• 03.07.2008 17:13

  • von Pete Fink

Whitmarsh fordert mehr Informationen für die Fans

Was in den USA bereits normal ist, hat McLaren-Chef Martin Whitmarsh nun auch für die Formel 1 gefordert - mehr Transparenz für die Formel-1-Fans

(Motorsport-Total.com) - Natürlich ist die Formel 1 die Motorsportserie, die weltweit den größten Zuspruch von Seiten der Fans genießt. Doch auch die "Königsklasse des Motorsports" hinkt in einigen Dingen des alltäglichen Renngeschehens gewaltig hinter anderen gut geführten Rennserien hinterher, die in Sachen Vermarktung und Entertainment die Nase weit vorne haben.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh fordert eine Öffnung der Formel 1 in Richtung der Fans

Jahrzehntelang verargumentierte man zum Beispiel, dass eine bewusste Distanz und zahlreiche Geheimniskrämereien das Interesse der Formel-1-Fans nur anstacheln würden, während andere Top-Serien wie die DTM, die NASCAR oder auch die IndyCars ihren Zuschauern weitaus offeneren und zugänglicheren Motorsport boten.#w1#

Vor allem die Amerikaner sehen im Motorsport in erster Linie Entertainment, das jedoch immer auf sportlichen Kriterien basiert, und keineswegs alleinigen Showcharakter besitzt, was viele Kritiker immer gerne in die Waagschale werfen wollen. Red Bull und Dietrich Mateschitz etwa können sicherlich ein ausführliches Lied davon singen, wie immens der finanzielle und technische Aufwand in der NASCAR ist, um ein neues Team auch nur ins Mittelfeld zu hieven.

Der vergleichsweise eklatante Mangel an Unterhaltungswert - Regenrennen natürlich ausgenommen - ist auch ein ganz entscheidender Grund dafür, warum die Formel 1 im so wichtigen Markt USA nach wie vor eher belächelt wird, und peinliche Auftritte wie das Reifen-Fiasko 2005 in Indianapolis sind dort noch lange nicht vergessen.

Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ähnliches im Interesse der Zuschauer weder in der NASCAR, noch bei den IndyCars möglich gewesen wäre - einmal ganz abgesehen von der Tatsache, dass nun auch in der Formel 1 wieder mit Einheitsreifen gefahren wird.

Whitmarsh prescht nach vorne

Lewis Hamilton neben Felipe Massa

Heiße Rad-an-Rad-Duelle sind seit jeher das Salz in der Formel-1-Suppe Zoom

Jetzt hat sich McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh in die Reihen derjenigen gesellt, die durchaus ein erhebliches Verbesserungspotenzial in der aktuellen Formel-1-Show erkennen, und die dieses auch öffentlich zur Diskussion stellen wollen.

Auf einer PR-Veranstaltung in England kritisierte Whitmarsh den derzeitigen Unterhaltungswert der Formel 1 und forderte: "Um unseren Fankreis zu erhalten und auszubauen, müssen wir einen besseren Gebrauch der Formel 1 im Sinne eines Vermögenswertes machen. Wir haben bislang keinen guten Job erledigt, um unsere Fans mit Informationen und Einblicken in die Komplexität unseres Sports zu versorgen."

Whitmarsh forderte mit diesen deutlichen Worten damit das ein, was anderenorts bereits Gang und Gäbe ist: Öffentlich gemachter Funkverkehr für die TV-Zuschauer plus intensivere Kenntnisse etwa über aktuelle Benzinmengen und weiterer rennstrategischer Hintergrundinformationen.

"Es gibt Enthusiasten, die ein Interesse an den Gladiatorenkämpfen von Piloten wie Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton haben, die Rad an Rad miteinander fighten. Dann gibt es die, die sich für Teamtaktiken und den Wettbewerb zwischen McLaren und Ferrari interessieren, und wieder andere begeistern sich für den Technologiekampf, oder die Taktik und die Strategie eines Rennwochenendes", veranschaulichte der McLaren-Geschäftsführer.

Mehr Informationen für die Fans

Martin Whitmarsh

Der Formel-1-Kommandostand verfügt immer über alle Informationen Zoom

Seine Logik ist schlüssig: "Je mehr interessierte Menschen wir erreichen und anlernen können, desto mehr können diese das Ganze genießen." Natürlich gäbe es auch den motorsportlichen Otto Normalverbraucher, den solche Details möglicherweise eher stören würden. "Aber in der Realität gibt es unter unseren Fans eine Menge Menschen, die dieses faszinierend finden würden. In genau diesem Verständnis müssen wir einen besseren Job machen."

Die Insider, so Whitmarsh weiter, würden all diese Informationen natürlich besitzen. "Aber wenn man sich ohne das alles vor einem TV-Gerät wiederfinden würde, ist die Formel 1 nicht so interessant." Das Grundproblem sei immer das Gleiche: "Jahr für Jahr versuchen wir mehr Interesse zu schaffen. Je mehr Einblick die Leute haben, desto mehr werden sie angestachelt, und desto eher kommen sie das nächste Mal wieder zurück."

Im Interesse der Formel-1-Fans kann man nur hoffen, dass diese konkreten Forderungen bei den Insidern auf Gehör stoßen und vielleicht einige weitere Sympathisanten finden. Denn eigentlich steht es der Formel 1 nicht gut zu Gesicht, wenn die Konkurrenz in den USA die Nase vorne hat, auch wenn man in Punkto Entertainment mit den Amerikanern immer eine starke Konkurrenz besitzen wird.