• 14.03.2010 11:46

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Virgin will neuen Entwicklungsrekord aufstellen

Richard Branson ist zufrieden mit dem Start seines Teams, Nick Wirth denkt aber schon weiter und will McLarens Aufholjagd von 2009 übertreffen

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock war gestern schnellster Vertreter der drei neuen Teams und erreichte damit das erste Zwischenziel von Virgin. Der Weg zur Spitze ist aber noch weit - ungefähr fünf Sekunden fehlen derzeit auf Red Bull, Ferrari und Co. Aber Chefdesigner Nick Wirth, der bekanntlich ohne Windkanal und nur mit CFD arbeitet, will diesen Rückstand schnell aufholen.

Titel-Bild zur News: Richard Branson

Richard Branson fühlt sich in seiner neuen Rolle beim Virgin-Team wohl

"Wir haben ein gutes Entwicklungsprogramm für dieses Jahr, aber ich verrate nicht, wie viele Sekunden wir finden werden, wenn es voll aufgeht", erklärt der ehemalige Simtek- und Benetton-Konstrukteur. "Die Leute reden darüber, wie viel McLaren vergangenes Jahr aufgeholt hat, aber ich denke, wir würden sogar einen neuen Rekord aufstellen, wenn wir unseren Plan umsetzen können - noch dazu innerhalb unseres kleinen Budgets."#w1#

Wirth optimistisch für die Zukunft

Wirth hat für das erste Rennwochenende nichts anderes erwartet als einen großen Abstand zu den etablierten Teams, doch noch im Verlauf dieser Saison soll der Anschluss geschafft werden: "Wenn wir schneller entwickeln können als unsere Gegner, uns respektabel verkaufen und trotzdem noch ein bisschen Schlaf abbekommen, dann haben wir vorerst alle Ziele erreicht und wir können es weiter nach vorne schaffen", so der Brite.

Darauf hofft auch Richard Branson, dessen Virgin-Gruppe dem Team den Namen gibt. Für Branson ist die Situation völlig neu: Im Vorjahr vermittelte ihm Bernie Ecclestone vier Tage vor dem Saisonauftakt den sensationell günstigen Brawn-Deal - als wichtigster Sponsor des späteren Weltmeisterteams. Doch von einem Doppelsieg wie 2009 in Australien wagt der Milliardär an diesem Wochenende nicht einmal zu träumen.

¿pbvin|512|2505||0|1pb¿"Es war schon anders, aber genauso aufregend! Das Ziel des Teams ist, bestes neues Team zu sein - mit einem Budget, das beinahe nur die Hälfte der anderen neuen Teams beträgt", so der vielleicht populärste Milliardär der Welt nach dem Qualifying. "Wenn man bedenkt, dass sie nur ein paar Monate Zeit hatten, um das Auto zu bauen, haben sie sich hervorragend geschlagen. Wir sind jetzt ein echtes Rennteam! Das ist sehr aufregend."

Branson vergleich sein Formel-1-Projekt mit dem Heranwachsen eines Menschen: "Das Baby wurde heute geboren, aber jetzt muss es zu einem Kind und dann zu einem Erwachsenen werden. Wir hoffen, dass das schneller gehen wird als in der Realität. Ich bin sehr stolz und keineswegs unzufrieden. Der Rückstand ist auch gar nicht so groß, wie er aussieht, denn Bahrain ist eine sehr lange Strecke. Das darf man nicht vergessen."

Verständnis für kleine Pannen

Dass zwischendurch mal ein Rad abflog, nimmt er nicht tragisch: "Die Jungs hatten seit 60 Stunden nicht mehr richtig geschlafen. Wenn man so hart arbeitet, kann so etwas schon mal passieren", sagt der Brite und gibt seine Hoffnungen für heute preis: "Wir hatten so wenig Trainingszeit, dass ich schon sehr glücklich darüber wäre, ein Auto ins Ziel zu bringen. Zwei wären ein Traum, aber über eins würde ich mich auch freuen."

Branson macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er sich nicht dauerhaft mit der Rolle des Nachzüglers zufrieden geben will. Als Vorbild betrachtet er das Projekt von Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz, das aus dem ehemaligen Jaguar-Team hervorgegangen ist: "Red Bull hat auch klein angefangen und heute stehen sie vor Ferrari. Ich hoffe, dass wir Red Bull eines Tages überholen werden, aber irgendwo muss man halt anfangen."


Fotos: Virgin, Großer Preis von Bahrain, Samstag


Und Branson wittert auch einen Vorteil für Virgin: "In ein paar Jahren werden wir schon genau wissen, wie es ist, mit 40 Millionen Pfund ein Team zu führen, während sich die anderen erst an dieses Niveau gewöhnen müssen. Dann wird sich alles angleichen", sagt er über die Kosteneinsparungen. "Ja, das wird noch ein paar Jahre dauern, klar, aber wir haben viele erfahrene Leute im Team. Wir hoffen daher eher auf drei bis fünf Jahre als auf fünf, um Erfolg zu haben."

Wirth ist übrigens begeistert vom prominenten Hauptinvestor des Teams: "Im Winter hatten wir ein paar Probleme. Da hat sich Richard genau erkundigt. Es ist schön, wenn derjenige, der seinen Namen für das Team hergibt, so leidenschaftlich dabei ist und Interesse zeigt. Vor dem Qualifying war er genauso nervös wie wir - und danach genauso glücklich! Das war jetzt der erste Schritt. Im Rennen sind wir vielleicht sogar schon näher dran."