• 16.11.2012 02:33

  • von Dieter Rencken

Webber: "Tempo auf eine Runde ist sehr gut"

Der Red-Bull-Pilot freut sich über seine im Vergleich zum Vorjahr guten Leistungen im Qualifying und hofft ab sofort auf bessere Starts

(Motorsport-Total.com) - War Mark Webber im Vorjahr an den Samstagen meist nicht in einer Liga mit Sebastian Vettel, so konnte der Australier seinen Teamkollegen in der laufenden Saison erstaunlich oft abhängen. Doch beim Start verlor Webber meist wertvollen Boden und verpasste deshalb weitere Siege. Das soll in Zukunft besser werden. In Austin schließt Webber den Sieg nicht aus. Der neue Kurs in den Vereinigten Staaten erinnert den Red-Bull-Piloten an Silverstone. Im Interview spricht er über die anstehende Aufgabe.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber kommt als WM-Vierter zum USA Grand Prix nach Austin Zoom

Frage: "Was denkst du über den Kurs in Austin?"
Mark Webber: "Ich war im Simulator, werde mir die Strecke aber noch genauer ansehen."

Frage: "Wie viele Runden hast du im Simulator absolviert?"
Webber: "Es waren zwischen 60 und 70 Runden."

Frage: "Wie war dein Eindruck?"
Webber: "Ziemlich gut. Es sieht immer gut aus, bis man richtig loslegt. Das DRS muss hier funktionieren, weil es im ersten und letzten Sektor nicht viele Überholmöglichkeiten gibt. Kurve zwölf wird die beste Stelle zum Überholen sein."


Fotos: Großer Preis der USA, Pre-Events


Frage: "Erinnern dich die S-Kurven an Suzuka?"
Webber: "Sie erinnern mich eher an Maggotts und Becketts. In Suzuka ist es etwas erhöhter, während Maggotts/Becketts flacher sind. Hier ist es bis zum letzten Teil ähnlich. Die Kurven acht, neun und zehn haben Höhenunterschiede und sind blinde Kurven. Wir müssen abwarten, wie sich der Grip entwickelt. Der erste Teil ist spektakulär. Hoffentlich können wir uns an der Spitze qualifizieren und uns schnell aus dem Staub machen."

Seit Silverstone nicht mehr siegreich

Frage: "Rückblickend: Was ist nach Silverstone passiert?"
Webber: "Nichts, denke ich. Das Qualifying war unsere große Stärke. Das war meist gut. Es gab drei Rennen mit Strafen und Schwierigkeiten. Deshalb haben wir da Boden verloren. Die Zuverlässigkeit war Mitte der Saison ziemlich dürftig. Wir haben etwas Schwung verloren. Spa und Monza waren nicht meine besten Rennen. In Singapur haben wir uns bei der Strategie einen Schnitzer erlaubt."

Mark Webber

Nach dem Sieg in Silverstone folgten sechs Rennen ohne Podestplätze Zoom

"Bevor man sich der Sache bewusst wird, ist es auch schon vorbei. Ich habe in diesem Jahr einen großen Schritt im Qualifying gemacht. Die Konstanz und demzufolge auch die Punkte waren aber nicht da. So war es nun einmal. Dafür haben wir im Vergleich zum Vorjahr ein paar Bereiche verbessert - wie zum Beispiel das Qualifying. In den Rennen haben wir - auch weil es enger wurde und die Fehler bei der Strategie oder Zuverlässigkeit deshalb mehr bestraft wurden - Punkte verloren, weil wir etwas am Hinken waren."

Frage: "Was kann man da machen?"
Webber: "Das Tempo auf eine Runde war in diesem Jahr sehr gut. Ich habe das Maximum aus dem Auto geholt. Die Starts müssen konstanter werden. Das vergangene Rennen war ein gutes Beispiel. Dadurch verliert man viel. In Abu Dhabi war ich plötzlich dort, wo Jenson war, der einen miesen Samstag hatte. Das kann man sich nicht Wochenende für Wochenende leisten. Das ist ein Bereich, den das Team verbessern muss. Seb hatte zu Beginn der Saison auch eine Phase mit schlechten Starts. Das ist vermutlich eine Schwachstelle. Wir müssen aber gleichzeitig unsere Stärken beibehalten."

