Von Lotus nicht bezahlt: Valsecchi wartet auf "Kellner-Gage"

Ex-GP2-Champion Davide Valsecchi ist ebenfalls ein Opfer der Lotus-Finanzkrise, verrät aber, dass er 2013 beinahe Romain Grosjean ersetzt hätte

(Motorsport-Total.com) - Davide Valsecchi musste in der vergangenen Saison einige Rückschläge hinnehmen. Der amtierende GP2-Champion hatte damals bei Lotus als Ersatzpilot angeheuert - abgesehen von einem Winter-Testtag in Barcelona und einer Gelegenheit beim Young-Driver-Test in Silverstone blieb der Italiener aber ohne Einsätze.

Titel-Bild zur News: Davide Valsecchi

Tage der Verzweiflung: Valsecchi befand sich bei Lotus in der Warteschleife Zoom

Und das, obwohl sich Stammpilot Kimi Räikkönen zu Saisonende einer Rückenoperation unterzog und dadurch ein Platz freigewesen wäre. Doch das Team entschied sich für Heikki Kovalainen, was bei Valsecchi für großen Ärger sorgte. "Das war eine bittere Enttäuschung, ein moralischer Rückschlag", sagt er gegenüber 'f1passion.it'. "Ich habe es aber geschafft, das runterzuschlucken."

Kovalainen statt Valsecchi: der Stachel sitzt tief

Geld soll bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt haben - "weder bei Kovalainen noch bei mir". Laut Valsecchi wollte Lotus einfach nur Ferrari in der Konstrukteurs-WM schlagen. "Hätte man mich um Geld gebeten, dann hätte ich vielleicht einen Moment lang darüber nachgedacht, aber ich hatte keines, nicht einmal einen einzigen Euro", klagt er sein Leid. "Aber ich war erfolgshungrig - und bin es immer noch. Und Lotus weiß das."

Nach wie vor ist er davon überzeugt, dass es die falsche Entscheidung war, den Finnen zu engagieren: "Wenn man sich die letzten zwei Saisonrennen ansieht, dann wäre es viel besser gewesen, mich oder Hülkenberg zu nehmen - und ich bin sicher, dass es bei Lotus Leute gab, die gleich dachten."

"Mein Gehalt war mit dem eines Kellners vergleichbar." Davide Valsecchi

Der Italiener musste aber nicht nur vergeblich auf Einsätze warten, er wurde bislang laut eigenen Angaben auch "noch nicht bezahlt. Ich bin sicher, dass sie das begleichen werden, sobald sie dazu in der Lage sind." Sein Gehalt sei zwar nur mit dem "eines Kellners vergleichbar" gewesen, dennoch habe sich das Team ihm gegenüber immer fair verhalten. "Auch, als sie Zweifel an Grosjean hatten und mich anwiesen, zu trainieren. Und auch als sie mich informierten, dass Kovalainen kommen wird."

Flucht in die IndyCar-Serie?

Doch wie wird es nun mit Valsecchi weitergehen? Er rechnet sich kaum Chancen aus, sich den Traum von Formel-1-Comeback doch noch zu verwirklichen. "Solange es Fahrer wie die Mexikaner oder Venezolaner gibt, die sogar 15 Millionen Euro bringen, wenn nicht mehr, ist das für mich eine Mission impossible", seufzt der 26-Jährige. Zumal die italienische Baubranche, in der seine Familie tätig ist, in der Krise steckt und er daher nur bedingt auf finanzielle Hilfe aus den eigenen Reihen hoffen darf.

Daher steht über seiner Zukunft derzeit ein Fragezeichen. "Klar, wenn mich jemand anrufen würde, ohne um Geld zu bitten, dann wäre ich sofort bereit", erklärt er seine Grundbedingung. Auch die USA sind für ihn eine Option: "Ich mache keinen Hehl daraus, dass es mein Wunsch wäre, in die IndyCar-Serie zu wechseln. Da gibt es jemanden, der die Hand nach mir ausstreckt, obwohl ich in den USA nicht so berühmt bin wie in Europa, wo meine Errungenschaften aus der GP2 bekannt sind."