Vor dem Saisonauftakt: Wer hat im Mittelfeld die besten Karten?

Force India, Sauber und Toro Rosso - in der Konstrukteurswertung 2013 auf Plätzen sechs bis acht - drängen nach vorn, doch wem gelingt dieser Schritt am ehesten?

(Motorsport-Total.com) - Neben den Fragen, welches Team in zwei Wochen beim Auftakt der neuen Formel-1-Saison die Nase vorn haben wird und welche Teams das neue Rennjahr mit Rückstand beginnen, stellt sich ebenso die Frage, wer sich im Mittelfeld durchsetzen und am ehesten seine Fühler in Richtung Spitze ausstrecken wird.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Force India hinterließ bei den Testfahrten in Bahrain einen starken Eindruck Zoom

Auf dem Papier, sprich anhand der Konstrukteurswertung des Vorjahres, bilden Force India, Sauber und Toro Rosso das Mittelfeld. Doch wird das auch in Melbourne noch so sein oder gibt es Ausreißer nach oben oder unten? Ausgehend von den Erkenntnissen der Wintertestfahrten dürften die Chancen nach vorn zu kommen speziell für Force India nicht schlecht stehen.

Mit dem Mercedes-Antriebsstrang im Heck des VJM07 hat das Team von Vijay Mallya den vielleicht größten Trumpf des Jahres 2014 auf seiner Seite. Zudem hat man in Person von Sergio Perez und Nico Hülkenberg zwei Fahrer unter Vertrag, die vom fahrerischen Potenzial her beide auf das Podest fahren können. Ungeachtet der Statistik ihrer bisherigen Formel-1-Laufbahnen - drei Podestplätze für Perez und null Podestplätze für Hülkenberg - ist Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger nur von einem der beiden Force-India-Fahrer wirklich überzeugt.

Force India: Testfahrten lassen hoffen

"Mit Hülkenberg im Auto und dem Mercedes-Motor im Heck kann Force India in diesem Jahr die führende Rolle in der zweiten Liga spielen", schildert Berger gegenüber 'auto motor und sport' seine Gedanken und schiebt hinterher: "Perez überzeugt mich irgendwie nicht so." Eines steht für den Österreicher indes fest: "Force India wird vom Mercedes-Motor profitieren. Vor diesem Team kann ich nur meinen Hut ziehen. Seit Jahren machen die aus wenig sehr viel. Von den Mittelfeld-Teams ist es klar das beste."


Fotos: Testfahrten in Sachir


Im direkten Vergleich mit Sauber und Toro Rosso wird dieser Eindruck durch die letzte Testwoche in Bahrain durchaus untermauert. Perez fuhr sowohl am Donnnerstag als auch Freitag Bestzeit und spulte in beiden Fällen mehr als 100 Runden ab. Teamkollege Hülkenberg brachte es am Samstag ebenfalls auf mehr als 100 Runden und reihte sich in der Zeitenliste auf Platz sechs ein.

Erster Verfolger von Force India in der Konstrukteurswertung des Jahres 2013 war Sauber. Was kann das Schweizer Team mit Neuzugang Adrian Sutil im Cockpit in diesem Jahr ausrichten? "Mit Sutil haben sie sich einen Fahrer geholt, der konstant gute Rennen fährt. Von Gutierrez bin ich noch nicht überzeugt, aber er ist ja noch jung. Ich hatte ihm trotzdem im ersten Jahr mehr zugetraut. Jetzt muss der Knoten aufgehen", meint Berger.

Sauber: Berger erkennt Spirale in die falsche Richtung

Adrian Sutil

Sauber kommt bisher nicht ganz an die Force-India-Performance heran Zoom

"Ich halte von Monisha Kaltenborn sehr viel. Trotzdem bin ich nicht hundertprozentig überzeugt", äußert der Österreicher Bedenken bezüglich eines Sauber-Aufschwungs und begründet: "In der Formel 1 passiert alles in Spiralen. Und bei Sauber bewegt sie sich seit einiger Zeit nach unten."

Anders als beispielsweise im Falle von Williams, wo der WM-Dritte von 1988 und 1994 einen klaren Aufwärtstrend erkennt, sieht er "bei Sauber nicht die Anzeichen, dass sich das drehen könnte". Beim Jerez-Test wie auch beim ersten Bahrain-Test bewegte sich Sauber sowohl in puncto Rundenzeit als auch in puncto Laufleistung regelmäßig im Bereich von Platz fünf bis sieben. Bei der letzten Testwoche des Winters zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.

Als Grund für seine Bedenken macht Berger vor allem die Tatsache fest, dass Sauber mit Ferrari-Antrieb unterwegs ist, während Force India und auch das wiedererstarkte Williams-Team Mercedes-Power im Heck haben. Auch McLaren, im vergangenen Jahr Fünfter der Konstrukteurswertung, setzt in diesem Jahr noch einmal auf Mercedes, bevor man 2015 wieder mit Honda-Power antritt.

Toro Rosso: Wechsel zu Renault zum falschen Zeitpunkt?

Daniil Kwjat

Toro Rosso erlebte bisher kaum einen Testtag ohne technische Gebrechen Zoom

So hält Berger, dem Sauber "wegen der Nähe zu Österreich, der Vergangenheit und wegen Peter Sauber" am Herzen liegt, angesichts der Motorensituation fest: "Ich weiß nicht, ob das Team in der Lage ist, das mit einem super Auto zu kompensieren."

Und was ist mit Toro Rosso, dem dritten Mittelfeld-Team Stand Ende 2013? Das B-Team von Red Bull hat im Winter den Wechsel von Ferrari- auf Renault-Power vollzogen. "Der Schritt zu Renault war wegen der Synergien mit Red Bull verständlich, doch er kam vielleicht im falschen Moment", befürchtet Berger angesichts der massiven Zuverlässigkeitsprobleme am V6-Turbo aus Viry-Chatillon während der Testfahrten.

Eigentlich hätte der Österreicher vom Team, bei dem er einst als Teilhaber an Bord war, "jetzt den nächsten Schritt erwartet, doch das wird schwierig, weil mit Renault zur Zeit die Handbremse angezogen ist". Bei den Testfahrten auf dem Circuito de Jerez und dem Bahrain International Circuit knackte Toro Rosso an keinem einzigen Tag die 100-Runde-Marke.