Wenn der Teamchef nicht der Boss ist

Teamchef in der Formel 1 zu sein bedeutet nicht, dass man keine Vorgesetzten mehr hat - Martin Whitmarsh und Luis Perez-Sala erklären, wie sich das auswirkt

(Motorsport-Total.com) - Landläufig wird als Chef die Person angesehen, die innerhalb einer Firma das Sagen hat und an der Spitze der Hierarchie steht. So verhält es sich auch mit der Rolle des Teamchefs in der Formel 1. Allerdings endet diese klare Rollenverteilung manchmal, wenn die Teams das Fahrerlager verlassen. Denn auch die Teamchefs haben oft noch Vorgesetzte, denen sie Rechenschaft ablegen müssen. Im Fall von HRT-Teamchef Luis Perez-Sala ist dies mit den Mehrheitseignern Thesan Capital eine Investment-Firma, deren Kerngeschäft nicht im Motorsport liegt.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef, McLaren)

Wer ist hier der Boss? Whitmarsh und Wolff oder Dennis und Williams?

Dennoch gestaltet sich die Zusammenarbeit problemlos: "Bei mir ist die Situation ganz einfach. Ich frage nach etwas, und sie geben es mir nicht", sagt Perez-Sala zum Gelächter des gesamten Presseraums. Wieder ernst werdend sagt der Spanier: "Nein, wir stehen einander sehr nahe und wissen, dass es sich um eine langfristige Verpflichtung handelt." Obwohl die Unternehmensvertreter nicht vom Fach sind, wissen sie die Leistungen des Teams richtig zu würdigen. "Sie verstehen, was es bedeutet, wenn wir wie in Hockenheim ein Auto überholen und das ganze Team glücklich ist. Manchmal ist das sogar besser, als wenn ein anderes Team Dritter oder Vierter wird", so Perez-Sala.

Im Fall von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh stellt sich die Situation völlig anderes dar. "Mein Chef hat auf jeden Fall ein phänomenales Verständnis von diesem Sports. Er ist schon eine Weile hier", sagt der Brite über Ron Dennis, der jetzt die McLaren-Gruppe leitet, jahrzehntelang aber selbst Teamchef war. "Ich muss an den Vorstand von Zeit zu Zeit berichten. Ich finde das aber nicht frustrierend", beschreibt Whitmarsh das Verhältnis zur Unternehmensführung.


Fotos: Großer Preis von Ungarn, Freitag


"Wenn die Besitzer kein Interesse haben, dann hat man zunächst Spaß, aber es ist etwas entmutigend, wenn sie nicht die Leidenschaft haben, ihre Meinung zu sagen und dem Ausdruck zu verleihen", sieht der Teamchef positive Aspekte der regelmäßigen Diskussionen. "Wir sind uns nicht immer einig, aber das ist Teil des Spaßes." Für Toto Wolff, den frischgebackenen geschäftsführenden Direktor von Williams, ist die Sache noch einfacher: "Mein einziger Boss ist meine Frau, daher ist Frank mein Partner. Ich kann mit dieser Situation leben."