• 16.05.2010 22:43

Webber: "Ich sage üble Kopfschmerzen voraus..."

Der Monaco-Sieger über den schönsten Tag in seinem Leben, seinen Holz sägenden Vater und warum er seinem Team etwas Übles wünscht

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Zwei Siege in acht Tagen, es könnte für dich nicht besser laufen, einen hast du zudem in Monaco geholt..."
Mark Webber: "Da hast du absolut Recht. Ich sagte schon in der vergangenen Pressekonferenz, dass dies der großartigste Tag meines Lebens ist. Es ist für jeden Formel-1-Fahrer ein Traum, in Monaco zu gewinnen. Es ist ein sehr, sehr spezieller Event. Jeder Formel-1-Sieg ist speziell, aber hier fair und gerecht von der Pole auf diesen Straßen zu gewinnen, erneut ohne irgendwelche Probleme, das ist schön."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber weiß: Red Bull weiß zu feiern, und wie...

"Zudem habe ich das Rennen von vorne kontrollieren können. Es ist für mich ein wirklich spezieller Moment, zu solch großartigen Siegern hinzuzustoßen. Ich wurde gestern daran erinnert, dass hier 1959 Jack Brabham gewonnen hat, es ist also für die Australier schon eine Weile her. Es ist ein spezieller Tag."#w1#

Frage: "Es gab vier Safety-Car-Phasen. Hat das deine Konzentration durcheinandergebracht, oder hast du dir erlaubt, dich etwas zu entspannen? Wie hat dich das beeinträchtigt?"
Webber: "Die wollte ich mit Sicherheit nicht. Es ist schön, wenn du einen Puffer hast, und wenn diese durch das Safety Car neutralisiert werden, ist das ein wenig frustrierend. Mir war völlig klar, dass dies hier irgendwann passieren würde. Nach dem ersten Mal, das direkt nach der ersten Runde geschah, dachte ich 'Okay...'."

"Dann kamen wir zum ersten Stopp, und sofort danach ging es wieder los. Es ist nie ideal, wenn der Rhythmus unterbrochen wird, wenn man das Rennen anführt. Das hilft den Leuten, die auf der Suche nach einer Chance sind, da sie dir wieder näher kommen."

"Abgesehen vom Safety Car wegen des Kanalisationsschachts, das ich nicht wirklich verstehe, da ich keinerlei Problem sah, waren alle in Ordnung. Aber Charlie Whiting und die Jungs haben dort etwas gesehen, weswegen sie für eine Runde das Safety Car benötigten."

"Die anderen benötigten wir jedoch, denn das waren heftige Abflüge. Abgesehen vom Start war es ein absolut fehlerfreier Tag, er lief nicht wirklich nach Plan. Aber es war gut, dass ich das hier in Monaco gemacht habe anstatt am vergangenen Wochenende in Barcelona, da dort die Fahrt auf die erste Kurve lang ist."

"Es war nicht der beste Start, aber ich denke ich weiß warum. Danach zählte ich grundsätzlich die Runden runter. Um ehrlich zu sein war ich auch erleichtert, dass Seb an Robert vorbeikam, denn ich dachte, dass Robert heute sehr, sehr stark sein würde. Es war gut, dass wir für das Team einen Doppelsieg geholt haben. Das war für uns das ultimative Ergebnis."

Frage: "Ihr Red-Bull-Fahrer habt relativ späte Reifenstopps durchgeführt. Waren sie bis zum Ende in Ordnung?"
Webber: "Ja, in Ordnung, absolut in Ordnung. Du fährst auf ihnen zu Beginn nicht wie verrückt, gibst ihnen eine gute Chance, durchzuhalten. Ich hatte ein gutes Gefühl, hatte das richtige Tempo. Wir lernen bei jedem Rennen eine Menge, wir wissen, wie wir das machen müssen."

"Natürlich hat das erste Safety Car das Feld etwas zusammen gestaut, wir wussten aus diesem Grund, das die Stopps etwas später stattfinden würden, als wir dies womöglich zuvor angenommen hatten. Das war einfach eine schöne Situation, denn wir hatten einen Puffer, sodass wir locker in der Lage waren, an die Box zu kommen. Wir hatten somit eine zusätzliche Option, wann wir an die Box kommen wollten, anstatt auf die Wettbewerber Aufmerksamkeit legen zu müssen."

Frage: "Nachdem du dich am Sonntag vergangenes Wochenende ziemlich zurückgehalten hast, kannst du nun heute Abend kräftiger feiern, oder?"
Webber: "Nun, ich denke, dass es für Red Bull eine ziemlich gefährliche Nacht gibt. Es folgt nicht direkt ein weiteres Rennen, und ich denke, dass die Aschewolke dazu führen wird, dass hier auch eine Menge Leute bleiben. Ich sage ein paar sehr üble Kopfschmerzen am Morgen voraus, das steht fest. Das Team verdient das, das steht außer Frage. Man muss seine Siege genießen."

"Schlussendlich haben wir dieses Jahr ein paar größere Ziele zu erreichen, aber dies ist für das Team ein sehr, sehr einzigartiger Tag. Im vergangenen Jahr hatten wir in Silverstone einen Doppelsieg, was für die Briten großartig ist. Natürlich ist es ein österreichisches Team, aber der britische Einfluss im Team ist groß. Es gab vergangenes Jahr eine Menge Siege, und im Fürstentum einen Doppelsieg zu holen ist einfach sensationell."

