadt überschwemmt", erklärt er. "Ich nehme solche Dinge ernst, weil es sich um unsere Fans handelt und sie sich betrogen fühlten", betont der 54-Jährige und bescheinigt den Programmschaffenden bei 'Sky', einen "gewaltigen Haufen Arbeit" in die Übertragungen zu stecken.


Fotos: Großer Preis von Belgien, Pre-Events


Die wird von den britischen Motorsport-Anhängern weitgehend angenommen, obwohl nicht alle Haushalte auf der Insel über eine Empfangsmöglichkeit für 'Sky' verfügen. Die Zuschauerzahlen sind weitgehend konstant, nur vereinzelt sind die Einschaltquoten nach unten gegangen. "Wir dürfen nicht mehr an Faulenzer vor den TV-Bildschirmen denken. Das ist so antiquiert wie das Ausleihen von Büchern aus einer Bücherei", weist Whitmarsh auf technische Innovationen hin.

Im 21. Jahrhundert beschränkt sich das TV-Erlebnis eben nicht mehr auf die Mattscheibe: "Es gibt Mobiltelefone, Tablet-Computer, PCs, das Internet, dazu Möglichkeiten, zeitversetzt fernzusehen. Wir befinden uns erst am Anfang dieser Entwicklung und 'Sky' hat viel Energie und Kreativität", lobt Whitmarsh gegenüber 'Autosport'. "Es ist alles wesentlich komplexer, als es früher war."