• 06.03.2013 14:43

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Warum Force India ums finanzielle Überleben kämpft

Seit Vijay Mallya mit Force India in der Formel 1 ist, hat der Rennstall laut den Bilanzen enorme Verluste gemacht - Auch die Sahara-Gruppe befindet sich in Turbulenzen

(Motorsport-Total.com) - Die neuesten Bilanzen zeigen es: Force India hat in den vergangenen vier Jahren - seit der Übernahme durch Fluglinien-Besitzer Vijay Mallya - Nettoverluste in Höhe von 126,1 Millionen Pfund (umgerechnet 145,9 Millionen Euro) gemacht. Das Team hat kürzlich seinen Jahresabschluss bis zum 31. Januar 2011 erstellt - das gibt Aufschlüsse über die Kosten der Saison 2012, denn der Großteil der Entwicklungsarbeit an Formel-1-Autos wird im vorangegangenen Jahr durchgeführt. Der Abschluss zeigt einen Einnahmen-Rückgang von 1,9 Millionen Pfund (2,2 Millionen Euro) auf 46,6 Millionen Pfund (53,9 Millionen Euro), während die Kosten um elf Prozent auf 81,5 Millionen (94,3 Millionen Euro) explodiert sind. Dennoch haben sich die Nettoverluste dank einer Steuer-Gutschrift in Höhe von elf Millionen Pfund (12,7 Millionen Euro) um eine Million Pfund auf 25,7 Millionen Pfund (29,7 Millionen Euro) verringert.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya

Teambesitzer unter Druck: Subrata Roy Sahara und Vijay Mallya Zoom

Im Oktober 2011 kaufte sich die Sahara-Gruppe, ein indisches Konglomerat, um 100 Millionen US-Dollar (76,8 Millionen Euro) mit 50 Prozent der Anteile beim Team ein - seitdem ist man gemeinsam mit Mallya Eigentümer. Mallyas Unternehmen Kingfisher Airlines hat Schulden in Höhe von geschätzten 2,5 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro), und im Februar erstatteten die indischen Steuerbehörden eine Strafanzeige gegen den Airline-Boss, weil er für seine Mitarbeiter keine Einkommenssteuer gezahlt hat.

Kingfisher und Sahara in Turbulenzen

Die Fluglinie steht seit Oktober still, weil das Personal, das seit März auf sein Gehalt wartet, streikt. Es sieht derzeit nicht so aus, als würde der Betrieb wieder aufgenommen werden, da das indische Ministerium für Zivilluftfahrt Kingfisher die internationalen Überflugsrechte sowie Slots bei Inlandsflügen entzog.

Auch Sahara befindet sich in Turbulenzen. Die indische Kapitalmarkt-Aufsicht hat kürzlich mehr als 100 Bankkonten von zwei Sahara-Firmen eingefroren, nachdem der Gruppe vorgeworfen worden war, geschätzten 30 Millionen Investoren insgesamt drei Milliarden Dollar der Einkünfte von 2008 nicht ausgeschüttet zu haben.

Vergangene Woche gab es für Mallya positive Nachrichten, als die indischen Behörden den Verkauf von 53,4 Prozent der Anteile seines Spirituosenunternehmens United Spirits, zu dem auch Force-India-Sponsor Whyte & Mackay zählt, abnickten. Diageo, das am wichtigsten britischen Aktienindex - dem FTSE 100 - notiert ist, zahlte 1,3 Milliarden Pfund (1,5 Milliarden Euro) für die Anteile. Obwohl es unklar ist, ob Whyte & Mackay Force-India-Sponsor bleibt, ist es dem Team gelungen, die möglichen Folgen eines eines Ausstiegs in Grenzen zu halten. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Sponsorgelder von Whyte & Mackay für Force India 2011 um 3,2 Millionen Pfund (3,7 Millionen Euro) auf 620.000 Pfund (717.000 Euro) reduziert wurden. Der Beitrag von Kingfisher sank um 5,5 Millionen Pfund (6,4 Millionen Euro) auf 485.000 Pfund (561.000 Euro) in den Keller.

Force India besticht mit Effizienz

Die Rennbilanz von Force India liest sich besser als die finanzielle Bilanz. Das Team war im Vorjahr bei zwölf Teams auf Platz sieben, wodurch man geschätzte 53 Millionen Dollar (40,7 Millionen Euro) an Preisgeldern einheimste. Dadurch zählt der Rennstall zu den effizientesten der Formel 1, denn im Vergleich zu den Topteams muss man mit einem Minibudget auskommen. Vorjahres-Weltmeister Red Bull 2011 176,2 Millionen Pfund (203,9 Millionen Euro) aus und konnte auf 605 Mitarbeiter zurückgreifen - bei Force India sind es nur 317.

Im Vorjahr gab Force India ungefähr 730.000 Pfund (845.000 Euro) pro WM-Punkt aus - dadurch liegt man in der Effizienz-Rangliste auf Rang sechs. Um dies in den richtigen Kontext zu stellen: Man lag nur einen Platz hinter Ferrari - die Italiener haben geschätzte 650.000 Pfund (753.000 Euro) pro Punkt ausgegeben. Ferrari hat zwar fast vier Mal so viele Punkte erreicht wie Force India, man liegt aber nur deshalb vor Force India, weil man auf ein 3,3 Mal so großes Budget bauen kann.

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