Frage: "Ist es ein technisches Problem?"
Webber: "Ja."

Frage: "Die Kupplung?"
Webber: "Die Kupplung lässt sich etwas schwer bedienen. Zudem ist meine Technik wohl nicht optimal. Doch das größte Problem ist die Konstanz. Es ist etwas, das für niemanden einfach ist."

Red Bull in Topform

Frage: "Wie hat sich das Auto durch das Verbot des angeblasenen Diffusors verändert?"
Webber: "Das Auto hat sich mehr denn je über die Saison hin verändert. Das lag aber nur daran, weil wir beim Start der Saison nicht dort waren, wo wir sein wollten. Die Leute sprechen darüber, dass es das beste Auto sei. Es ist schnell, doch es gibt immer noch Bereiche, an denen wir arbeiten müssen. Daran müssen wir als Team arbeiten", fordert der Routinier. "Ich denke, man sollte dem Team zugutehalten, wie sehr man das Auto während der Saison verbessern konnte."

Frage: "Was ist in den verbleibenden zwei Rennen möglich?"
Webber: "Ich denke, die Form war abgesehen von Abu Dhabi sehr stark. Das Qualifying in Abu Dhabi war stark, in Suzuka standen wir geschlossen in der ersten Reihe und bei den beiden anderen Rennen waren wir ebenfalls sehr stark. Wenn wir an diese Form anknüpfen können, dann sind Siege möglich."

Frage: "Ist es eher eine Red-Bull-Strecke oder kommt der Kurs Ferrari mehr entgegen?"
Webber: "Die Temperaturen sind sehr wichtig. Das Layout ist nicht so wichtig, auf die Temperaturen kommt es an. Wenn die schwarzen Dinger in den Kurven nicht arbeiten, kann man sich das Layout in den Hintern stecken. Es wird nicht funktionieren. Es muss alles zusammenspielen. Ich denke, das Layout wird für uns nicht so schlecht sein, doch die Temperaturen und das Verständnis für die Reifen werden wichtig sein."

Frage: "Sind Siege möglich?"
Webber: "Siege sind immer noch möglich."

Silverstone bleibt im Gedächtnis

Frage: "Was war der dein schönster Moment der Saison 2012?"
Webber: "Vermutlich Silverstone. In Indien habe ich aus den Gegebenheiten ziemlich viel gemacht, war gut dabei und habe die anderen hinter mir gehalten. Es war ein untypischer Grand Prix und ein gutes Ergebnis."

Frage: "Was sagst du zum Fluchen auf dem Podium?"
Webber: "Wir haben ein neues Podium-Format. Ich war in Silverstone nicht gerade beeindruckt, als 1.000 Gäste da oben standen. Ich denke, das Podium sollte für die Fahrer sein und niemand anderen. Es sollte eine klare Szene der feiernden Fahrer sein, bei der die Leistungen geehrt werden. Es sollte nicht jeder vor einem stehen und seine fünf Minuten haben. Das macht mich zornig. Ich denke, man braucht richtige Fahnen. Diese elektronischen Fahnen sehen beschissen aus. Man braucht richtige Fahnen, die im Wind wehen. Die Fahrer auf dem Podium zu interviewen? Ich bin da geteilter Meinung."

"Das Fluchen wird nie verschwinden. Es wird nie weit weg sein. Man ist voll mit Adrenalin. Man steht unter Spannung. Man hatte einen unglaublichen Grand Prix in dem Fall. Manchmal vergreift man sich sicher in der Sprache. Wir müssen da aber vorsichtig sein. Es ist ein weiterer Teil des Wochenendes, den man im Auge behalten muss."