Vettel sieht Formel-1-Wandel skeptisch: "Bin Traditionalist"

Mit einer neuen Hymne und anderen Dingen krempelt Liberty Media die Formel 1 um: Was Ferrari-Pilot Sebastian Vettel davon hält und welche Fortschritte Ricciardo sieht

(Motorsport-Total.com) - Die Abschaffung der Gridgirls, die neuen Startzeiten, das neue Logo und die Formel-1-Hymne sorgten bei den Fans für heftige Diskussionen. Nicht alle sind mit den von Liberty Media durchgeführten Änderungen glücklich. Doch wie sehen das die Piloten? "Ich bin ein Traditionalist, und ich neige dazu, an gewissen Dingen festzuhalten", meint Ferrari-Star Sebastian Vettel. "Ich bin verwirrt, warum die Rennen später beginnen, ein bisschen traurig, dass es keine Gridgirls mehr gibt, aber abgesehen davon gibt es noch nicht viele Änderungen. Wir müssen noch abwarten."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Wohin entwickelt sich die Formel 1 unter Liberty? Vettel hat seine Zweifel Zoom

Die neue Hymne stößt auch nicht gerade auf enorme Begeisterung bei Vettel. "Ich habe sie gerade gehört, und es erinnert mich ein bisschen an die englische TV-Sendung Gladiators, die ich manchmal am Samstagabend angesehen habe", verweist er auf eine martialische Wrestling-Gameshow, die der Kabelsender in den 1990er-Jahren ausstrahlte und die 2008 ein Comeback feierte. "Wir sind also die neuen Gladiatoren."

Dafür kann er den Bemühungen von Liberty etwas abgewinnen, das Fanerlebnis zu verbessern und die Zuschauer näher an ihre Idole heranzubringen. Er sieht die neuen Formel-1-Eigentümer aber erst am Anfang ihrer Mission: "Es wird ein langer Lernprozess sein, wohin die Reise gehen soll. Ich glaube nicht, dass irgendjemand in diesem Raum genau weiß, was der Schlüssel zum Erfolg der Formel 1 der Zukunft sein wird. Das ist eine schwierige Frage, aber sie geben ihr Bestes, und wir versuchen, sie so gut wie möglich zu unterstützen."

Ricciardo sieht Schritt in richtige Richtung

Auch wenn Vettel als Pilot wenig von den Fanaktivitäten rund um die Rennstrecke mitbekommt, hat er laut eigenen Angaben positive Rückmeldungen erhalten. "Es gab mehr Dinge, die man tun konnte, es habe mehr Spaß gemacht." Noch könne er aber nicht viel sagen, "weil sich aus Fahrersicht nicht viel geändert hat. Die Regeln waren bereits festgelegt, bevor die neuen Leute gekommen sind."

Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo steht den Versuchen von Liberty Media, die Formel 1 zugänglicher und offen zu machen, auf jeden Fall positiv gegenüber. "Man hat das Gefühl, dass es jede Woche das gleiche ist. Jeder verschwindet gleich im Motorhome, dabei gibt es viele Freunde, Fans und VIPs im und außerhalb des Fahrerlagers, aber sie sind ausgeschlossen", beschreibt er das Problem. Daher gibt es im Fahrerlager seit dem Vorjahr bei den Europarennen eine Bar und einen Gemeinschaftsbereich, der für mehr soziale Interaktion sorgen soll. "Sie sorgen auch für Musik im Fahrerlager und für ein bisschen Atmosphäre", findet er lobende Worte.

Sebastian Vettel

Fannähe: Sebastian Vettel beim Autogramme schreiben im Albert Park Zoom

In Melbourne habe das zwar immer schon funktioniert, aber nicht bei allen Rennen. "Sie lernen jetzt, einige dieser Strategien anzuwenden und dem Rennen ein bisschen mehr Eventcharakter zu geben", fällt Ricciardo auf. "Es dreht sich nicht mehr alles um den Sonntagnachmittag, sondern es passiert etwas mehr."

Vettels Vorschlag: Piloten sollten Halo selbst designen

Doch nicht in allen Bereichen wird die Formel 1 dieses Jahr zugänglich. Durch den Cockpitschutz Halo verschwindet der Helm für die Zuschauer noch mehr im Boliden, was es von der Tribüne noch schwieriger macht, die Fahrer in ihren Boliden voneinander zu unterscheiden. "Inzwischen ist es fast sinnlos, ein Helmdesign zu haben", meint Lewis Hamilton. "Wahrscheinlich werde ich bei meinem Helm die Farbe loswerden, denn das spart ein bisschen Gewicht", scherzt er. Lösung für dieses Problem falle im auch keine ein.

"Wir sollten die Erlaubnis erhalten, den Halo zu designen", wirft Vettel ein, der laut eigenen Angaben in Fan-Zeiten durchaus wert legte auf die unterschiedlichen Helmdesigns. "Leider können wir die Halo-Position nicht verändern, wir können das System nicht im Heck anbringen." Wenn die Piloten selbst entscheiden dürften, wie sie die Vorrichten bemalen, "dann könnte das ein Unterscheidungsmerkmal werden", meint der Ferrari-Pilot.

Für Ricciardo würde es währenddessen bereits eine eindeutig erkennbare Markierung tun. "Manchmal hat ja ein Fahrer eine gelbe Kamera, damit man die Teamkollegen besser unterscheiden kann. Vielleicht kann man da beim Halo auch etwas machen, damit die Fans eine Ahnung haben, wer da hinterm Lenkrad sitzt, denn so sieht man den Helm ja kaum."