• 12.09.2001 15:05

  • von Fabian Hust

Vorschau auf den Großen Preis von Italien

Italien sieht auch an diesem Wochenende wieder Rot, auch wenn vielleicht ein anderes Team als Favorit gilt

(Motorsport-Total.com) - In diesem Jahr dürfen die Tifosi bei ihrem Heimrennen in Monza schon im Voraus feiern, denn Michael Schumacher und das Ferrari-Team reisen als überlegene Titelverteidiger zum letzten Rennen in Europa der Saison 2001 an. Nach der überlegenen Vorstellung in Hockenheim gelten jedoch die BMW-Williams-Piloten Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya als Favoriten auf den Sieg.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Fans

Die Tifosi warten in Monza auf ihre roten Stars

Im königlichen Park der Lombardei kriecht den Formel-1-Fans bei Kurvennamen wie 'Parabolica', 'Lesmo', 'Variante Ascari' ein kaltes Kribbeln den Rücken hinunter. Kurz hinter den Toren von Mailand gelegen wäre Monza eigentlich eine verschlafene Kleinstadt, wären da nicht zigtausende von Fans aus aller Welt, die beim Grand Prix von Italien die engen Straßen in ein heilloses Chaos verwandeln.

Rennbesucher, die in Mailand nächtigen, sollten morgens mindestens zwei Stunden einrechnen bis sie an der Strecke eintreffen und abends kaum weniger um wieder zurückzukommen. Diejenigen, die ihre Idole einmal ganz nahe sehen wollen, stellen sich am besten schon ganz früh morgens in der Nähe des Parkplatzes hinter dem Fahrerlager in Position. Hier haben sie auch die beste Möglichkeit, das eine oder andere Autogramm zu erhaschen, da die Fahrer auf dem Parkplatz ankommen.

Ganze Trauben von Fans sind jährlich auch vor dem 'Hotel de la Ville' in der 'Viale Regina Margherita' versammelt, wo die meisten Teams wohnen. Beliebt ist auch das Hotel 'Fossati' in der 'Via Conte Paolo Taverna' in 'Canonica al Lambro Triuggio'. Hier trifft man den einen oder anderen Fahrer auch schon mal abends beim Essen, da das Restaurant weithin bekannt für seine ausgezeichnete Küche ist.

Kleiner Geheimtipp in diesem Jahr für ganz hartgesottene Fans: Sonntag Abend feiert Eddie Irvines Manager Enrico Zanarini in Mailands Nobeldisco 'Hollywood' seinen Geburtstag, und sicher wird nicht nur sein Schützling als Gast eingeladen sein.

Mit einem Schnitt von über 240 km/h ist das "Autodromo di Monza" die schnellste Formel-1-Rennstrecke des Kalenders. Ausgetragen wird der Große Preis von Italien ohne Unterbrechnung seitdem es die Formel 1 gibt - nur der Große Preis von Großbritannien wurde ebenfalls ununterbrochen ausgetragen. 51 Mal fand bisher der Große Preis von Italien seit 1950 statt: 50 Mal in Monza und 1 Mal (1980) in Imola.

Der letzte Sieg eines Italieners beim Monza-Grand-Prix liegt mittlerweile 35 Jahre zurück, damals gewann Ferrari-Fahrer Ludovico Scarfiotti. 1950 bis 1957 fand in Monza sogar das jeweilige Saisonfinale statt. Monza ist ein Platz der Geschichte: 1960 fuhr Phil Hill in einem Ferrari Dino 246 das letzte Mal mit einem Frontmotor einen Sieg heraus. Emerson Fittipaldi drehte 1971 das letzte Mal in der Geschichte der Formel 1 mit einem Allrad-Auto seine Runden. Auch 1971 war ein besonderes Rennen in Monza, als Peter Gethin mit 0.01 Sekunden Vorsprung vor Ronnie Peterson gewann - Rekord! Der Grand Prix, bei dem die ersten fünf Fahrer innerhalb von 0.61 Sekunden ins Ziel kamen, war mit einem Schnitt von 242,61 km/h lange Zeit der schnellste Grand Prix.

Monza ist leider auch eine Strecke mit einer tragischen Vergangenheit. Erst im vergangenen Jahr musste ein Feuerwehrmann sein Leben lassen. 1961 starb der Deutsche Ferrari-Pilot Wolfgang von Trips und 14 Zuschauer. Der Österreicher Jochen Rindt verlor 1970 in der 'Parabolica' sein Leben und wurde posthum Weltmeister. 1978 starb der Schwede Ronnie Peterson bei einem Startunfall.

Der 5,792 Kilometer lange Kurs beansprucht wegen der brutalen Bremsmanöver vor allem die Bremsen, aber auch die Reifen, die in den schnellen Kurven wie der 'Curva Grande' und der 'Parabolica' stark belastet werden. Die ebene Pistenoberfläche ermöglicht das Fahren mit niedrigem Bodenabstand, was in den Kurven zu besserer Bodenhaftung führt und die sowieso schon flach eingestellten Flügel noch flacher werden lässt. Zu 71 Prozent in der Runde geben die Piloten Vollgas und sorgen dafür, dass der Benzinverbrauch dementsprechend hoch ist. Vor der ersten Schikane, die vor dem letztjährigen Rennen umgebaut wurde, werden die Piloten Geschwindigkeiten von über 345 km/h erreichen.

2000
Der Sieg von Michael Schumacher wird überschattet vom Tod des Feuerwehrmanns Paolo Ghislimberti, der nach einer schweren Kollision von einem umherfliegenden Reifen tödlich getroffen wurde. Schumacher bricht bei der Pressekonferenz in Tränen aus, er fuhr seinen 41. Sieg heraus und zog damit mit Ayrton Senna gleich. Mika Häkkinen kommt vor seinem McLaren-Mercedes-Teamkollegen David Coulthard auf den zweiten Platz.

1999
Mika Häkkinen - der noch nie ein Rennen in Monza gewinnen konnte - rutscht in Führung liegend von der Strecke und der Druck entleert sich in Tränen. Heinz-Harald Frentzen gewinnt im Jordan vor Ralf Schumacher im Williams und Mika Salo im Ferrari, der den verletzten Michael Schumacher vertrat.

1998
Michael Schumacher holt vor seinem Teamkollegen Eddie Irvine den ersten Doppelsieg in Monza für Ferrari seit einem Jahrzehnt. Ralf Schumacher im Jordan wird Dritter. Johnny Herbert hat in Runde 12 einen schweren Unfall, als sich eine vergessene Zange eines Mechanikers unter dem Bremspedal verklemmt.

1997
Sieg für David Coulthard im McLaren-Mercedes, den dieser der verstorbenen Prinzessin Diana widmet, die am Vortag beerdigt worden war. Jean Alesi im Benetton wird Zweiter vor Heinz-Harald Frentzen im Williams-Renault.

1996
Mit dem "Gurkenferrari" holte Michael Schumacher zur Verblüffung aller seinen ersten Sieg für Ferrari in Italien und überschattet dabei den Titelkampf zwischen den beiden Williams-Piloten Jacques Villeneuve und Damon Hill. Dem späteren Weltmeister Hill wurde zehn Tage vor dem Rennen mitgeteilt, dass er das Team verlassen muss. Der Brite dreht sich in Führung liegend von der Strecke.