• 22.08.2013 15:25

  • von Christian Schrader

Weber: Vettel wird niemals Schumachers Rekorde knacken

Willy Weber über eine Nacht mit Michael Schumacher in der Jugendherberge, dessen Comeback, eigene Fehler und warum Vettel die Rekorde "niemals" einholen wird

(Motorsport-Total.com) - Vor genau einem Vierteljahrhundert - im Jahr 1988 - lernte Willi Weber einen gewissen Michael Schumacher kennen und es Begann eine Erfolgsgeschichte. Nach nur einer kurzen Betrachtung der Fahrkünste des Kerpeners wusste der Unternehmer sofort: "Der Junge oder keiner", wie er der 'Abendzeitung' berichtet. "Ich hatte bis dahin noch nie gesehen, dass ein Rennfahrer ein Auto so kontrolliert am Limit bewegen kann", schwärmt der gebürtige Regensburger noch heute über seinen ehemaligen Schützling.

Titel-Bild zur News: Willi Weber und Michael Schumacher

Das waren noch Zeiten: Willy Weber und sein Schützling Michael Schumacher

Weber habe aber nicht damit gerechnet, wie er betont, dass Schumacher einmal der erfolgreichste Fahrer der Geschichte werden würde. "Ich bin zwar ein Berufsoptimist, aber mit so einer Karriere habe selbst ich nicht gerechnet", gesteht er. "Ich habe mich damals mit dem Gedanken begnügt, mit Michael in die Formel 1 zu kommen und dort vielleicht irgendwann mal unter die Top 10 zu fahren. Alles andere wäre utopisch gewesen. Damals waren mit Senna, Prost, Piquet und Mansell Legenden am Start", so Weber.

Das Formel-1-Debüt von Schumacher im Jahr 1991 in Belgien werden beide auch aufgrund eines bestimmten Erlebnisses so schnell nicht vergessen. "Der damalige Team-Manager von Jordan hatte vergessen, für uns Zimmer zu reservieren. Als Michael und ich damals in Spa ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass es nur noch ein einziges Zimmer in einer Jugendherberge gäbe", erzählt Weber rückblickend. Dieses Zimmer mussten sich die beiden teilen. "Aber ich muss ehrlich sagen", fährt der heute 71-Jährige fort, "hätten die uns zwei Feldbetten im Truck aufgebaut, hätten wir auch dort geschlafen."

Weber kann Schumachers Comeback nachvollziehen

Der Rest der Geschichte ist bekannt - es folgten sieben gemeinsame Weltmeisterschaften. Als der Ferrari-Star 2006 seinen ersten Rücktritt erklärte, hat auch Weber seinen Job als sein Manager aufgegeben. Wie denkt er über Schumachers mäßig erfolgreiches Comeback? "Michaels Leben wird immer das Rennfahren sein. Er braucht diesen Adrenalin-Kick. Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er das gemacht hat. Das hat ihn damals unglaublich gereizt - und dann hat er es einfach durchgezogen", berichtet Weber, der auch ein abermaliges Comeback von Schumacher nicht ausschließt.

"Warum nicht noch ein Comeback von Michael? 44 Jahre - das ist doch kein Alter." Willy Weber

"Ich habe zu meiner Zeit in der Formel 1 immer gesagt, dass nichts unmöglich ist. Deshalb würde ich das heute auch nicht ausschließen. Warum nicht noch ein Comeback von Michael? 44 Jahre - das ist doch kein Alter", entgegnet er und fügt hinzu: "Michael ist immer noch fit wie ein Turnschuh. Wenn der heute in einen Red Bull steigt, ist er bestimmt wieder ganz vorne", ist er sich sicher.

An dem ausgebliebenen Erfolg bei Mercedes habe sein ehemaliger Schützling zu knabbern gehabt, gibt Weber zu Protokoll. "So etwas kann eigentlich kein Rennfahrer wegstecken. Und schon gar nicht Michael Schumacher, der immer gewinnen wollte. Egal, ob das beim Backgammon oder beim Billard war. Der Erfolg war ein Teil seines Lebens. Und plötzlich war das alles vorbei. Das stelle ich mir schrecklich vor."

Schumachers Titelrekord laut Weber nicht in Gefahr

"Es wird für Vettel auch nicht einfacher. Fitness und Motivation - das war es, was Michael den anderen Fahrern immer voraus hatte." Willy Weber

Dem bisher dreimaligen Titelträger Sebastian Vettel traut Weber nicht zu, Schumachers Rekord von sieben Weltmeisterschaften knacken zu können. "Nein, niemals!", so Weber. "Da habe ich überhaupt keine Angst und keine Bedenken. Es wird für Vettel auch nicht einfacher. Fitness und Motivation - das war es, was Michael den anderen Fahrern immer voraus hatte", erklärt der ehemalige Hobby-Rennfahrer.

Als rückblickend nicht optimal sieht Weber seinen Umgang mit den Medien. "Da habe ich einige Fehler gemacht, das muss ich offen zugeben. Das war meine Schuld, weil ich den Michel am Anfang zu sehr beschützt habe. Wenn du etwa 250 Anfragen für Einzel-Interviews im Jahr hast, aber davon nur 20 zusagen kannst, dann hast du dir 230 Feinde gemacht. Das habe ich zu spüren bekommen, solange ich dabei war", resümiert Weber selbstkritisch.

Das letzte Mal gesehen habe er seinen ehemaligen Schützling "nach seinem Rücktritt bei Mercedes letztes Jahr in Stuttgart", berichtet Weber. Ein Austausch bestehe nach wie vor, wenn er auch beschränkt ist. "Es gibt noch Kontakt, aber jeder von uns hat jetzt sein eigenes Leben", bekräftigt Weber und fügt abschließend hinzu: "Wenn etwas ist, telefonieren wir miteinander. Wir haben noch einige Berührungspunkte geschäftlicher Art."