Frage: "Du hättest vor neun Jahren schon beinahe in Monaco gewonnen. Was ist der Unterschied, und hattest du 2001 geglaubt, dass du dieses großartige Rennen gewinnen kannst?"
Webber: "Vergangenen Nacht sagte ich zu den Leuten, die mich gut kennen, dass ich das letzte Mal, als ich hier die Pole-Position hatte, mir ein Zimmer mit Anne, meinem Vater und jemand anderen teilte. Es waren viele von uns in dem Raum, denn wir hatten nicht allzu viel Geld, um für jeden ein Zimmer zu haben."

"Aber mein Vater schnarchte die gesamte Nacht und ich bekam keinen Schlaf, also schnappte ich mir mitten in der Nacht die Matratze und sagte 'Ich stehe morgen auf der Pole-Position, ich muss schlafen'. Da war es vorbei. Ich denke, es war ein altes Bordell, in dem wir übernachteten. Ich sagte, dass ich diese Nacht einen viel besseren Schlaf hatte. Mein Vater kann wirklich Holz sägen, er kann wie die Hölle schnarchen."

"Hier zu siegen ist in jeder Kategorie ein spezieller Tag. Mein Formel-3000-Rennen war hier natürlich schön, aber dies ist wohl das größte Formel-1n-Rennen, das man gewinnen kann. Es gibt ein paar Klassiker, Spa natürlich, ein paar wahre Klassiker, aber das steht über allem. Klar ist es auch nur ein Sieg, aber auf einem höheren Niveau."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Monaco, Sonntag


Frage: "Es sieht danach aus, als würde der Kampf um die Meisterschaft zwischen dir und Sebastian stattfinden. Stimmst du dem zu?"
Webber: "Vor zwei Rennen sagte jeder etwas anderes. In zwei Rennen werden sie vielleicht wieder etwas anderes sagen. Ich verstehe, dass ihr Jungs euren Stoff zu schreiben habt, aber das weiß niemand. Es gibt niemanden, der weiß, wer in ein paar Rennen auf der Jagd sein wird."

"Mit Sicherheit haben wir eine sehr gute Basis, wir befinden uns in einer guten Position, führen beide Meisterschaften an. Seb und ich haben dieselbe Anzahl Punkte. Es kommen noch andere Veranstaltungen, man muss berücksichtigen, dass am Ende der Meisterschaft die Motoren ins Spiel kommen, da wirken noch einige Faktoren auf die Situation ein."

"Es ist eine gute Position, in der wir uns befinden. Ich bin natürlich lieber hier, als 40 Punkte Rückstand haben. Wir haben im Moment eine ordentliche Menge an Punkten, aber zu sagen, dass es zwischen zwei Jungs ausgetragen wird, ist zu früh."

Frage: "Ich frage mich, ob du 2011 der neue Jenson Button werden kannst, ein erfahrener Fahrer, der siegt und auf seine alten Tage besser und besser wird."
Webber: "Ich sagte es schon immer, in jedem Sport macht man dies, man kann so viel sprechen, wie man möchte, aber wenn man handelt sagt dies mehr aus als Worte. Man muss also in jeder Sportart durch sein Handeln sprechen."

"Jenson hatte vergangenes Jahr ein sehr gutes Jahr, das wissen wir alle. Er war in der Saison zuvor abgeschrieben worden, dafür gab es hier und da verschiedene Gründe. Aber ich habe nach wie vor das Gefühl, dass ich ziemlich gut fahre."

"Das Feuer brennt in mir immer noch ziemlich solide. Ich bin natürlich nicht mehr 21. Ich würde gern wieder 21 sein, aber schlussendlich denke ich nicht, dass ich allzu viel verliere, weil ich älter bin. Natürlich genieße ich nun etwas Weisheit, das hält mich jedoch nicht allzu sehr auf. Ich werde also weitermachen."

Frage: "Die Leute reden immer darüber, dass der Schwung der Schlüssel zum Gewinn der Meisterschaft in jedem Sport ist. Hast du das Gefühl, dass der Schwung auf deiner Seite ist, und verleiht dir das viel Zuversicht?"
Webber: "Mit Sicherheit mangelt es mir im Moment nicht an Zuversicht. In zwei Rennen haben wir gut abgeschnitten. Wenn man dies dreimal, viermal, fünfmal schafft, in Folge gute Ergebnisse erzielt, dann ist das mit Sicherheit ein guter Lauf. Wir hatten in Schanghai einen Rückschritt, das war für uns kein gutes Rennen, man kann also darauf zurückblicken und sagen, dass wir das Ergebnis in Barcelona wirklich benötigt haben."

"Und dieses hier war für uns in Bezug auf den sehr spezifischen Kurs eine einzigartige Herausforderung. Um ehrlich zu sein, wir dachten, dass es ein sehr, sehr enger Kampf werden würde, was es auch war. Es war nicht besonders klar. Ganz offensichtlich waren da noch ein paar andere Jungs involviert."

"Wenn Fernando ein normaleres Wochenende gehabt hätte, dann wäre er wohl auch etwas mehr bei der Musik gewesen. Lasst uns in die Türkei gehen und so weiter machen. Du weißt so gut wie alle anderen, dass sich die Dinge in diesem Spiel sehr schnell ändern können. Ich bin schon lange genug dabei, um dies gut zu wissen, also heißt es, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben."